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Region: Eine verheerende Unwetter-Bilanz

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Eine verheerende Unwetter-Bilanz

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    Schwere Unwetter wüteten am Samstagabend in der Region.
    Schwere Unwetter wüteten am Samstagabend in der Region. Foto: Aumiller

    „Es machte plötzlich rums und es flogen Glassplitter.“ Margit Bader aus Peterswörth (Landkreis Dillingen) ist am Sonntag noch immer geschockt. Sie war am Samstagabend mit Ehemann Andreas in ihrem Mini Cooper unterwegs, als ein herabstürzender Baum das Auto traf. Beide blieben unverletzt, das Auto wurde stark beschädigt. „Wir haben einen guten Schutzengel gehabt“, sagt Margit Bader.

    Am Samstagabend wütete in weiten Teilen Bayerns ein schweres Unwetter mit orkanartigen Gewitterböen. Zentrum war Nord- und Westschwaben entlang der Donau sowie Teile Frankens. Ein Überblick:

    Eine Tote und viele Verletzte Für eine 24 Jahre alte Frau aus Günzburg endete das Unwetter tödlich. Sie fuhr auf der B16 zwischen Gundelfingen und Günzburg, als ein entwurzelter Baum ihr Auto traf. Die junge Frau starb an der Unglücksstelle.

    Opfer des Gewitters wurden auch viele Besucher des „Afrika Karibik Festes“ in Oettingen (Landkreis Donau-Ries). Herunterfallende Äste und umherfliegende Gegenstände trafen 21 Menschen und verletzten sie. Laut Polizei hielten sich zum Zeitpunkt des Gewitters etwa 3000 Menschen auf dem Festgelände auf. Das ursprünglich für das ganze Wochenende geplante Fest wurde abgebrochen. Hunderte junger Menschen fanden Zuflucht bei der Feuerwehr und in Turnhallen.

    In Dillingen wollte ein 49-Jähriger gegen 21.20 Uhr im Garten noch Gegenstände vor dem Unwetter in Sicherheit bringen. Dabei wurde ein Baum von einer Orkanböe entwurzelt und begrub den Mann unter sich. Er musste mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus Dillingen gebracht werden.

    In Gundelfingen (Landkreis Dillingen) wurde eine Frau von einer herumfliegenden Bühnenkulisse eingeklemmt und zog sich dabei Rippenbrüche zu.

    In Günzburg wurde ein Fest zum 50-jährigen Bestehen des „Waldbades“ gerade noch rechtzeitig abgebrochen. Stattliche Eschen wurden aus dem Boden gerissen und fielen auf Biergarnituren. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

    Schäden Die Sturmböen deckten in Schwaben hunderte Häuser ab und entwurzelten ungezählte Bäume. Heftige Regengüsse überfluteten Straßen und Keller. Die Höhe des Schadens ist noch lange nicht abzusehen. Vielerorts dauerte die Beseitigung der Schäden am Sonntagabend immer noch an. „So, wie es aussieht, haben wir es wohl mit einem sehr üppigen Schaden zu tun“, sagte ein Polizeisprecher. Eine Bilanz könne es später geben. Knapp 1000 Notrufe gingen bei den Polizeistellen in ganz Schwaben innerhalb von nur drei Stunden am späten Samstagabend ein. „Wir waren am Limit“, sagte der Polizeisprecher.

    Stromausfall Nach dem schweren Unwetter waren nach Angaben der Lechwerke (LEW) rund 50000 Haushalte ohne Strom.  Besonders betroffen war das nördliche Netzgebiet zwischen Vöhringen (Landkreis Neu-Ulm) und Donauwörth. Unter den 50 Ortschaften ohne Strom waren Illertissen, Nersingen, Burgau, Günzburg, Offingen, Horgau, Pfaffenhofen und Weißenhorn, berichtete LEW-Sprecher Eckart Wruck. Ursache für die vielen Stromausfälle waren laut Wruck in den meisten Fällen Bäume, die in Leitungen gestürzt sind. Der Großteil der betroffenen Haushalte konnte bereits in den frühen Morgenstunden des Sonntags wieder mit Strom versorgt werden. „Etwa 100 Mitarbeiter von uns sind seit heute Nacht im Einsatz und versuchen, die Schäden so schnell wie möglich zu beheben“, sagte Wruck. Allerdings waren bis Sonntagabend immer noch mehrere hundert Haushalte ohne Strom.

    Bahnverkehr Das starke Gewitter machte auch dem Fern- und Regionalverkehr der Bahn zu schaffen. Zahlreiche Bäume stürzten auf Oberleitungen und Gleise. In Dinkelscherben saßen rund 100 Reisende mehrere Stunden lang fest. Der versprochene Busverkehr kam nicht. Die Bahnstrecke zwischen Ulm und München konnte erst am Sonntagmittag wieder freigegeben werden. Abschnitte seien aber auch nach der Freigabe nur eingleisig befahrbar, sagte eine Sprecherin. In der Region sind Gleise noch bis Montag gesperrt. Betroffen ist die Donautalbahn zwischen Lauingen und Gundelfingen, wo auf einer Strecke von rund 200 Metern die Oberleitung heruntergerissen wurde und mehrere Masten umgestürzt sind, sowie die Bahnlinie zwischen Krumbach und Mindelheim.

    Vorhersage Auch in den kommenden Tagen drohen im Freistaat immer wieder schwere Gewitter.  (AZ)

    Das müssen Sie über Gewitter wissen

    „Eichen musst du weichen, Buchen sollst Du suchen“? Das ist Unfug. Lesen Sie hier, was Sie über Gewitter wissen müssen.

    Gewitter entstehen, wenn feuchtwarme Luft nach oben in die kühlere Atmosphäre aufsteigt. Dabei kann enorme elektrische Spannung entstehen, die sich in Form von Blitzen entlädt.

    Wärmegewitter treten meistens an Nachmittagen oder abends auf.

    Bei Gewitter muss man in aller Regel auch mit Sturm- und Orkanböen, mit Hagel und mit Starkregen rechnen.

    Allein in Bayern gibt es zwischen 25 und 35 Gewitter-Tage im Jahr.

    Blitze können über zehn Kilometer lang sein.

    Bei Gewitter sollte man in Gebäuden oder in einem Wagen Schutz suchen.

    In freier Natur sollte man bei Gewitter Schutz in einer Mulde suchen.

    Gefährliche Orte bei Blitz und Donner sind einzelne Bäume und Baumgruppen, Hügel, aber auch Metallzäune und Gitter.

    Bei Gewitter sollte man sich generell von Bäumen fernhalten - denn hier droht Blitzschlag. Der Spruch „Eichen musst du weichen, Buchen sollst Du suchen“ ist deshalb Unfug.

    Wie weit entfernt ein Blitz eingeschlagen hat, lässt sich leicht errechnen:

    Zählen Sie die Sekunden zwischen Blitz und Donner und multiplizieren die Zahl mit 333 Metern.

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