Schulfach Islamunterricht kommt – und auch eine Uni-Ausbildung für Imame?
Bislang bilden muslimische Gemeinden ihre Vorsteher aus. Jetzt diskutieren bayerische Politiker eine staatliche Lehre. Muslimische Kinder bekommen ein eigenes Schulfach.
Wer in Bayern evangelischer Pfarrer werden will, besucht die Universität und macht anschließend eine praktische Ausbildung, das Vikariat. Angehende katholische Priester besuchen parallel zur Universität das Priesterseminar. Die Institutionen Kirche und Staat teilen sich also die Ausbildung. Bei muslimischen Imamen ist das bislang anders. Deren Ausbildung liegt allein in der Hand der islamischen Gemeinden.
Das könnte sich bald ändern. CSU-Bildungsexperte Ludwig Spaenle, einst bayerischer Kultusminister, möchte die Möglichkeit prüfen lassen, Imame künftig an bayerischen Universitäten auszubilden. An diesem Donnerstag berät der Bildungsausschuss des Landtags über Spaenles Antrag. Sein Vorbild ist Niedersachsen. Dort hat die Universität Osnabrück ein Islamkolleg eingerichtet, an dem sich islamische Theologen in zwei Jahren zum Gemeindevorsteher weiterbilden können – auf Deutsch und mit Blick auf gesellschaftliche und integrative Werte. Teil der Ausbildung – die auch Frauen offensteht – sind etwa Predigtlehre, Koranrezitation, gottesdienstliche Praktiken und soziale Arbeit.
„Ich würde es begrüßen, wenn etwas Vergleichbares wie das Osnabrücker Modell einer hochschulgestützten Imam-Ausbildung auch für Bayern anwendbar wäre“, sagt Spaenle. „Es ist ein wichtiges integrationspolitisches Signal, dass sich das Bundesinnenministerium daran finanziell beteiligt. Und die Universitäten in Deutschland garantieren eine verfassungskonforme Ausbildung.“
Die großen Islamverbände haben eigene Ausbildungsstätten
Noch erhält ein Großteil der rund 2600 Vorbeter in Deutschland seine Ausbildung in der Türkei und wird dann in die muslimischen Gemeinden hierzulande entsandt. Mehrere der großen Islamverbände, Ditib und Milli Görüs etwa, haben mittlerweile auch eigene Ausbildungsstätten in Deutschland. Ihnen wird aber von Kritikern vorgeworfen, dass sie zu sehr unter dem Einfluss von Ankara stehen.
Muslimische Vertreter positionieren sich mehrheitlich gegen eine staatliche Imam-Ausbildung. Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, ein Zusammenschluss aus mehr als 400 Moscheegemeinden, hat auf das Studium in Osnabrück bereits reagiert: „Die Imam-Ausbildung ist Sache der islamischen Religionsgemeinschaften. Insofern bestimmen sie selbst ihre Inhalte und Kooperationspartner. Der Staat sollte nicht unterstützend in dieser Form mitmachen.“ Lediglich der kleinste islamische Dachverband, der Zentralrat der Muslime, unterstützt das Angebot.
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Gabriele Triebel, bildungs- und religionspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, hat Spaenles Antrag für den Bildungsausschuss geprüft. Eine wissenschaftlich fundierte Imam-Ausbildung in deutscher Sprache hält sie für einen „wichtigen Baustein, um die religiöse Bildung der muslimischen Kinder und Jugendlichen in Bayern langfristig auf ein gutes Fundament zu stellen“. Der zweite Aspekt ist ihrer Meinung nach ein konfessioneller islamischer Religionsunterricht an den Schulen. Tatsächlich wird es ab Herbst Islamischen Unterricht in Bayern geben. Der Landtag signalisierte am Dienstag breite Zustimmung für das Fach. Die AfD lehnt es ab.
Muslimische Kinder müssen nicht mehr in den Ethik-Unterricht
Bisher hatte Islamischer Unterricht nur als Modellversuch an etwa 360 Schulen existiert. Die Lehrer werden an der Universität Erlangen-Nürnberg ausgebildet. Ab dem nächsten Schuljahr ist der Islamunterricht ein Wahlpflichtfach. Das heißt, dass Kinder muslimischen Glaubens nicht mehr den Ethikunterricht besuchen müssen.
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Religionsunterricht nach der Vorstellung der Grünen ist es trotzdem nicht. Denn das Angebot ist nicht konfessionell. Anders als bei katholischer und evangelischer Religionslehre definieren nicht die Kirchen die Inhalte, sondern der Staat. Für Triebel ist das nicht mehr als „ein Ethikunterricht mit besonderer Erwähnung des Islam. Eine echte Gleichstellung der Religionen sieht anders aus.“
Die mehr als 160.000 muslimischen Schüler in Bayern „verdienen einen echten, konfessionellen Religionsunterricht, der identitätsstiftend wirkt und Orientierung schafft“. Das Kultusministerium lehnt das bislang ab – vor allem, weil es keinen Ansprechpartner gibt, der im Namen aller muslimischen Verbände sprechen könnte. Die Grünen empfehlen daher eine Stiftung, in der Vertreter der einzelnen Verbände genauso wie Wissenschaftler mit religiöser Expertise mitarbeiten könnten.
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Gut so!
Der Islam Unterricht muss aus den Hinterhöfen raus genommen werden, in denen unter anderem aus dem Ausland geschickte und bezahlte Imame an Minderjährige ein Weltbild vermitteln, das hier nichts zu suchen hat und mit dem Grundgesetz inkompatibel ist.