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Schauspielerin: Auf ewig das Spatzl: Ruth Maria Kubitschek wird 90

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Auf ewig das Spatzl: Ruth Maria Kubitschek wird 90

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    Sie das Spatzl, er der Stenz: An der Seite von Helmut Fischer war Ruth Maria Kubitschek in der Erfolgsserie „Monaco Franze“ zu sehen.
    Sie das Spatzl, er der Stenz: An der Seite von Helmut Fischer war Ruth Maria Kubitschek in der Erfolgsserie „Monaco Franze“ zu sehen. Foto: Istvan Bajzat, dpa

    Ruhig ist es um sie geworden, und Interviews gibt sie schon seit einigen Jahren keine mehr. Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek hat sich zurückgezogen. Sie lebt dem Vernehmen nach am Bodensee in der Schweiz, fernab des Filmgeschäfts, das sie ebenfalls längst aufgegeben hat. Sie habe es satt, jahrelang auf eine gute Rolle zu warten. Dies sei entwürdigend. Das sagte sie so in etwa schon vor zehn Jahren zu ihrem 80. Geburtstag. Am 2. August wird sie 90.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Schauspielerin bereits Glückwünsche zukommen lassen: „Meine Gratulation gilt einer großartigen Schauspielerin.“ Kubitschek habe über die Jahre ihr Publikum begeistert und sich durch ihr Lebenswerk Respekt und Anerkennung erworben. "Ein ums andere Mal ist es Ihnen gelungen, eigenwilligen Charakteren und gebrochenen Seelen Gestalt zu geben." Mit ihrer Kunst habe Kubitschek das kulturelle Leben Deutschlands bereichert.

    Als "Spatzl" in der Serie "Monaco Franze" wurde sie berühmt

    Die eigene Würde war ihr immer wichtig, auch in ihren Rollen. Über Jahrzehnte hinweg galt Kubitschek als die Grande Dame des deutschen Films. Sie spielte auch gerne die elegante Dame, konnte aber auch handfeste Charaktere darstellen. Von ihr in Erinnerung geblieben ist aber vor allem eine Rolle. Als „Spatzl“ in der Fernsehserie „Monaco Franze“ wurde Ruth Maria Kubitschek 1983 berühmt. Der Name rührte daher, dass der treulose

    Zu verdanken hat die Filmwelt dieses Serien-Highlight dem inzwischen leider verstorbenen Regisseur Helmut Dietl, der Kubitschek als Münchner Antiquitätenhändlerin Annette von Soettingen besetzte. Den Mann an ihrer Seite spielte mit wunderbarem Humor der unvergessene Helmut Fischer. Auch Fischer wurde durch die Rolle als Münchner Vorstadtstenz zur TV-Legende.

    Auch in "Kir Royal" spielte Ruth Maria Kubitschek mit

    Es war, nicht die einzige Serie, in der die Kubitschek glänzte. Auch „Kir Royal“ (ebenfalls von Dietl), eine sechsteilige Persiflage auf die Münchner Abendzeitung und ihre Klatschreporter, ist großartig. Hier ist Kubitschek als Verlegerin Friederike von Unruh zu sehen, die auf eine ebenso süffisante wie elegante Art ihren Klatschreporter Baby Schimmerlos davon überzeugt, dass es zwischen Boulevard-Berichterstattung und Anzeigenstornierungen durchaus Zusammenhänge gibt.

    Man könnte stundenlang über Kubitscheks Arbeit erzählen. Erinnern werden sich viele auch noch an „Das Erbe der Guldenburgs“. Auch das ein absoluter Serienhit, der von 1987 bis 1990 lief. Er handelte von einer stinkreichen Familie, von Lügen und Intrigen. Kubitschek gab die Brauereichefin Margot Balbeck, die Erzfeindin der Adelsfamilie „Guldenburg“.

    Kaum mehr in Erinnerung ist ihre Titelrolle des Durbridge-Dreiteilers „Melissa“. Mit ihm wurde Ruth Maria Kubitschek 1966 praktisch über Nacht bekannt. Ihre letzte Rolle spielte sie dann ziemlich genau 47 Jahre später als Frau Ella in einer Filmkomödie von Matthias Schweighöfer.

    Ruth-Maria Kubitschek in ihrer Rolle als Frau Ella mit Matthias Schweighöfer.
    Ruth-Maria Kubitschek in ihrer Rolle als Frau Ella mit Matthias Schweighöfer. Foto: Warner Bros, dpa

    1959 verließ Ruth Maria Kubitschek die DDR

    Schon als Kind wusste die kleine Ruth Maria, dass sie einmal Schauspielerin werden wollte, und studierte nach der Schulzeit Schauspiel in Halle und Weimar. 1959 kehrte sie nach einem Theaterengagement nicht mehr in die DDR zurück. Privat begab sich die im böhmischen Chomutov (deutsch: Komotau) geborene Mimin mit verschiedenen Büchern später auch auf eine Art Esoterik-Trip mit einer Neigung zu Meditation und „Naturgeistern“. Auch als Malerin war sie tätig.

    1976 begann Kubitschek eine spezielle Beziehung mit dem Anfang 2016 verstorbenen „Traumschiff“-Erfinder Wolfgang Rademann. Die sensible Schauspielerin und der Berliner Filmproduzent waren ein ungewöhnliches Paar. Nach eigenen Aussagen lebte sie allein und habe mit Rademann seit fast 30 Jahren „eher widerwillig“ eine Beziehung auf Distanz. Genaues weiß man aber nicht.

    Ruth Maria Kubitschek und ihr mittlerweile verstorbener Lebensgefährte Wolfgang Rademann 2013 in München.
    Ruth Maria Kubitschek und ihr mittlerweile verstorbener Lebensgefährte Wolfgang Rademann 2013 in München. Foto: Ursula Düren, dpa

    Umso klarer steht die Kubitschek einem anderen Thema gegenüber. In ihren letzten Interviews spricht sie über den Tod. Offenbar hat sie bereits ihre letzten Dinge geregelt. Der Zeitschrift Bunte sagte sie schon vor einigen Jahren, dass sie sich innerlich auf den Tod vorbereite. Ihr Testament liege ebenso wie ihre Patientenverfügung bei ihrem Anwalt.

    Den Rummel und den roten Teppich "hasste" die Schauspielerin

    „Natürlich liegt das nicht in meiner Hand, theoretisch könnte ich morgen ins Koma fallen. Aber sollte es möglich sein, möchte ich auf diesen wichtigen Schritt vorbereitet sein. In unserer Gesellschaft ist der Tod leider ein Tabuthema. Nicht für mich“, erzählte sie. Ihrem Sohn Alexander (das Kind aus ihrer Ehe mit Regisseur und Theaterintendant Götz Friedrich) habe sie genau geschildert, wie alles ablaufen soll.

    Die Schauspielerin will am Ende kein Grab. In der Schweiz dürfe man die Urne mit nach Hause nehmen, sagte sie. Man könne sie ins Wohnzimmer stellen oder unter einem Baum vergraben. Diese Vorstellung gefällt ihr. Sie möchte auch keinen Gottesdienst, sondern ein lustiges Fest mit Familie und Freunden in ihrer Gartenlaube.

    Zu wünschen wäre ihr, dass sie in dieser persönlichen Art und Weise auch ihren 90. Geburtstag feiern kann. Die große Show will Ruth Maria Kubitschek sowieso nicht mehr. Galas und Events der Filmindustrie vermisst sie nicht. „Ich habe diesen Rummel und die Auftritte auf dem roten Teppich immer gehasst, und ich bin so froh, dass es kein Muss mehr für mich gibt.“

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