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Region Augsburg: Überschwemmung, Unfälle, Feuer: Wo das Gewitter Schäden anrichtete

Region Augsburg

Überschwemmung, Unfälle, Feuer: Wo das Gewitter Schäden anrichtete

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    Unterführungen liefen in Ulm voll.
    Unterführungen liefen in Ulm voll. Foto: Thomas Heckmann

    Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. Und sie brachten am Sonntagabend die vorausgesagten Gewitter - auch in Bayerisch-Schwaben. Das Resultat: unzählige überschwemmte Keller, ein Dachstuhlbrand und ein abgebrochener Maibaum. In Baden-Württemberg starben mindestens vier Menschen bei den Unwettern. In unserer Übersicht sehen Sie, wo in der Region und darüber hinaus etwas passiert ist.

    Vom Allgäu bis nach Neuburg-Schrobenhausen, im Landkreis Augsburg und Landsberg - in allen Landkreisen in unserer Region herrschte über mehrere Stunden hinweg die höchste Unwetterwarnstufe 4. Inzwischen liegt keine Warnung mehr vor.

    Was das Gewitter in der Region anrichtete

    • Landkreis Augsburg

    In Bobingen sorgte der Brand eines Dachstuhles  für einen Einsatz der Feuerwehr. Gegen 18.40 Uhr brach das Feuer in dem Dach des Mehrfamilienhauses in der Koloniestraße aus. Zum Glück ist das Haus derzeit unbewohnt. Anwohner meldeten den Brand. Als die Feuerwehr eintraf, schlugen schon die Flammen aus dem Dach. Es wird vermutet, dass ein Blitzschlag die Ursache war.

    In und um Augsburg gab es laut Polizei ansonsten "sehr wenige" und recht harmlose Einsätze. So seien vereinzelt Keller mit Wasser vollgelaufen.

    • Landkreis Aichach-Friedberg

    Auch bei der Bahn gab es am Sonntagabend einige wetterbedingte Einsätze. Wegen Oberleitungsschäden durch umgestürzte Bäume musste nach Angaben einer Bahn-Sprecherin zum Beispiel die Strecke zwischen Mering und Geltendorf zunächst gesperrt werden.

    Die Wetterwarnstufen des Deutschen Wetterdienstes

    Was bedeuten die Wetterwarnstufen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wie "markantes Wetter" oder Unwetter? Wir geben einen Überblick.

    Vorabinformation Unwetter: Vorabinformationen gibt der DWD heraus, wenn eine Region generell mit Unwettern rechnen muss. Zu diesem Zeitpunkt lassen sich Gewitter noch nicht räumlich und zeitlich eingrenzen. Einige vorgewarnte Gebiete könnten also auch trocken bleiben. Die Vorwarnung gilt für eine Zeit von zwei bis drei Stunden im Voraus.

    Stufe 1 (gelb), Wetterwarnung: Ab Warnstufe 1 können Meteorologen das Gewittergebiet räumlich und zeitlich besser eingrenzen. Auf der Karte werden Gebiete gelb markiert, in denen man mit Gewittern und Windböen rechnen muss. Die ersten beiden Stufen zählen noch zu den Wetterwarnungen. Ab Stufe 3 spricht der DWD von Unwetterwarnungen.

    Stufe 2 (orange) Warnung vor markantem Wetter: In die zweite Stufe fallen alle Wetterlagen mit starkem Gewitter, Windböen, Starkregen und Dauerregen. Es können vereinzelt oder örtlich Schäden auftreten.

    Stufe 3 (rot), Unwetterwarnung: Stufe rot ist erreicht, wenn golfballgroßer Hagel oder Regen von über 25 Liter pro Stunde erwartet wird. Der DWD empfiehlt ab dieser Stufe, Aufenthalte im Freien zu meiden und sich über die Wetterentwicklung zu informieren.

    Stufe 4 (violett), Warnung vor extremem Unwetter: Die letzte Warnstufe beschreibt Unwetter, durch die lebensbedrohliche Situationen und große Schäden entstehen können. Diese Zellen können sich sehr schnell entwickeln.

