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Rotes Kreuz: Weniger Ehrenamtliche und eine Gesetzesänderung: Retter schlagen Alarm

Rotes Kreuz

Weniger Ehrenamtliche und eine Gesetzesänderung: Retter schlagen Alarm

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    Das Bayerische Rote Kreuz fordert Geld und mehr Personal .
    Das Bayerische Rote Kreuz fordert Geld und mehr Personal . Foto: Florian Ankner

    Zehn Prozent mehr Einsätze, immer weniger Kliniken, volle Notaufnahmen und zugleich weniger Ehrenamtliche: Das Bayerische Rote Kreuz (BRK), größter Rettungsdienst-Anbieter im Freistaat, schlägt Alarm.

    Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk forderte bei der Rettungsdienst-Konferenz in Kempten zehn Millionen Euro mehr von den Krankenkassen – für zusätzliches Personal in Notaufnahmen. Generell habe der Rettungsdienst mit vielen Problemen zu kämpfen, darunter zunehmend unnötige Alarmierungen. „Anstatt auf den hausärztlichen Notdienst zu warten oder wie früher einen Nachbarn um Hilfe zu bitten, rufen manche nun in Bagatellfällen den Rettungsdienst“, sagte Stärk: Teilweise „fürs Pflasterkleben“.

    Wohin geht der Weg in der Rettung? Das Programm der Tagung mit rund 120 bayerischen Rettungsdienst-Leitern und Kreisgeschäftsführern macht deutlich: Von Jahr zu Jahr sinkt die Zahl der Ehrenamtlichen im Rettungsdienst. Zumal diese ohnehin vor einem tief greifenden Umbruch stehen.

    Tausende Ehrenamtliche müssen nachgeschult werden

    Im Rettungsdienst sollen nach einer Gesetzesänderung im Jahr 2014 hauptamtliche Notfallsanitäter an die Stelle der bislang ehrenamtlichen Rettungsassistenten treten. Tausende Ehrenamtliche in Bayern müssen dafür nachgeschult und geprüft werden – sonst kommen sie künftig nur noch für Fahrdienste und bestimmte Assistenztätigkeiten infrage. Wobei offenbar nicht einmal klar ist, wie viele Ehrenamtliche sich für diesen Weg entscheiden werden. Gerade unter den langgedienten Aktiven soll es rumoren.

    Außerdem wecken die neuen Notfallsanitäter – der erste Jahrgang durchläuft derzeit die fünf Schulen in Bayern – gleichzeitig anderenorts Begehrlichkeiten: bei Berufsfeuerwehren und im Gesundheitssektor. Anders als bisher werden die Retter verstärkt medizinisch ausgebildet.

    Medikamentengabe ohne Notarzt und das selbstständige Öffnen der Lunge von Unfallopfern gehören zu den Aufgaben. Damit verlagern sich bislang rein notärztliche Kompetenzen auf die Retter.

    Konkurrenz unter den Diensten einerseits und Medizinern andererseits? Nein, sagt beispielsweise die Kemptener Notaufnahmen-Leiterin Dr. Dagmar Strauss. Sie sehe besser ausgebildete Retter „positiv“ und nicht als „Konkurrenzveranstaltung“.

    Durch Kliniksterben Fahrwege für die Retter länger

    Rotkreuz-Landesgeschäftsführer Stärk zieht ein Beispiel aus München heran: 18 Kilometer habe ein Unfallopfer durch die Stadt gefahren werden müssen, weil in der nächstgelegenen Klinik in Schwabing die Notaufnahme überlastet gewesen sei. Dieses Großstadtphänomen mache auch vor Städten mittlerer Größe nicht mehr Halt. Durch Kliniksterben seien die Fahrwege für die Retter länger.

    Ob diese mancherorts zu lang sind, wird ohnehin überprüft. Das bayernweite Gutachten „Trust III“ soll bis Mitte 2017 vorliegen.

    Dabei geht es um nichts Geringeres als die Frage, ob Rettungswachen verschoben werden müssen, beispielsweise wegen veränderter Bevölkerungszahlen. Im Oberallgäu war dies bei der letzten Untersuchung „Trust II“ der Fall: Ein Standort wurde um einige Kilometer ins Nachbardorf verlegt.

    Im Vorfeld der neuen Untersuchung macht das Rote Kreuz nun mobil. Denn infrage stehende Standorte müssen nach EU-Recht neu ausgeschrieben werden – damit könnten auch andere Rettungsdienste zum Zug kommen.

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