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Referendum: Kleine Nation, großer Stolz: Was Schotten und Bayern verbindet

Referendum

Kleine Nation, großer Stolz: Was Schotten und Bayern verbindet

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    Was den Schotten ihr Kilt ist ...
    Was den Schotten ihr Kilt ist ... Foto: Dominique Leppin/dpa

    Wer in einem Pub irgendwo in den Highlands mit einem Schotten ins Gespräch kommt und erzählt, dass er aus Bayern stammt, kann sicher sein: Das nächste Guinness muss er nicht selbst bezahlen. Die Bravehearts mögen uns.

    Schotten und Engländer: Ein bisschen so wie mit den Preiß'n

    Denn mit den Schotten und den Engländern ist es ein bisschen so wie mit den Preiß’n und den Bayern. Quasi seelenverwandt. Man gehört zusammen. Irgendwie. Aber so richtig mögen? Das ginge dann doch zu weit. Streitereien werden heute glücklicherweise nicht mehr mit Waffen, sondern mit Witz ausgetragen. Aber ein gewisser gegenseitiger Grundgrant hat die Jahrhunderte eben doch überdauert.

    Und wenn wir ganz ehrlich sind: Wer von uns hat in den vergangenen Wochen bei all dem schottischen Fähnchengeschwenke nicht irgendwann einmal heimlich im Halbschlaf die Argumente für und gegen eine Abspaltung des Freistaats von der Bundesrepublik durchgespielt?

    Eines haben die Schotten den Bayern voraus

    Alle Infos zur möglichen Unabhängigkeit Schottlands

    Zeitplan: Wenn die Schotten am 18. September für die Abspaltung vom Rest Großbritanniens stimmen, wäre das nur die Grundlage für einen nötigen politischen Prozess. Der schottische Premier Alex Salmond hat angekündigt, die Unabhängigkeit bei einem positiven Ergebnis bis zum Jahr 2016 durchsetzen zu wollen.

    Befürworter: Die Kampagne für die Abspaltung wird vom schottischen Premier Alex Salmond und seiner linksliberalen Schottischen Nationalpartei SNP angeführt. Seit 2011 hat diese Partei die absolute Mehrheit im Regionalparlament.

    Gegner: Der schottische Labour-Politiker Alistair Darling kämpft mit dem Slogan "Better together" gegen die Abspaltung. Unterstützt wird es von Großbritanniens Premier David Cameron. Die Gegner der Abspaltung argumentieren, dass England und Schottland gemeinsam stärker seien.

    Politische Gründe: Es gibt viele Gründe dafür, warum sich viele Schotten die Unabhängigkeit wünschen. Alex Salmond spricht ihren Nationalstolz an. Politisch entscheidend ist aber vor allem die Unzufriedenheit mit dem EU-kritischen Kurs des britischen Premiers David Cameron.

    Wirtschaftliche Gründe: Viele Schotten sind unzufrieden damit, dass die Einnahmen aus der Ölförderung vor allem nach London fließen. Schließlich wird der wertvolle Rohstoff an der schottischen Nordküste abgebaut.

    Militärische Gründe: Es gibt immer wieder Protest dagegen, dass die britischen Atom-U-Boote in Schottland stationiert sind. Bei einer Abspaltung müsste England sie abziehen.

    Folgen für Schottland: Bei einer Unabhängigkeit würde sich das schottische Regionalparlament in ein Staatsparlament mit eigener Innen- und Außenpolitik wandeln - also auch mit eigener Wirtschaft und eigener Armee.

    Folgen für Großbritannien: Großbritannien würde auf einen Schlag 5,3 Millionen Einwohner und ein Drittel seiner Landmasse verlieren. Der Verlust der Öl-Einnahmen wäre wirtschaftlich ein schwerer Schlag. Das Bündnis aus England, Wales und Nordirland würde aber bestehen bleiben.

    Folgen für Europa: Schottland wäre als neuer Staat erst einmal kein Mitglied von EU und Nato. Ein Wiederaufnahmeverfahren würde wohl Jahre dauern.

    Wahrscheinlichkeit: In aktuellen Umfragen liegen die Befürworter der Abspaltung zurzeit bei 51 Prozent. Das Ergebnis der Abstimmung am 18. September wird also wohl sehr knapp ausfallen.

    Bayern und Schotten verbindet viel mehr als die Landesfarben Weiß und Blau. Was dem einen seine Lederhose, ist dem anderen sein Kilt. Was dem einen sein Obstler, ist dem anderen sein Whisky. Was dem einen seine Alpen, sind dem anderen seine Highlands. Und dann erst die Sprache: Fragen Sie mal einen Engländer, ob das wirklich Englisch ist, was die da oben im rauen Norden von sich geben. Er wird so ähnlich antworten wie ein Oberstudienrat aus Castrop-Rauxel, der zum ersten Mal von einer oberbayerischen Bedienung auf dem Oktoberfest nach seinen kulinarischen Vorlieben befragt wurde.

    Nur eines haben uns die Schotten in jedem Fall voraus – Abspaltung hin oder her: eine eigene Fußball-Nationalmannschaft. Die hat sich zwar seit 1998 nicht mehr für ein großes Turnier qualifiziert. Aber man kann eben nicht alles haben. Außerdem waren die Engländer ja meistens auch schnell wieder daheim...

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