    Hitze- oder UV-Warnung: Die erwartete Wetterlage bringt in den nächsten Tagen hohe Temperaturen, relativ hohe Luftfeuchtigkeit, geringe Windbewegung und intensive kurz- und langwellige Sonneneinstrahlung (Hitzewarnung). Die erwartete Wetterlage bringt eine erhöhte UV-Intensität (UV-Warnungen).

    • Allgäu

    Auch der Landkreis Oberallgäu war stark von den Gewittern betroffen. Die plötzlichen Wassermassen konnten teilweise von der Kanalisation nicht schnell genug aufgenommen werden und sorgten kurzzeitig für überflutete Gehwege und Fahrbahnen oder sammelten sich an den tiefsten Stellen wie Unterführungen. In manchen Fällen liefen auch Keller voll.

    Auftretende Sturmböen warfen im Kreis Unterallgäu einen Bauzaun um. In Dirlewang knickte die Spitze des Maibaums ab. In allen Fällen kamen keine Personen zu Schaden. Der Sachschaden kann noch nicht beziffert werden, teilt die Polizei mit. Kurzzeitig kam es für den Ferienrückreiseverkehr zu Behinderungen.

    • Landkreis Ostallgäu

    In Kaufbeuren auf der Josef-Landes-Straße kam es am Sonntagabend zu einem Unfall, weil der 25-jährige Fahrer mit seinem Auto auf der nassen Straße ausrutschte. Zuvor war er einer Katze ausgewichen. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. Eine Ampel und das Auto wurden aber beschädigt.

    In Biessenhofen verletzte sich ein 52-jähriger Motorradfahrer in einem Kreisverkehr am Knöchel. Er war auf der nassen Fahrbahn ausgerutscht.

    Die Unterführungen der Augsburger und der Eschenlohstraße in Buchloe liefen mit Wasser voll. Sie wurden für den Verkehr gesperrt. Zusätzlich wurden in Waal, Bronnener Straße und in Buchloe, Dresdner Straße, zwei Keller überschwemmt.

    • Landkreise Dillingen, Donau-Ries, Landsberg

    Schon Samstagnacht trafen schwere Gewitter in der Region besonders die Landkreise Dillingen, Donau-Ries sowie Landsberg. Etwas südlich des Landkreises Landsberg waren Felder teilweise mit einer dichten Schicht von Hagelkörnern überzogen.

    • Landkreis Günzburg

    Ein 37-Jähriger verursachte am Sonntagabend gegen 20.15 Uhr auf der A 8 zwischen Burgau und Günzburg einen Unfall. Der Mann war bei starken Regenfällen in Höhe Leinheim zu schnell mit seinem Auto in Richtung Stuttgart gefahren, so die Polizei. Das Heck brach aus und der Wagen kam von der Fahrbahn ab. Das Auto überschlug sich und blieb total beschädigt auf der Seite liegen. Die beiden Insassen blieben unverletzt. Den Gesamtschaden gibt die Autobahnpolizei Günzburg mit rund 25.000 Euro an.

    • Landkreis Neu-Ulm

    In mehreren Orten im Landkreis Neu-Ulm verwandelten sich die Straßen allerdings in Bäche, wurden Kanäle und Keller überschwemmt. Stark betroffen waren Senden und Umgebung. Dort liefen viele Keller voll Wasser und die Feuerwehren mussten ausrücken. In einigen Orten der Region seien Telefon und Internet zeitweise ausgefallen, hieß es. In Ulm blieben Autos in überfluteten Unterführungen stecken. Hier stand das Wasser schlagartig kniehoch. Die Autoinsassen blieben alle unverletzt. Mehrere Tiefgaragen wurden ebenfalls überflutet, in Neu-Ulm musste das Krankenhaus die Notaufnahme schließen.

