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SPD: Von Minute zu Minute dem Hochgefühl entgegen

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Von Minute zu Minute dem Hochgefühl entgegen

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    Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, beim Politischen Aschermittwoch der SPD in Vilshofen. dpa
    Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, beim Politischen Aschermittwoch der SPD in Vilshofen. dpa

    Vilshofen Sie waren fest entschlossen, gute Laune zu haben und sie hatten gute Laune. Dank des Wahlerfolgs in Hamburg, aber auch dank SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und dem bayerischen SPD-Landeschef Florian Pronold steigerten sich die rund 400 Genossen beim Politischen Aschermittwoch in

    Hätte man sich im Wolferstetter Keller nicht eher Parteichef Sigmar Gabriel gewünscht, der ja als mitreißender Redner und als Mann für die Offensive gilt? Mit dieser Frage lassen sich die 28 Vilshofen-Fahrer von der SPD Regenstauf nicht aus der Reserve locken. „Mir ist der Steinmeier angenehmer, der ist eher sachlich“, sagt Werner Schuster und erntet Kopfnicken bei den Parteifreunden.

    Um Sachlichkeit bemüht sich Pronold nicht. Schließlich soll er als Einpeitscher für Stimmung sorgen. Das kann er. Da mutiert CSU-Chef Horst Seehofer im Minutentakt vom „Lügenbaron“, einem „Alpen-Ajatollah“ zum „politischen Geisterfahrer“, um wieder als „Lügenbaron“ zu enden. Das bringt Stimmung, wenn es auch mitunter unter die Gürtellinie geht: Als Pronold die Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke durch die Koalition in Berlin als „Klientelpolitik“ geißelt, entfährt ihm der böse Satz, dass der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) ja schon so aussehe, als hätte er „sich sein Leben lang von verstrahlten Pilzen ernährt“. Das finden viele, aber nicht alle im Saal lustig.

    Doch Pronold hat sein Ziel erreicht: Jubel begleitet den kurzen Weg des früheren Außenministers Steinmeier zum Rednerpult. Und der legt los, als wolle er sein Image, ein etwas dröger Redner zu sein, für immer und ewig abstreifen. „Wir Sozialdemokraten sind wieder da“, ruft, ja brüllt er fast in die gut 200 Jahre alte Brauereigaststätte. Doch es kommt noch besser: „Eher wird der FC Vilshofen deutscher Meister, als dass die CSU noch mal die absolute Mehrheit holt“, legt der letzte SPD-Kanzlerkandidat nach.

    Keine Zweifel lässt der 55-Jährige daran, dass 2009 nicht nur er bei der Bundestagswahl verloren hat, sondern ganz Deutschland. Denn die Koalition sieht er nach „nur 16 Monaten da, wo Kohl nach 16 Jahren“ gewesen sei: „Die sind fertig und alle.“ Fertig und alle – aus Steinmeiers Sicht ein guter Übergang, um mit dem Ex-Verteidigungsminister abzurechnen. Für ihn ist Karl-Theodor zu Guttenberg „der geniale Abschreiber, der sein Abschreiben sogar vor sich selbst geheim gehalten hat“. Doch das sei nun vorbei: „Die Droge Guttenberg wirkt nicht mehr“, sagt er. Nicht zuletzt auch die CSU habe sich allzu gerne von dem „Trickser“ täuschen lassen, um „harte Wahrheiten zu verdrängen“.

    Eine Wahrheit ist für Steinmeier, dass die SPD sich anschickt, zunächst „Land um Land“ und dann 2013 die Bundestagswahl zu gewinnen. Wie das gehen soll? Man müsse nur das Konzept des neuen Hamburger SPD-Bürgermeisters Olaf Scholz beherzigen. Der habe soziale Gerechtigkeit mit „vernünftiger Wirtschaftspolitik“ zusammengeführt. Genau dafür stand und steht Frank-Walter Steinmeier.

    Und so ist diese Bemerkung auch nach innen, an die eigenen Reihen adressiert. Ins Bild passt, dass er das Gegenmodell zu Scholz, die SPD-Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, die mit einer Rekordverschuldung für Aufsehen sorgt, gar nicht erst erwähnt. Fällt das den begeisterten Genossen in Vilshofen auf?

    „Zugabe, Zugabe“, hallt es durch den Saal.

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