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Region Augsburg: Diese Menschen wurden nach eigenen Unfällen überzeugte Blutspender

Region Augsburg

Diese Menschen wurden nach eigenen Unfällen überzeugte Blutspender

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    Allein in Bayern werden jeden Tag rund 2000 Blutkonserven für die Versorgung von Krebspatienten, Unfallopfern oder für Operationen benötigt.
    Allein in Bayern werden jeden Tag rund 2000 Blutkonserven für die Versorgung von Krebspatienten, Unfallopfern oder für Operationen benötigt. Foto: Christian Charisius, dpa (Symbolfoto)

    Es war ein einziger falscher Schritt, der fatale Folgen hatte. 800 Meter stürzte die Skitourenläuferin Gela Allmann aus Dachau in die Tiefe. Immer wieder prallte sie dabei gegen Felsen. Ihr rechtes und linkes Knie sowie ihre linke Schulter zerschellten. Ihr rissen Muskeln, Bänder, Sehnen und die Hauptarterie des rechten Beins. Der Blutverlust war groß. Allmann erlebte den Unfall bei vollem Bewusstsein: „Ich dachte, ich muss jetzt sterben.“

    Gela Allmann
    Gela Allmann Foto: Blutspendedienst

    Die Bergung mit dem Helikopter war schwierig. Acht Stunden blieb ihr Bein ohne Blutversorgung. Dann endlich bekam sie die erste Notoperation im Krankenhaus. Blutkonserven retteten ihr Leben. Es folgten etliche weitere Krankenhausaufenthalte. Wie es zu dem Unfall kam? Gela Allmann modelte neben ihrem Leistungssport. Für ein Fotoshooting ging es 2014 nach Island. Das Team verließ die Skitourenroute. Der steile und vereiste Hang wurde Allmann zum Verhängnis.

    „Ich hatte eine Million Schutzengel, dass mein Kopf heil geblieben ist“, sagt die 32-Jährige heute. Allmann ist unglaublich dankbar, den Unfall überlebt zu haben. Seit vier Monaten ist sie stolze Mama eines kleinen Jungen. Der Sport ist auch weiterhin ihre Leidenschaft, wenn auch weniger auf der Leistungsebene. Sie fährt Rad, schwimmt und läuft Langlauf.

    Das Joggen musste die frühere Trailrunnerin allerdings an den Nagel hängen. Ihr rechtes Knie ist „quasi leer“, ohne Bänder. Nur ihre Muskeln halten es zusammen. Dafür geht sie regelmäßig in die Berge. Runter nimmt sie die Bahn, das würde sonst ihr Knie zu stark belasten. „Später werde ich wohl mal ein künstliches Kniegelenk brauchen.“

    Gela Allmann und Felix Brunner sind Blutspende-Botschafter

    Heute arbeitet Allmann als Autorin und Coach. Seit diesem Jahr ist die Dachauerin die neue Botschafterin für den Blutspendedienst (BSD) – neben dem Allgäuer Felix Brunner, der 2009 nach einem schweren Kletterunfall und einem Absturz in den Bergen etwa 800 Blutkonserven benötigte, um zu überleben. Der 26-Jährige sitzt seitdem im Rollstuhl. Trotz Handicap wagte er eine Transalp mit seinem Handbike.

    Beide Persönlichkeiten beeindrucken mit ihrer Lebensfreude und ihrem Sportsgeist. „Wenn du dem Tod so ins Auge schaust, willst du jede Sekunde deines Lebens sinnvoll nutzen“, sagt Allmann. Sie geht regelmäßig zum Blutspenden, denn sie hat am eigenen Leib erfahren, wie wichtig die Blutkonserven im Notfall sind.

    Vom Kreisverband Aichach-Friedberg wurden 34 "Elite-Spender" ausgezeichnet, die eine Gesamtzahl von 3050 Blutspenden geleistet hatten.
    Vom Kreisverband Aichach-Friedberg wurden 34 "Elite-Spender" ausgezeichnet, die eine Gesamtzahl von 3050 Blutspenden geleistet hatten. Foto: Blutspendedienst des BRK (Archiv)

    Für die aktiven Spender in Bayern ist das Blutabgeben längst eine selbstverständliche Routine. Der Blutspendedienst ehrte kürzlich seine sogenannten „Elite-Spender“ aus Schwaben in Augsburg.

    Regina Schneider verlor bei einem Unfall viel Blut

    Josef Wiedemann aus Buchloe (Ostallgäu) ist einer von ihnen. Er geht seit seinem 18. Lebensjahr zum Blutspenden – 175 Mal war er schon, bekam einen kleinen Pieks und spendete einen halben Liter. „Es ist die einfachste Art, etwas Gutes zu tun“, sagt Wiedemann. Der 61-Jährige sieht einen weiteren Vorteil: „Wenn man älter wird, hat man dadurch eine ständige Kontrolle seines Blutes.“ Außerdem kann es einen jederzeit selbst treffen, dass man auf Blutspenden angewiesen ist, sagt Wiedemann.

    So wie Regina Schneider aus Mertingen (Landkreis Donau-Ries) im Jugendalter. Sie war beim Holzsägen und stapelte die schweren Scheite vor ihrer Brust. Plötzlich geriet sie ins Stolpern und fiel Richtung Kreissäge. Sie konnte sich glücklicherweise rechtzeitig abfangen, doch die Holzscheite prallten gegen das Sägeblatt und schleuderten gegen ihren Bauch. Die scharfen Kanten zerfetzten ihr die Leber. Schneider verlor innerlich viel Blut. „Ohne Blutspenden würde ich heute nicht hier stehen“, weiß Schneider. Schon damals sagte sie sich: „Wenn ich gesund bin, gehe ich zum Blutspenden.“ Das macht sie nun seit ihrem 18. Geburtstag. Vom BSD wurde sie kürzlich für ihre 100. Blutspende geehrt.

    Auch Wolfgang Dopfer aus Günzburg erlebte einen Schicksalsschlag in der Familie. Im Säuglingsalter benötigte seine Tochter eine Kopfoperation. Ihr Schädelknochen war zu früh zusammengewachsen. Durch die Blutspenden überlebte seine Tochter den Eingriff. Das Erlebnis ist sein Antrieb, sagt Dopfer. Es mache ihm bewusst, wie wichtig Blutspenden ist. Heute gehen der 57-Jährige und seine mittlerweile 25-jährige Tochter regelmäßig gemeinsam zum Blutspenden.

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