Ja, es war mächtig heiß, vor allem auf der Alternastage, wo sich im hinteren Bereich über der Bodenabdeckung die Hitze besonders zu stauen scheint – gefühlte 40 Grad und mehr. Und nein, es war kein Wölkchen zu sehen, nirgens, noch spät nachts 20 Grad, eine Sommernacht, die es geradezu darauf angelegt hat, durchfeiert zu werden. Wenn man bis dahin nicht verbrutzelt war. Aber da haben die provisorisch an Ein- und Durchgängen errichteten Massenduschen tatsächlich einiges geholfen. Und nicht wenige haben sich’s auch besonders lange gemütlich gemacht auf dem Campingplatz, sich einen Schattenplatz gesucht, jeden Hauch einer Brise zu genießen und sonstiges Kühlendes.
Rock im Park Tag 3: Was verpasst hat, wer komplett liegen geblieben ist?
Alligatoah zum Beispiel. Nein, nicht weil der HipHopper aus Bremerhaven jetzt aus dem Nachmittagsprogramm heraus die ganze Abendprominenz geschlagen hätte. Sondern weil er bei all den mächtigen Konzert-Kick-Off-Knallern den bislang witzigsten hingelegt: „Rock im Park“, auf die Bühne gekommen, im Sommeranzug und mit Hut, und mit Akkustikgitarre, die er dann gepflegt zu den ersten Tönen der Band als große Geste komplett zertrümmert, wegschmeißt und sagt: „So, dann können wir jetzt ja anfangen“,den Beat von hinten bekommt und losgroovt.
Die Fantastischen Vier bei RIP 2014: Zu viel "Hey" und aufgedrehtes Zeug
Wie sonst geht man als Ressort-Fremder im diesjährigen eindeutige Rocker-Teich um? Die Fantastischen Vier wählten den Weg der brutalstmöglichen, natürlich, huhu, ironisch gebrochenen Anbiederung und stürmten zu AC/DC’s „Thunderstruck“ auf die Bühne, samt Feuerfontänen und Quatsch. Aber ein bisschen arg viel Quatsch war das denn auch, was danach von den Herren aus Stuggitown kam, bisschen arg aufgrehtes "Hey" und bisschen arg viel "Danke" und bisschen arg uninspirierte neue Songs. Und das, wo es doch ein großes Jubiläum zu feiern gibt: 25 Jahre treiben die sich jetzt auf den Bühnen rum. Respekt – und reichlich Hübsches haben sie dabei auch geliefert, reichlich Partyspaß live ausgelöst, aber, nö, das war nix.
Wird Marteria der deutsche Festival-Held?
Mal sehen, wer in der inoffiziellen Wertung des dieses Jahres nicht sehr großen Wettbewerbs, um die Krone des deutschen Festival-Helden holt. Würde sagen, Marteria heute hat gute Chancen, denn bislang liegt vielleicht Jan Delay aus dem gestrigen Late-Night-Special vorne, tolle Band, schicker Groove und Jans neue Rockerpose ist damit ja auch angekommen, wo sie hingehört – aber so ganz Bombe ist dann doch anders, da liegt schon der unterhaltsame Stuttgarter Rapper Teesy aus der Clubstage nicht nah dran… Sonst aber, wie gesagt alles fest in der Hand der Gitarrefreunde.
Und sei es mit unglaublichem Druck wie die Brutalobolzer von Slayer traditionell und in gewohnter Diffenziertheit geliefert haben, Mannomann, auch schon über 30 Jahre am Start, ordentlich ergraut und mit einem ebenso kunstvollen Gitarristen wie es der vor einem Jahr verstorbene Jeff Hannemann war – sodass die „Slaytanic Wehrmacht“, wie sich manche ihrer Fans bezeichnen, ordentlich auf ihre Kosten gekommen ist. Wie vorher wohl auch schon mit Opeth und Heaven Shall Burn und danach mit Rob Zombie, tatsächlich immer einen Abstecher wert.
Linkin Park, ein Grund zum Naserümpfen für die Freude der wahren Härte
Und an der Spitze des Programms standen ja nun Linkin Park, ein Grund zum Naserümpfen für die Freude der wahren Härte freilich – und gerade Chester Bennington und Co haben sich nun mit ihrem am Freitag erscheinenden Album „The Hunting Party“ zu den Rettern des Rock erklärt. Damit jedenfalls war klar, dass die Herren, die sonst crossovern bis weit in den Kuschelrock hinein, wieder ein Schübchen drauflegen wollen: „Hybrid Theory, Teil 2“ etwa?
Ja, nö – ob die so was jemals wieder hinkriegen wie gleich mit dem Debüt 1999? Diesmal jedenfalls nicht, die ins Programm eingestreuten Vorboten machten zwar ein bisschen Dampf, aber vor allem auch viel Elektro-Bombast und waren im Kern das, was alles Linkin Park inzwischen ist: Pop-Songs. Aber nach hinterhältigem Start mit Klavierklängen bratzten sie wenigstens gleich mal vier, fünf Songs lang mit der alten Hybrid-Größe los, streuten auch danach immer wieder daraus und aus der „Meteora“-Zeit zwischen, so dass durchaus ordentlich Rumpelei entstand. Und ob nun dabei oder bei den natürlich auch nicht ganz fehlenden Bremsern: Der Sound, die Abmischung und Chesters Gesang wie Mike Shinodas Rap – topprofessionell und 1-A-Albumqualität. Vor allem Chester, dem irgendwann vielleicht doch noch der Hals platzt. Dass manche effektverspielte Übergange etwas arg gewollt waren, wurscht, gute Performance.
Und nichts anderes, wenn auch auf ganz andere Art können die vielen Fans heute Abend und noch mehr Fans, die sich extra ein Tagesticket für an die 90 Euro rausgelassen haben, erwarten von: Maiden! Jawohl, die Eisernen halten heute Hof, die singende Metallsäge Bruce Dickinson an der Spitze.
2005 waren sie das letzte Mal im Park – aber die Reaktionen vom Ring waren ja beglückt, wohlan! Da haben Bruce und Co bereits am Donnerstag eröffnet, da ist drum seit gestern auch schon Schluss, für immer, mit „Rock am Ring“ am Nürburgring, komisch.