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Rechtsextremismus: Sekte OCG forschte wohl tausende Politiker aus - Abgeordneter aus der Region betroffen

Rechtsextremismus

Sekte OCG forschte wohl tausende Politiker aus - Abgeordneter aus der Region betroffen

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    Die Sekte „Organische Christus-Generation“ (OCG) des Schweizers Ivo Sasek hat offenbar private Daten von tausenden Spitzenpolitikern gesammelt.
    Die Sekte „Organische Christus-Generation“ (OCG) des Schweizers Ivo Sasek hat offenbar private Daten von tausenden Spitzenpolitikern gesammelt. Foto: Arne Immanuel Bänsch, dpa

    Die Sekte „Organische Christus-Generation“ (OCG) des Schweizers Ivo Sasek hat offenbar private Daten von tausenden Spitzenpolitikern gesammelt. Nach Recherchen des BR-Magazins „Kontrovers“ sind Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz betroffen. Die OCG, zu der nach eigenen Angaben Mitglieder der „freikirchlichen“ Gemeinde „Leben in Christus“ in Mertingen im Kreis Donau-Ries gehören, trug demnach Privatanschriften und Telefonnummern sowie Informationen zu Religionszugehörigkeit, Nationalität oder sexueller Orientierung von über 8000 Personen zusammen. Unter ihnen sollen 200 aktuelle und ehemalige Mitglieder des Bayerischen Landtags sein, darunter der Freie Wähler-Abgeordnete Fabian Mehring aus Meitingen im Landkreis Augsburg.

    Private Handynummer und Adresse von Fabian Mehring auf OCG-Liste

    Mehring, Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion der Freien Wähler (FW), sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir wissen jetzt, dass es sich leider nicht nur um die Arbeit einiger Fanatiker handelt, die ein bisschen im Internet recherchiert haben.“ An einer Beobachtung der rechtsextremen OCG durch den Verfassungsschutz führe kein Weg mehr vorbei. „Unser Rechtsstaat darf sich solche Praktiken nicht gefallen lassen.“

    Mehring ist erschüttert über das Ausmaß der „Freund-Feind-Listen“, die von der Sekte offensichtlich angelegt wurden. Der umfangreicher Datensatz, der "Kontrovers" vorliegt, soll private Informationen tausender Politiker enthalten. Mehring wurde, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion, auf einer Liste eine „höhere vierstellige Kennziffer“ zugeordnet, unter der seine private Handynummer und die Adresse seiner Privatwohnung vermerkt seien.

    Der Landtagsabgeordnete spricht von einer „systematischen Analyse“ fast aller Menschen, die im Bundesgebiet in überregionaler politischer Verantwortung stehen. „Das erinnert mich auf erschreckende Weise an dunkle Zeiten in unserem Land.“

    Sektengründer: Datensammlung diene der Weiterbildung

    Gegen den Schweizer Sektengründer Ivo Sasek hat die Generalstaatsanwaltschaft München ein Vorermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet und Mehring als Zeugen befragt – auch, weil er Kontakt zu einer Aussteigerin hat. Der Politiker und seine Fraktion hatten einen Dringlichkeitsantrag („Null Toleranz gegenüber Extremisten – Aktivitäten der Sasek-Bewegung in Bayern unter die Lupe nehmen“) eingebracht; eine Antwort des Innenministeriums steht noch aus. In Mertingen, unweit von seinem Heimatort Meitingen, entstanden nach Recherchen unserer Redaktion Inhalte für das OCG-Portal kla.tv, das Verschwörungstheorien etwa zur Corona-Pandemie und bei Rechtsextremen anschlussfähige Beiträge verbreitet. Dem BR gegenüber erklärte Sasek, die Datensammlung diene lediglich der „Weiterbildung“.

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