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Schloss Neuschwanstein: Minister Söder: Musikant darf am Schloss wieder spielen

Schloss Neuschwanstein

Minister Söder: Musikant darf am Schloss wieder spielen

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    Jahrelang hat Kay Reinhardt am Schloss Neuschwanstein für Touristen seine Drehleier gespielt. Das wurde ihm verboten. Nun beschäftigt sich der Landtag mit dem Thema.
    Jahrelang hat Kay Reinhardt am Schloss Neuschwanstein für Touristen seine Drehleier gespielt. Das wurde ihm verboten. Nun beschäftigt sich der Landtag mit dem Thema. Foto: Ryszard Piwowar/dpa

    Kay Reinhardt hat einen Lieblingsplatz. Der liegt bei der Marienbrücke - direkt gegenüber von Schloss Neuschwanstein. Dort spielte der Musiker jahrelang seine Drehleier, sang Volkslieder und war glücklich. "Die Leute freuen sich, ich freue mich, im Hut landen einige Euro und ich bin beschäftigt", sagt der 53-Jährige. Doch seit diesem Sommer ist Reinhardts Musik am Märchenschloss von König Ludwig II. verstummt. Die Schlossverwaltung hat ihm verboten, dort zu spielen. Der Musiker aus Oberbayern hält das Spielverbot für eine Ungerechtigkeit, wie er sagt. Daher hat er den Petitionsausschuss des bayerischen Landtags angerufen.

    Finanzminister Markus Söder (CSU) hat das Spielverbot für den Barden von Neuschwanstein schließlich am Mittwoch aufgehoben. Kay Reinhardt darf künftig wieder mit seiner Drehleier in der Nähe des Schlosses bei Schwangau Volkslieder singen. Das habe Söder entschieden, sagte eine Ministeriumssprecherin am Mittwoch. Die Entscheidung ist allerdings nur ein Kompromiss: Denn Reinhardt hat keinen Anspruch auf seinen bisherigen Platz an der Marienbrücke gegenüber des Schlosses.

    Ehemaliger Museumsleiter

    Reinhardt war früher Museumsleiter in Schongau, Ulm und Marktoberdorf. Nachdem seine Bemühungen um eine neue Anstellung scheiterten, sattelte der Historiker aus Rott am Lech um. Seit acht Jahren arbeitet er nun freiberuflich als Journalist und Künstler. 2007 hat er damit begonnen, an der Marienbrücke zu musizieren - für eine freiwillige Spende in seinen Hut. "Der Platz ist ideal. Er liegt im Wald, hier störe ich niemanden. Und die Menschen müssen nicht direkt an mir vorbei laufen, wenn sie das nicht wollen", sagt er. Doch seine Musik, die er im historischen Kostüm vorträgt, hätte viele Menschen angesprochen. Einige hörten nur zu, andere setzten sich neben ihn auf eine Bank und suchten den Kontakt. Wieder andere ließen sich mit ihm fotografieren.

    Etwa 60 bis 70 Mal im Jahr hat er seinen Platz an der Marienbrücke eingenommen, sagt Reinhardt. "Viele kannten mich schon. Einige Reiseführer haben mich sogar in ihre Tour eingebaut." Vor zwei Jahren wurde der Musiker vom damaligen Schlossverwalter zu einem Gespräch eingeladen. Der habe ihm daraufhin die Erlaubnis, im Schlossbereich zu spielen, schriftlich erteilt und ihm kostenlos einen Berechtigungsschein ausgestellt, sagt Reinhardt.

    Security-Mitarbeiter vertrieb ihn

    Die neue Schlossverwaltung jedoch dulde keine Künstler mehr am Schloss. Am 8. August hat Reinhardt deshalb zum letzten Mal an der Marienbrücke seine Drehleier ausgepackt. "Irgendwann kam ein Security-Mitarbeiter zu mir und sagte, er habe den Auftrag, mich zu vertreiben." Schon 2013 sei ihm das Spielen am Schloss untersagt worden. Reinhardt setzte daraufhin eine Weile aus, spielte dann aber weiter. Nachdem ihm rechtliche Schritte angedroht wurden, falls er trotz des Verbots weiter in Schlossnähe musiziert, stellte Reinhardt das Spielen endgültig ein.

    Das Verbot bringe ihn aber in finanzielle Nöte, sagt Reinhardt. Zudem könne er die Gründe nicht nachvollziehen. "Mit meiner Musik leiste ich einen Beitrag zur kulturellen Bildung", sagt er. "Ich wäre auch bereit, dafür eine Gebühr zu bezahlen."

    Kay Reinhardt darf weiter singen

    Die SPD-Fraktion hatte sich bereits im Vorfeld der Landtags-Debatte  für den Barden von Schloss Neuschwanstein stark gemacht. Nach Auffassung des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Landtagsfraktion, Volkmar Halbleib, sei es "unfair und schlechter Stil", dem Künstler nun plötzlich die Genehmigung zu streichen, nachdem er jahrelang mit Erlaubnis der Schlossverwaltung seine historischen Lieder für die Besucher aus aller Welt sang. "Er hat sich ja nichts zuschulden kommen lassen." Nun darf Reinharst also weiter singen.

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