Kaltenberg In den vergangenen Jahren gehörte der bange Blick gen Himmel zu einer der meistabsolvierten Übungen auf Schloss Kaltenberg. Hält das Wetter oder verregnet Petrus wie allzu oft gerade den Auftakt der Ritterspiele? Hat er nicht, im Gegenteil: Im Jahr der allgemeinen Wetterkapriolen liegt das herrschaftliche Gelände im Norden des Landkreises Landsberg ganz offensichtlich auf der Sonnenseite des (Mittelalter-)Lebens. Allein zur Gauklernacht am Freitag, erstmals Premierenveranstaltung des Kaltenberger Ritterturniers, kamen rund 11000 Besucher und feierten bis in die frühen Morgenstunden ein rauschendes Fest.
Die Gauklernacht als Turnierauftakt, das gab es noch nie in der nun schon 34-jährigen Geschichte des Kaltenberger Ritterturniers. Für die Verantwortlichen um Luitpold Prinz von Bayern schon ein gewagtes Unterfangen, diese beliebte, eher romantisch eingehüllte „Gegenveranstaltung“ zum polternd Waffen klirrenden Actionspektakel an den Anfang des international bekannten Ritterturniers zu setzen.
Den Fans von Gauklern, Minnesängern, Akrobaten, Hexen und Magiern war es egal, sie strömten wieder zu tausenden – 11000 waren es auch in diesem Jahr – aufs gefühlt immer enger werdende Marktgelände. Markus Wiegand, Pressechef des Mittelalter-Events: „Wir haben bewusst etwa 1000 bis 1500 Karten weniger abgegeben, um mehr Raum zu schaffen.“ Eine Maßnahme, die nur bedingt von Erfolg gekrönt war. Obwohl das Gelände im Waldbereich erneut vergrößert worden war, obwohl bewusst weniger Akteure als sonst verpflichtet wurden – die Zuschauer drängten sich durch die Gassen und vor die Veranstaltungsbühnen, spontane Besuche von Schauspielen bargen das Risiko eines verbleibenden reinen „Hör-Genusses“.
Der Schwarze Ritter will dauerhaft die Macht
Der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Wie beabsichtigt, entwickelte sich die Gauklernacht, zusammen mit dem Wetter, zu einem Atmosphären-Katalysator für die Reise ins Kaltenberger Mittelalter – ebenso wie ein harter Besucherkern, der auch am nächsten Tag erneut in seine historischen Gewänder stieg, um nun den Rittern, Königen und Abenteurern seine Aufwartung zu machen. Für Markus Wiegand war es ein „gelungener Launch in die Story“, er hätte auch sagen können, „eine schöne Einstimmung für das, was nach dem Gauklerfest kommt“: das nächste Fest.
„Der Magische Ring“ verzaubert nämlich seit Samstag die Anhänger von Gut und Böse, Waffengeklirr und temperamentvolle Streitrösser. Der Schwarze Ritter (Frédéric Laforêt) ritt wieder vor ausverkaufter Arena und versuchte, die Macht endlich einmal dauerhaft von seinem ständigen Widersacher Ludovic Gortva (als König Tassilo von Bayern) an sich zu reißen. Ein Feuer speiender Drache, brennende Hütten, eine Schar tapferer Kinder, Trolle und Zwerge säumen seinen Weg sowie eine ebenso anmutige wie temperamentvolle und schlagkräftige Königin des Nordens, Asmunda (Marion Levavasseur).
So gingen dieses Mal nicht die Blicke, sondern auch während des Turniers die Hände der Zuschauer in Richtung Himmel – jedoch nicht zum Stoßgebet, sondern für eine fortwährende von Begeisterung getragene La-Ola-Welle.