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Region Augsburg: Zen-Priester soll Flüchtlingsjungen missbraucht haben

Region Augsburg

Zen-Priester soll Flüchtlingsjungen missbraucht haben

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    Er genoss bei vielen Buddhisten hohes Ansehen. Nun befindet sich ein 61-Jähriger aus dem Raum Augsburg wegen Missbrauchsverdachts in Haft.
    Er genoss bei vielen Buddhisten hohes Ansehen. Nun befindet sich ein 61-Jähriger aus dem Raum Augsburg wegen Missbrauchsverdachts in Haft. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Der Vorwurf wiegt schwer und ist für alle, die den Beschuldigten kennen, kaum zu fassen: Ein 61 Jahre alter Zen-Priester aus der Region Augsburg soll sich an Kindern sexuell vergangen haben. Eines der Opfer soll ein heute 13-jähriger Junge sein, der zum Tatzeitpunkt noch elf Jahre alt gewesen ist. Dem Jungen und seiner Familie drohte die Abschiebung aus Deutschland. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beziehen sich auf die Jahre 2014 und 2015. Der Beschuldigte ist zudem kein Unbekannter: Er ist einer der Vizepräsidenten des Weltverbandes der Buddhisten (WFB).

    Er leitete einen Tempel im Großraum Augsburg

    Als Delegierter nahm er weltweit an Kongregationen und Konferenzen teil. In Augsburg ist er als regelmäßiger Teilnehmer am „Runden Tisch der Religionen“ bekannt. Er war auch Teilnehmer an offiziellen Reisen der Augsburger Stadtspitze nach Asien. In Südkorea wurde die Stadt Augsburg auf Vermittlung des 61-Jährigen vor einigen Jahren mit einem buddhistischen Friedenspreis geehrt. Der Oberbürgermeister reiste dazu eigens in das ostasiatische Land. In seinem Wohnort im Großraum Augsburg leitete der Mann, der einst als Polizist arbeitete und sich von einem japanischen Meister zum Zen-Priester ausbilden ließ, einen buddhistischen Tempel. Dort klickten offenbar Ende Juli auch die Handschellen für den Mann, den viele als Seelsorger und Lehrer erlebt haben. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft im Gablinger Gefängnis.

    Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt Matthias Nickolai, der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft: „Es ist ein Ermittlungsverfahren gegen einen 61-jährigen Beschuldigten wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern in mehreren Fällen anhängig.“ Nach Informationen unserer Zeitung gehen die Ermittler der Kriminalpolizei inzwischen davon aus, dass der Zen-Priester nicht nur den Flüchtlingsjungen missbraucht haben soll. Es gibt Hinweise auf mindestens ein weiteres mutmaßliches Missbrauchsopfer.

    Wie der Verdacht gegen den 61-Jährigen aufkam, ist bislang nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft will sich zu Einzelheiten nicht äußern. Auch nicht zur Frage, wie gravierend die Übergriffe gewesen sein sollen. Aus Justizkreisen heißt es, wegen eines Verdachts an der unteren Schwelle werde jedenfalls kein Haftbefehl verhängt. Ein Richter muss laut Gesetz zudem einen „dringenden Tatverdacht“ feststellen, damit ein Beschuldigter inhaftiert wird. Im Haftbefehl ist die Rede von einer möglichen Flucht-, Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr. Offenbar gab es Hinweise, dass der 61-Jährige versucht haben soll, auf die Ermittlungen Einfluss zu nehmen. Ob sich der Beschuldigte bislang zu den schweren Vorwürfen geäußert hat, sagen die Ermittler nicht. Sein Verteidiger, der Augsburger Anwalt Hermann Christoph Kühn, will derzeit noch keinerlei Kommentar abgeben.

    Kripo Augsburg ermittelt

    Die Ermittlungen der Kripo werden wohl noch einige Zeit andauern. Eine Anklageschrift gibt es noch nicht. Den Kontakt zu der Flüchtlingsfamilie hatte der Mann von sich aus gesucht, nachdem er auf das Schicksal der Familie und der minderjährigen Kinder aufmerksam geworden war. Dass er sich bei den Helfern, die sich um die Familie kümmerte, gemeldet hat und seine Dienste angeboten hat, habe „einfach ins Bild gepasst“, erinnert sich einer. „Er hat dann einfach sein eigenes Ding gemacht und hat am Wochenende mit den Kindern Ausflüge unternommen.“ Mit den älteren Kindern – darunter auch sein mutmaßliches späteres Opfer – habe er sich stets gut verstanden. Die Bestürzung im Umkreis des Beschuldigten ist groß.

    Auch im Förderverein des Zen-Tempels nahm man die Vorwürfe gegen den Gründer mit Entsetzen auf. Der Vorstand teilte den Mitgliedern im Sommer mit, man halte die Informationen für glaubhaft. Sie ließen „leider wenig Zweifel“. Noch in diesem Jahr soll bei einer Versammlung entschieden werden, wie es weitergeht. Der 61-Jährige soll dabei, so sieht es der Plan vor, aus der Gemeinschaft, die er selbst ins Leben gerufen hat, ausgeschlossen werden. Noch kurz vor der Verhaftung hatte er mitgeteilt, dass er aus gesundheitlichen Gründen seine Ämter abgeben werde und bei der Arbeit im Tempel kürzer trete.

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