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Schule und Corona: Samstagsunterricht? Was Lehrer und Familien denken

Schule und Corona

Samstagsunterricht? Was Lehrer und Familien denken

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    Homeschooling birgt nicht nur für die Schulkinder große Herausforderungen.
    Homeschooling birgt nicht nur für die Schulkinder große Herausforderungen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Bis vor rund 50 Jahren war an Bayerns Schulen die Sechs-Tage-Woche selbstverständlich. Zumindest an einigen Samstagen im Monat saßen die Schüler im Klassenzimmer. Nur sonntags hatten Kinder, Jugendliche und Lehrer frei. Angesichts des verlorenen Stoffs aus der Corona-Krise bringen Politiker verschiedener Couleur den Samstagsunterricht jetzt wieder ins Gespräch. Zudem sollten Lehrer demnach auch in den Ferien arbeiten, um Verpasstes wieder aufzuholen.

    Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Katja Suding schlug in der Bild vor, mit „Zusatzstunden am Nachmittag oder Samstag“ Lücken zu schließen. Und der fränkische Pädagoge Josef Kraus, bis 2017 Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands, fordert ganz konkret: „Die Kultusminister sollten für das Sommerhalbjahr Samstagsunterricht festlegen und die Prüfungen 2021 ganz an das Ende des Schuljahres oder in die ersten Tage der Sommerferien verschieben.“

    Katja Suding ist für Zusatzunterricht in den Ferien und am Wochenende.
    Katja Suding ist für Zusatzunterricht in den Ferien und am Wochenende. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Im Freistaat kommt diese Idee absolut nicht an. Heinz-Peter Meidinger, Kraus’ Nachfolger beim Lehrerverband, sagt auf Nachfrage ganz klar: „Der Vorschlag ist von Anfang bis Ende nicht durchdacht. Bei solchen Vorschlägen wird man das Gefühl nicht los, dass sich der ein oder andere Urheber solcher Ideen mittlerweile weit von der aktuellen Schulrealität entfernt hat.“

    Im Moment bewege sich die Belastung von Lehrkräften, Eltern und Schülern am Anschlag. „Da jetzt noch Samstagsunterricht draufzupacken, ist für Schüler und Eltern, die dann auch noch am Wochenende Hilfslehrkräfte spielen sollen, unzumutbar.“

    Meidinger: Samstagsunterricht hilft nicht gegen Wissenslücken

    Dass Schüler dieses Jahr Wissenslücken anhäufen, darin sind sich Bildungsexperten einig. In einer Forsa-Umfrage sagt jeder zehnte Lehrer in Deutschland, nahezu all seine Schüler hätten Lernrückstände. Jeder dritte sieht mehr als die Hälfte seiner Schüler hinterherhinken. Der Pisa-Chef Andreas Schleicher warnte kürzlich in unserer Zeitung, dass gerade Kinder aus sozial schwächerem Umfeld „zurückgeworfen“ werden.

    Zusätzlicher Samstagsunterricht ändere daran rein gar nichts, sagt Lehrerpräsident Meidinger. „Die Schülerinnen und Schüler, die wir während des letzten und des aktuellen Lockdowns im Distanzlernen nicht oder kaum erreichen, die erreichen wir auch am Samstag nicht.“

    Elternverband wehrt sich gegen die Sechs-Tage-Woche

    Auch die Vertreter der bayerischen Eltern wehren sich gegen die Sechs-Tage-Woche – und genauso gegen einen weiteren Vorschlag, den der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger aus München vorbringt. Der gelernte Mediziner hatte im Oktober mit seiner Idee Aufsehen erregt, die Weihnachtsferien „um bis zu vier Wochen“ zu verlängern. Sommerferien im Winter sozusagen. Am Ende hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Ferien immerhin um wenige Tage ausgedehnt.

    Eltern sitzen beim Distanzunterricht oft mit am PC.
    Eltern sitzen beim Distanzunterricht oft mit am PC. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Schon damals hatte Pilsinger analog vorgeschlagen, andere Ferien als Ausgleich zu verkürzen. Das will er immer noch. „Ich bin der Meinung, dass die Osterferien für alle um eine Woche verkürzt werden sollten und Schüler, die größere Wissenslücken haben, eine Woche zusätzlichen Unterricht am Anfang der Sommerferien erhalten sollten“, sagte Pilsinger auf Anfrage unserer Redaktion. Lehrer sollten diese Aufgabe freiwillig übernehmen können – und besonders honoriert werden.

