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Region Augsburg: 20 Jahre nach der Pfingstflut: Wird der Regen wieder gefährlich?

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20 Jahre nach der Pfingstflut: Wird der Regen wieder gefährlich?

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    So sah es im Mai 1999 in Augsburg aus: Die Straßen standen unter Wasser, Autos versanken in den Fluten. Das Pfingsthochwasser, das die Stadt schwer getroffen hatte, jährt sich nun zum 20. Mal.
    So sah es im Mai 1999 in Augsburg aus: Die Straßen standen unter Wasser, Autos versanken in den Fluten. Das Pfingsthochwasser, das die Stadt schwer getroffen hatte, jährt sich nun zum 20. Mal.

    Mit dem Pfingstfest 1999 kam die Flut: Ein Hochwasser, das im Oberallgäu Dämme brach und auch in Augsburg die Straßen überflutete. Etwa 1000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, manche verloren ihr Zuhause. Fünf Menschen starben. Diese Ereignisse jähren sich in diesen Tagen zum 20. Mal – und gerade jetzt breitet sich Tief Axel über Mitteleuropa aus und bringt Starkregen. Wenn man in den Himmel blickt, dann drängt sich die Frage auf: Droht wieder eine Regenflut?

    • Alle Infos zur aktuellen Lage lesen Sie hier: Tief "Axel" bringt heftigen Regen und Hochwasser-Gefahr nach Bayern.

    „Wir haben eine ähnliche Wetterlage wie vor 20 Jahren“, sagt Diplom-Meteorologin Britta Siebert-Sperl. Doch auch wenn sich die Umstände gleichen – eine erneute Jahrhundertüberschwemmung befürchtet die Expertin des Portals „Wetterkontor“ nicht. Das liege vor allem an den Unterschieden zwischen dem Wetter damals und dem Regen heute.

    1999 war es ein Zusammenspiel von vielen Effekten, das am Pfingstwochenende in einer Wasserkatastrophe mündete: Der Süden Deutschlands hatte einen nassen Winter erlebt und einen ebenso verregneten Frühlingsbeginn. Zudem lag die Schneefallgrenze lange Zeit sehr tief – und die Schneeschmelze setzte stark und plötzlich ein. Dann folgten drei Tage Dauerregen. Bis die Flüsse über die Ufer traten.

    Hochwasser-Gefahr: Der Boden kann den Regen gut aufnehmen

    Und heute? „Der Winter war zwar nass, aber von Februar bis April war es relativ trocken“, sagt Siebert-Sperl. „Wichtig ist immer das Wetter der vergangenen Monate. Das ist entscheidend für den Stand der Flusspegel und auch für den Zustand des Bodens.“ Der Boden könne die Regenmassen derzeit gut aufnehmen. „Er ist nicht übersättigt wie ein nasser Schwamm.“ Außerdem werde am Mittwoch der Niederschlag abklingen, hoher Luftdruck werde Tief Axel verdrängen.

    Bis dahin aber sagen die Meteorologen einen „extrem ergiebigen Dauerregen“ voraus, dazu Windböen und Gewitter. Eine Unwetterwarnung der höchsten Stufe vermeldete der Deutsche Wetterdienst am Montagnachmittag für das Gebiet zwischen Mindelheim und Oberstdorf und vom Bodensee bis nach Bad Reichenhall. Dort fallen laut Prognose noch bis in der Nacht zum Mittwoch zwischen 90 und 120 Liter pro Quadratmeter, in den Bergen bis zu 140 Liter.

    Für Karl Schindele, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Kempten, sind die Eindrücke des Hochwassers von 1999 immer noch lebendig: „Ich erinnere mich an den Dammbruch in Immenstadt, an Bilder aus dem überfluteten Neustadt an der Donau.“ In den vergangenen 20 Jahren habe sich jedoch viel im Hochwasserschutz bewegt, sagt er. Seit 2001 habe das Allgäu 267 Millionen Euro in die Sicherung der Gewässer investiert – und sie ist noch nicht abgeschlossen. Das nächste Vorhaben: Fünf Rückhaltebecken im Unterallgäu entlang der Günz.

    In den Wohngebieten an der Wertach in Augsburg gab es massive Schäden.
    In den Wohngebieten an der Wertach in Augsburg gab es massive Schäden. Foto: Archivfoto: Anne Wall

    Ein Retter erinnert sich an den Einsatz

    „Ich denke, wir sind gegen Hochwasser heute ganz gut aufgestellt“, sagt Wolfgang Meßmer. Er leitet die Ortsgruppe Augsburg des Technischen Hilfswerks und war 1999 als Ausbildungsleiter mit jungen Helfern im Einsatz. Er erinnert sich an die überschwemmte Gögginger Wertachbrücke. Eine Radladerschaufel habe ihn und seine Kollegen vor dem steigenden Pegel retten müssen, sagt Meßmer. Doch auf Chaos folgte Routine: „Die nächsten Tage waren ein einziger Knochenjob.“ Zehn Tage sei er im Einsatz gewesen. Heute denke er aber nur selten zurück. „Wir unterhalten uns natürlich an Jahrestagen: Weißt du noch, wie es damals war? Aber im Grunde ist das Vergangenheit.“

    Dennoch ist das Thema jetzt wieder aktuell. Meteorologin Siebert-Sperl erklärt: Heftige Niederschläge seien typisch, wenn ein Tiefdruckgebiet an die Nordseite der Alpen stößt. „Solche Staulagen sind leicht zu kalkulieren. Viel schwerer zu berechnen sind aber kleine, lokale Extremereignisse.“ Mit steigenden Temperaturen, mit der Erwärmung der Erde, häufen sich die extremen Wetterereignisse. „Die monatlichen Durchschnittstemperaturen steigen kontinuierlich an. Und je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit bindet sie.“ Die technischen Entwicklungen schreiten voran, das Wetter wird berechenbarer, auch für Laien. Apps auf dem Smartphone verfolgen den Regen auf dem Radar nahezu in Echtzeit. „Aber das sind nur Computerberechnungen, Vorhersagen“, sagt Siebert-Sperl. Gewissheit habe man erst später. Wenn es tatsächlich regnet.

    Aktuelle Unwetterwarnungen für Ihren Landkreis finden Sie immer aktuell hier auf der Seite des deutschen Wetterdienstes.

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