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SPD: Münchner Ex-OB Christian Ude kritisiert seine eigene Partei

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Münchner Ex-OB Christian Ude kritisiert seine eigene Partei

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    Der Münchener Alt-Oberbürgermeister Christian Ude: Rentner ohne Ruhe. Archivbild
    Der Münchener Alt-Oberbürgermeister Christian Ude: Rentner ohne Ruhe. Archivbild Foto: Fred Schöllhorn

    "Erschütternde" Demontagen und eine Neigung, "die eigenen Leute in der Luft zu zerreißen": Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat scharfe Kritik an seiner Partei geübt. Angesichts von Umfragewerten von unter 20 Prozent in Bayern und 25 Prozent im Bund müsse die Partei zusammenstehen und nicht ihre Vorsitzenden demontieren, sagte der 68-Jährige dem Münchner Merkur. Ude verwies dabei auf das schlechte Wahlergebnis des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel beim Parteitag vor wenigen Wochen und jenes des bayerischen Landeschefs Florian Pronold. "Die SPD muss diese aberwitzigen Kraftproben, wer die noch reinere Lehre vertritt, schleunigst einstellen", sagte Ude.

    Das ist Christian Ude

    Die Karriere von Münchens Oberbürgermeister: Bereits mit 18 Jahren trat der gebürtige Münchner Christian Ude der SPD bei.

    Nach bestandenem Abitur absolvierte Ude ein Volontariat bei der Süddeutschen Zeitung. Als Redakteur recherchierte er später in kommunaler Politik sowie Schul- und Hochschulpolitik.

    Parallel zu seiner journalistischen Ausbildung studierte er Geschichte, Soziologie und später Jura. Im Anschluss an sein Studium gründete er eine Rechtsanwaltskanzlei und vertrat Kommunalpolitiker.

    Sein Interesse zur Politik wuchs mit den Jahren: In den 70er Jahren war Ude ehrenamtlich Pressesprecher der Münchner SPD.

    Im März 1990 wurde Ude in den Münchner Stadtrat gewählt. Nur zwei Monate später wurde er zweiter Bürgermeister - zuständig für die Stadtwerke, die Sozialausschüsse, die Kulturpolitik, den Sport-, den Personal- und den U-Bahn-Ausschuss, Rechtsangelegenheiten sowie die Bezirksausschüsse.

    Seine Karriere als Anwalt legte Christian Ude endgültig 1993 zu den Akten. Ein neuer Lebensabschnitt begann: Ude wurde zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt gewählt.

    Die Münchner scheinen ihn zu mögen: 1999, 2002 und 2008 wurde er mit großer Mehrheit wieder gewählt.

    Neben seinem Amt als OB war Ude von 2005 bis 2009 und 2011 bis 2013 Präsident des Deutschen Städtetags.

    Bei der Landtagswahl 2013 trat Ude als Spitzenkandidat für die SPD an. Er erreichte nur 20,6 Prozent der Stimmen.

    Vorbild dafür sind für den früheren Oberbürgermeister ausgerechnet die Unionsparteien. Die hätten die Diskussionen um die Flüchtlingszahlen heftig geführt, im entscheidenden Moment aber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützt, sagte Ude. "Die Union weiß, dass man Vorsitzende zu stärken hat, selbst wenn man noch so sauer ist. Dieser Gedanke ist der SPD fremd."

    Zudem würden der SPD langsam echte Charakterköpfe in den eigenen Reihen ausgehen, vor allem nach dem Ableben von Parteilegenden wie Helmut Schmidt oder Egon Bahr. "Die Charaktere wären schon da. Die Frage ist, ob eine Partei willens ist, starke Persönlichkeiten auszuhalten, auch wenn die tatsächlich mal ihren Kopf durchsetzen. Oder kommt es eher darauf an, wie oft man im Ortsverein präsent ist und wie farblos man bei allen kontroversen Themen ist, damit sich bloß niemand auf den Fuß getreten fühlt," sagte Ude dem Blatt.

    Christian Ude macht nun Kabarett und Musik

    Ausschlafen, ausgiebig Zeitung lesen und mit der Ehefrau zum Mittagessen: Ude genießt dennoch das Leben im Ruhestand. "Ich habe Gott sei Dank keinen regelmäßigen Alltag, sondern viel Abwechslung - nur nicht mehr im Korsett eines prall gefüllten Terminkalenders", sagte der 68-Jährige dem Münchner Merkur. "Ich kann ausschlafen und in Ruhe Zeitung lesen, ohne dass der Chauffeur zweimal anruft. Meine Frau und ich können gemeinsam Essen gehen, auch schon mittags."

    Derzeit ist Ude mit dem Musik-Ensemble "Blechschaden" auf Tour durch ganz Bayern, außerdem tritt er als Kabarettist auf und hält Vorträge. "Mich reizt diese Vielseitigkeit", sagte der Politiker der Zeitung. Bald wird er auch in der Äthiopienhilfe und in Istanbul tätig werden, 2016 soll außerdem ein Buch mit Erzählungen Udes erscheinen. AZ/dpa

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