    Im Raum Illertissen musste die Feuerwehr zu kleineren Einsätzen ausrücken. Durch heftige Regenschauer am späten Sonntagnachmittag waren in Bellenberg und Vöhringen Keller vollgelaufen, in Illertissen war die Vöhlinstraße zeitweise überflutet.  Bei Illertissen stand das Wasser auf einer Fahrstraße "bis zu 20 Zentimeter hoch". Es gab mehrere wetterbedingte Einsätze. "Gewitter, Regen, Sturm, Hagel - alles war dabei", sagte ein Polizeisprecher.

    Dunkle Gewitterwolken zogen am Sonntag über ein Wohngebiet in Straubing.
    Dunkle Gewitterwolken zogen am Sonntag über ein Wohngebiet in Straubing. Foto: Armin Weigel

    Bei Nersingen verlor ein 55-Jähriger auf der A7 wegen Aquaplaning die Kontrolle über sein Auto. Die Polizei vermutet eine zu hohe Geschwindigkeit. Verletzt wurde niemand, der Sachschaden liege bei 20.000 Euro.

    Eine 22-jährige Frau verletzte sich bei einem Unfall am Sonntagabend auf der A 8 am Autobahnkreuz Ulm/ Elchingen. Die junge Frau war laut Polizei trotz Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 Stundenkilometern bei starken Regenfällen zu schnell in Richtung Stuttgart gefahren, geriet mit ihrem Wagen ins Schleudern und krachte frontal in die rechte Leitplanke. Sie wurde in eine Ulmer Klinik eingeliefert. Das total beschädigte Auto musste abgeschleppt werden. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 6.000 Euro.

    • weitere Teile Bayerns

    In der Gemeinde Hemau im Kreis Regensburg ließen die Regenmassen am Samstagnachmittag etwa ein Dutzend Keller volllaufen, wie ein Polizeisprecher sagte.  Auch hier waren Straßen und Wiesen mit einer Schicht aus Hagelkörnern bedeckt, weshalb sogar der Schneepflug einmal durch den Ort fahren musste.

    In Sankt Englmar (Kreis Straubing-Bogen) wurde eine Frau von einem Blitz getroffen, sie kam leicht verletzt ins Krankenhaus.

    Zwischen Abendsberg und Hausen (Kreis Kelheim) stand am Abend die Autobahn 93 hüfthoch unter Wasser und musste für Stunden gesperrt werden.

    Besonders groß sind die Schäden auch in Flachslanden und Obernzenn (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim). Dort verwandelten sich in der Nacht zum Montag binnen kurzer Zeit schmale Bäche in reißende Flüsse und überfluteten viele Straßen und Keller. Erdrutsche blockierten Straßen. Verletzte habe es zum Glück nicht gegeben, sagte der Bürgermeister von Flachslanden, Hans Henninger. Berichten der Ansbacher Rettungsleitstelle, in Flachslanden seien einzelne Häuser einsturzgefährdet, widersprach die Polizei.

    Bahnarbeiter arbeiten in den Nähe von Lehrberg bei Ansbach an einer nach einer Überschwemmung durch Erde und Baumreste blockierten Bahnstrecke.
    Bahnarbeiter arbeiten in den Nähe von Lehrberg bei Ansbach an einer nach einer Überschwemmung durch Erde und Baumreste blockierten Bahnstrecke. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Auch in Ansbach herrschte in einigen Stadtteilen in der Nacht zum Montag der Ausnahmezustand. Auch dort hatten Wassermassen und Hagel Gewässer über die Ufer treten lassen. Noch Stunden später erinnerten einzelne Hagelreste an den Straßenrändern an das Unwetter. Besonders kritisch war die Lage für den Besitzer eines am Hang gelegenen Hauses: Herabstürzende Wassermassen hatten dort einen Erdrutsch ausgelöst. Die Erdmassen drückten gegen die Hauswand. Ein Teil des Schlamms und Gerölls drang in den Keller des Hauses ein, so die Polizei.

    Die Bahnstrecke zwischen Würzburgund Ansbachist vorübergehend gesperrt. Die Gleise seien vom Regen unterspült worden, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Wann die Schäden beseitigt sein würden, war am Morgen noch nicht absehbar. Der Fernverkehr werde vorerst über Fürth umgeleitet und der Nahverkehr mit Bussen ersetzt.