    Henrike Paede, stellvertretende Vorsitzende des Elternverbands in Bayern, hält nichts davon, ständig Ferien ausfallen zu lassen. „Schon der Ausfall der Faschingsferien ist ein Problem, weil viele Kinder und viele Eltern am Ende ihrer Kraft sind.“ Sie findet es sinnvoller, dass Lehrer sich jetzt im Unterricht auf die wichtigsten Kernkompetenzen beschränken. Für Kinder, die vor dem Übertritt von der vierten Klasse in eine weiterführende Schule stehen, kann die Elternsprecherin aus Stadtbergen im Kreis Augsburg sich aber „freiwillige Angebote in den Ferien“ vorstellen.

    In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

    Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums festgelegt.

    Zunächst sollen Menschen an die Reihe kommen, die unter "höchste Priorität" eingestuft sind. Dazu gehören Bürgerinnen und Bürger, die älter als 80 Jahre sind, ...

    ...genauso wie Menschen, die in Pflegeheimen betreut werden oder dort arbeiten.

    Auch Pflegekräfte in ambulanten Diensten und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit erhöhtem Expositionsrisiko gehören dazu. Darunter fallen: Mitarbeiter in Corona-Impfzentren, Notaufnahmen oder Intensivstationen.

    "Höchste Priorität" haben außerdem Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Risikogruppen behandeln. Darunter ist zum Beispiel die Transplantationsmedizin gelistet.

    Als nächstes sollen Menschen geimpft werden, die unter "hohe Priorität" kategorisiert sind. In erster Linie sind das jene, die über 70 Jahre alt sind.

    Auch wer bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen aufweist, fällt in diese Kategorie. Dazu gehören Trisomie 21 und Demenz. Auch wer eine Organtransplantation hatte, wird mit hoher Priorität geimpft.

    Es genügt außerdem, Kontaktperson von Menschen in Risikogruppen zu sein, um mit hoher Priorität geimpft zu werden werden. Dazu gehören enge Kontaktpersonen von Menschen über 80, von Schwangeren oder Bewohnern von Pflegeheimen. Auch Personen, die in Einrichtungen für Senioren oder für Menschen mit geistiger Behinderung leben, sollen mit hoher Priorität geimpft werden. Außerdem fallen Pflegerinnen und Pfleger, die Menschen mit Behinderung stationär oder ambulant betreuen, in diese Kategorie.

    Auch bestimmte Berufsgruppen sollen schnell an die Reihe kommen. Vor allem solche, die in der Öffentlichkeit aktiv sind und viel Kontakt zu Bürgern haben. Dazu gehören Polizisten und Ordnungskräfte, die auf Demonstrationen unterwegs sind, sowie Mitarbeiter in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften oder Krankenhäusern.

    Als dritte Kategorie definiert das Gesundheitsministerium Menschen mit "erhöhter Priorität". Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren.

    Außerdem sollen dann Menschen geimpft werden, die zwar in medizinischen Berufen arbeiten, aber einem niedrigerem Expositionsrisko ausgesetzt sind. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laboren.

    Erhöhte Priorität haben auch Menschen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diversen Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.

    Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in diese Kategorie. Darunter Lehrer und Erzieher, Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Verwaltungsangestellte, Feuerwehrmänner und -frauen, Katastrophenschutz, THW oder Justiz.

    Erhöhte Priorität haben außerdem Menschen, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.

    Auch Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen werden mit erhöhter Priorität geimpft.

    Wer nicht in eine dieser drei Kategorien fällt, wird ohne Priorität geimpft. Also erst dann, wenn Menschen aus diesen Kategorien an der Reihe waren.

    „Wenn das Lernen, egal ob in der Schule zu Hause, ,durchgedrückt’ werden muss“, sagt Paede, „sinkt die Motivation der Kinder weiter ab und der Stress in den Familien steigt weiter an.“ Deshalb sei ihr Verband gegen eine Ferienverkürzung – „und gegen Samstagsunterricht erst recht!“

    Lesen Sie dazu auch:

    Wie Homeoffice und Homeschooling eine Familie „an den Rand des Wahnsinns“ bringen

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