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Rain am Lech: Deutsche Film-Festspiele in der Region

Rain am Lech

Deutsche Film-Festspiele in der Region

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    Der Film „Guantanamo Baby“ zeigt, wie die Welt hinter den Gitterstäben eines Kinderbettchens sein kann. Er wurde bei den DAFF 2016 ausgezeichnet.
    Der Film „Guantanamo Baby“ zeigt, wie die Welt hinter den Gitterstäben eines Kinderbettchens sein kann. Er wurde bei den DAFF 2016 ausgezeichnet. Foto: Dieter Primig

    Es gibt so viele ihrer Art im öffentlichen Rampenlicht, allen voran den amerikanischen Oscar, die deutsche Lola, den französischen César, die österreichische Romy und wie sie alle heißen. Ihre Verleihungen sind glamouröse Spektakel der Filmwelt: Leinwand-Stars in großen Roben, rote Teppiche, Blitzlichtgewitter.

    Und dann gibt es da abseits solcher Szenerien ein Ereignis, bei dem alles eine Nummer bescheidener ausfällt, alles ein wenig reduzierter – und das trotzdem aufhorchen lässt. Wenn der Bundesverband deutscher Film-Autoren (BDFA) zu den Deutschen Autoren Film-Festspielen (DAFF) ruft, wenn er den kleinen Bruder der großen Trophäen verleiht, gibt es alljährlich das Beste zu sehen, was sich Amateure aus der ganzen Republik haben einfallen lassen: kurze Spielfilme, Trick- und Animationsfilme, Dokumentationen, Reportagen, Natur- und Reiseberichte – nichts länger als maximal 20 Minuten und ganz ohne kommerziellen Hintergrund. Produziert ohne Millionen teuren Aufwand, entstanden allein aus Leidenschaft, Kreativität und mit der technischen Ausstattung, die sich Amateuren bietet und die diese nach Möglichkeit ausreizen.

    „Hobby“ und „Amateur“ sind Begriffe, die zwar zutreffen, dennoch in den Kreisen der Filmer nicht gern gehört werden. Schließlich geht es nicht um Videos, die sie eben mal mit der Handykamera bei Kindergeburtstagen aufnehmen, nicht um verwackelte, unscharfe Bilder, die heute nahezu alle bei jeder Gelegenheit festhalten können. Es geht um anspruchsvolle Konzepte, Inhalte, Geschichten und Skripte, Licht- und Tontechnik, Kameraführung – eben um all das, was einen guten Film ausmacht.

    Vom Horrorkabinett bis zum Kinderbett

    „Das Ende der Zukunft“ heißt beispielsweise ein 2017 prämierter, rasanter One-Man-Movie, ein aberwitziges Horrorkabinett, für das der Autor selbst in zehn verschiedene Rollen schlüpft. „Geborgene Zwischenräume“ (2017) lässt den Zuschauer staunend verfolgen, wie eine tonnenschwere Skulptur aus Industrie-Schrott entsteht. „Imbiss“ (2017) macht einen Kiosk-Besitzer auf der griechischen Insel Lesbos zum Protagonisten. Mit lebendigen O-Tönen bringt die Dokumentation den Zuschauer dicht an einen der Hotspots im Mittelmeer, eine erste Anlaufstelle für Flüchtlinge. „Guantanamo Baby“ (2016) zeigt aus der Perspektive eines Säuglings den Blick durch die Gitterstäbe des Kinderbettchens und damit eine pointierte Sicht auf ein Übermaß an Zuwendung.

    Dieses Jahr richten sich die Augen der nicht-kommerziellen Filmwelt Deutschlands auf Rain am Lech im Landkreis Donau-Ries. Gerade mal 8900 Einwohner groß, ist es heuer vom 10. bis 13. Mai Austragungsort für die DAFF – nach Orten wie beispielsweise Hamburg, Dortmund oder Krefeld.

    In der schwäbischen Kleinstadt laufen die Vorbereitungen des winzigen örtlichen Filmclubs auf Hochtouren. „Elf Freunde müsst ihr sein“ heißt es beim Fußball. Erst recht gilt diese Parole in Tagen wie diesen aber auch für Vereinsvorsitzenden Wilfried Berner und seine zehn Mitstreiter. „In jedem Club muss es ein paar Narrische geben, dann funktioniert der Verein“, sagt Berner schmunzelnd. Er sitzt in seinem kleinen Büro, wo sich vieles am Computer abspielt, einschließlich der Aufbereitung seiner eigenen Filme. Er selbst sieht sich in erster Linie als Chronist für Veränderungen seiner Heimatstadt, die er mit der Kamera festhält.

    60 Produktionen an vier Tagen

    Unter seinem Tisch steht eine Kiste mit Pressemappen, Taschen mit Infomaterial sind ebenfalls vorbereitet, das Rahmenprogramm ist organisiert, Zimmer sind gebucht, das Catering ist geplant. Die Vereins-Homepage (www.filmclubrain.de) ist aktualisiert, die Dreifachturnhalle gebucht – mit anderen Worten: Die vor eineinhalb Jahren begonnenen Vorbereitungen des Teams liegt in den letzten Zügen. Was vom 10. bis 13. Mai zu erwarten ist, sind rund 60 Produktionen, Autorenbegegnungen, ein Filmball und Gold, Silber und Bronze für die Besten ihrer Sparte. Der Gewinner wird im September zum World Movie Contest eingeladen, der im tschechischen Blansko stattfindet.

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