    Auf der Strecke Ansbach-Oberdachstetten sei zudem ein Gleis unterspült worden, auch diese Strecke sei deshalb zunächst gesperrt worden.

    Unwetter: Vier Tote in Baden-Württemberg

    Nach einem Unwetter mit starken Regenfällen kam es in Schwäbisch Gmünd zu starken Überschwemmungen.
    Nach einem Unwetter mit starken Regenfällen kam es in Schwäbisch Gmünd zu starken Überschwemmungen. Foto: Jonas Heilgeist (dpa)

    Schlimmer traf das Unwetter Baden-Württemberg. Mindestens vier Menschen sind hier gestorben. In Schwäbisch Gmünd starben zwei Menschen. Ihre Leichen wurden am Montagmittag aus einem Kanalschacht geborgen, wie die Polizei mitteilte. Ein 21-Jähriger aus Schwäbisch Gmünd sei am Sonntagabend in einer Bahnunterführung von Wassermassen umgeworfen und in den Schacht gesogen worden. Beim Versuch, dem Verunglückten zu helfen und ihn aus dem Schacht zu befreien, sei ein 38 Jahre alter Feuerwehrmann ebenfalls hineingesogen worden.

    Zuvor hatte die Polizei den Tod eines 60-Jährigen in einer überfluteten Tiefgarage in Weißbach im Hohenlohekreis gemeldet. Außerdem soll es mehrere Verletzte gegeben haben.

    Auch ein 13 Jahre altes Mädchen starb laut Polizeiangaben an der Bahnstrecke zwischen Schorndorf und Urbach (Rems-Murr-Kreis). Die Schülerin habe zusammen mit einem zwölf Jahre alten Jungen auf dem Heimweg unter einer neu gebauten Eisenbahnbrücke Schutz vor dem Regen gesucht. Während dieses Aufenthalts habe sich das Mädchen wohl zu nahe an die Gleise begeben und sei von einem vorbeifahren Intercity erfasst und getötet worden. Ihr Begleiter sei unverletzt geblieben, der Junge musste psychologisch betreut werden.

    Unterbrechung bei Länderspiel in Augsburg

    Das Spiel Deutschland-Slowakei in Augsburg wurde zu einer regelrechten Wasserschlacht.
    Das Spiel Deutschland-Slowakei in Augsburg wurde zu einer regelrechten Wasserschlacht. Foto: Andreas Gebert

    Betroffen waren aber nicht nur Privatpersonen und Firmen - sondern auch das EM-Vorbereitungsspiel zwischen Deutschland und Slowakei in der WWK-Arena in Augsburg. Nach der ersten Halbzeit konnte die Partie wegen eines schweren Gewitters zunächst nicht fortgesetzt werden. Beinahe wurde das Spiel abgebrochen. Doch nach einer längeren Pause gab es dann doch noch grünes Licht - auch, wenn die Partie in der zweiten Halbzeit zu einer regelrechten Wasserschlacht wurde.

    Weiter Unwetter zum Wochenanfang?

    Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet mit weiteren Gewittern am Montag in Bayern. Vor allem in Schwaben und im Bayerischen Wald werde es am Nachmittag heftig regnen. Die Unwetter reichten aber nicht mehr an die Intensität vom Sonntag heran, sagte ein Sprecher am Montagmorgen. Das am Sonntag vom Unwetter besonders betroffene Mittelfranken bleibe am Montag weitgehend verschont.

    Dazu sagt der DWD für Bayern wieder etwas kühlere Temperaturen von 17 bis 22 Grad und örtliche Schauer voraus. Der etwas sonnigere Tag in der Region Augsburg wird der Dienstag - jedoch sind auch wieder Gewitter möglich. Ähnlich wechselhaft geht es in der zweiten Wochenhälfte weiter.

    Wer zahlt für die Unwetter-Schäden? Alle Infos dazu lesen Sie in diesem Artikel: Versicherung bei Unwetter: Wer zahlt welchen Schaden?

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