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Schicksale: Durch "Oma und Opa erzählen" ein Wiedersehen nach 70 Jahren

Schicksale

Durch "Oma und Opa erzählen" ein Wiedersehen nach 70 Jahren

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    Story Oma & Opa Wiedersehen im Krieg aus den Augen verloren - jetzt Wiedersehen in Bonsetten Cilli Stickruth mit "ihren" Buben Otto Friedl (links) und Erich Friedl
Mädchenname Cilli  Cilli Zöll
Foto: Fred Schöllhorn
    Story Oma & Opa Wiedersehen im Krieg aus den Augen verloren - jetzt Wiedersehen in Bonsetten Cilli Stickruth mit "ihren" Buben Otto Friedl (links) und Erich Friedl Mädchenname Cilli Cilli Zöll Foto: Fred Schöllhorn Foto: Fred Schöllhorn

    Tränen schießen ihm in die Augen und die Stimme versagt, als sie vor ihm steht. Nun nicht mehr im Sudetenland, sondern in Bonstetten im Landkreis Augsburg. Er ist nicht mehr acht, sie nicht mehr 19. Sie haben Häuser gebaut, Kinder geboren, ein ganzes Leben gelebt. Mehr als 70 Jahre ist es her, dass sie sich aus den Augen verloren haben. Doch als sie an diesem Tag an seiner Tür klingelt, umarmt er sie herzlich. „Das ist ein einmaliges Erlebnis“, sagt Otto Friedl und schaut gerührt hinüber zu Cilli Stickruth.

    "Oma und Opa erzählen" bringt zwei alte Bekannte wieder zusammen

    Der 79-Jährige und die 91-Jährige: An diesem Tag sehen sie sich zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder. Ein glücklicher Zufall – möglich geworden durch die Serie „Oma und Opa erzählen“, die regelmäßig in unserer Zeitung erscheint. Otto Friedl schrieb seine Erinnerungen an Cilli auf und schickte sie mit alten Fotos an die Redaktion. Als der Artikel erschien, las auch Cilli Stickruth die Zeitung – und entdeckte sich plötzlich auf einem der Bilder: „,Ja, spinn ich‘, hab ich mir da gedacht“, sagt die rüstige 91-Jährige. Sie telefonierten und verabredeten sich.

    Viel Zeit für Gefühle bleibt bei dieser Begegnung aber nicht, denn die ganze Familie ist gekommen, um den Moment mitzuerleben. Kinder und Enkel, Otto Friedls Bruder Erich, selbst die Nachbarin. Es gibt Kaffee, Kuchen und Sekt – und viel zu erzählen. Auf dem Tisch liegen alte Fotos und Postkarten von Volary in Tschechien. Dem Ort, an dem sich Otto Friedl und Cilli Stickruth im Winter 1941/42 kennenlernten. „Damals hieß er noch Wallern“, sagt Friedl. Und Cilli Stickruth noch Söll.

    Nach dem Krieg wurde Otto Friedls Familie ausgesiedelt

    Mit 19 Jahren schickte sie der Reichsarbeitsdienst in den Böhmerwald. Zwei Wochen half sie im Haushalt der Friedls aus, da die Mutter an Diphtherie erkrankt war. Die junge Frau kümmerte sich um den achtjährigen Otto und seinen dreijährigen Bruder Erich. „Brav war ich ja nicht“, erinnert sich Otto Friedl. Cilli Stickruth protestiert, liebevoll legt sie ihre Hand auf seinen Arm: „Dieses Gefühl hatte ich nicht.“

    Cilli habe immer von Augsburg gesprochen, ihrer Heimat. Auch das weiß der Rentner noch. Dass es ihn selbst einmal nach Schwaben verschlagen würde, konnte er nicht ahnen. Cilli Söll ging zurück nach Deutschland, schickte noch ein paar Briefe und Fotos von sich. Der Kontakt brach jedoch ab, als die Friedls 1946 aus der damaligen Tschechoslowakei ausgesiedelt wurden und nach Illertissen kamen. Dort lernte Otto Friedl seine Frau Rosi kennen. Er wurde Lokführer, lebte in

    Die 91-Jährige Cilli Söll blieb all die Jahre in Augsburg

    Weil er wissen wollte, was aus der damaligen Haushaltshilfe geworden ist, wandte er sich an die Zeitung. Dass sich Cilli Stickruth meldete, freut auch Ehefrau Rosi: „Das hätte keiner gedacht, sie hätte ja auch in Amerika oder sonst wo sein können.“

    Nach Amerika ging Cilli Söll nicht. Nach dem Krieg heiratete sie und blieb in Augsburg. Sie hatte nicht damit gerechnet, Otto Friedl und seinen Bruder Erich noch einmal wiederzusehen. „Ich wusste ja nicht einmal, dass sie hier sind.“ Erinnerungen kommen hoch an diesem Nachmittag: an eine Jugend im Krieg, an den Jahrmarkt in Wallern und an die Zwetschgenknödel, die Cilli zubereiten musste, obwohl sie als Augsburgerin das Rezept nicht kannte. Nach ein paar Stunden steht für Cilli Stickruth,

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