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Radfahren: Mehr Verkehrssünder: Brauchen Fahrräder Nummernschilder?

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Mehr Verkehrssünder: Brauchen Fahrräder Nummernschilder?

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    Kennzeichen für Räder? In Berlin kann man sich das vorstellen, in Bayern nicht.
    Kennzeichen für Räder? In Berlin kann man sich das vorstellen, in Bayern nicht. Foto: T. Hase, dpa (Symbol)

    Im Volksmund heißen sie Kampfradler, Rüpelradler oder schlicht Radrowdys. Und sie stehen für aggressives Verhalten im Straßenverkehr. Weil sie nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Fahrradbooms immer mehr werden, hat die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik einen ernst zu nehmenden Vorschlag gemacht: die Kennzeichnungspflicht für Räder.

    Aufgrund steigender Beschwerden von Fußgängern sei die Maßnahme eine Überlegung wert, sagte Slowik jüngst der Berliner Morgenpost: "Wir beobachten eine zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr – auch bei Fahrradfahrern." Die Maßnahme mit den Kennzeichen sei nötig, um schwächere Verkehrsteilnehmer vor Stärkeren zu schützen, meint Slowik und fügt hinzu. "Bei Beschwerden, bei schweren Verstößen und vor allem schweren Folgen finde ich, dass es ein wichtiger Aspekt sein kann."

    Verkehrsverstöße: Viele Menschen wünschen sich Kennzeichen an Rädern

    Die Debatte um eine Kennzeichnungspflicht von Fahrrädern hatte zuvor schon einmal die CDU in Hamburg in Gang gebracht. Einer Antwort des Senats auf eine Anfrage des CDU-Politikers Dennis Thering zufolge war die Zahl der von Radfahrern verursachten Unfälle von 1799 Fällen im Jahr 2017 auf 1852 im Jahr 2018 gestiegen. Dies hatte das Hamburger Abendblattberichtet. Therings Vorschlag zu einer Kennzeichnungspflicht hatte in sozialen Netzwerken damals bundesweit für Diskussionen gesorgt.

    Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hält Kennzeichen an Rädern für nicht praktikabel.
    Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hält Kennzeichen an Rädern für nicht praktikabel. Foto: Matthias Balk, dpa

    Macht es Sinn, Fahrräder mit Nummernschildern auszustatten? Während Autofahrer, Rollerfahrer und sogar E-Bike-Fahrer Kennzeichen haben müssen, sind Radfahrer in Deutschland ja ohne Kennzeichen unterwegs. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zufolge wünscht sich jeder zweite Deutsche, dass sich das ändert. Auf die Frage "Sollte Ihrer Meinung nach eine Pflicht zur Kennzeichnung von Fahrrädern eingeführt werden?", antworteten 53 Prozent der Befragten mit Ja. 38,4 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus. Dabei sind 29,9 Prozent „auf jeden Fall“ für die Kennzeichnung von Fahrrädern, 22,2 Prozent wollen dies "auf keinen Fall".

    Verkehrsministerin: Der Aufwand würde den Nutzen deutlich übersteigen

    In München oder anderen bayerischen Großstädten, wo ja auf Fahrradwegen und Straßen durchaus auch oft Gedrängel herrscht, gab es bisher noch keine öffentliche Diskussion zum Thema. Beim Polizeipräsidium Oberbayern verweist man auf das Ministerium.

    Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer sagt auf Anfrage unserer Redaktion: "Die Einführung von Fahrradkennzeichen klingt in der Theorie charmant, da man erwarten könnte, dass sich Radfahrer mit Kennzeichen verkehrsgerechter verhalten würden. Praktisch sind Fahrradkennzeichen aus meiner Sicht aber nicht einführbar."

    Es gibt in Deutschland etwa 78 Millionen Räder.
    Es gibt in Deutschland etwa 78 Millionen Räder. Foto: Patrick Seeger/Illustration (dpa)

    In Deutschland gebe es mehr als 78 Millionen Fahrräder auf den Straßen. "Wir bräuchten für alle Räder Fahrzeugpapiere und Schilder. Da in Deutschland keine Versicherungspflicht für Fahrräder besteht, können wir hier keine Lösung über die Versicherungswirtschaft erwarten", sagt die Politikerin. Der mit der Einführung des Fahrradkennzeichens verbundene Verwaltungs- und Kostenaufwand stehe in keiner Relation zum zu erwartenden Nutzen. Das bestätigt auch der ADAC. In der Schweiz wurde die seit Jahrzehnten bestehende Kennzeichenpflicht für Fahrräder übrigens vor neun Jahren abgeschafft. Der Aufwand überstieg den Nutzen deutlich.

    Die Fahrradkennzeichen wären so klein, dass man sie kaum sehen würde

    Schreyer hat noch ein Argument gegen die Radl-Nummernschilder: Die Fahrradkennzeichen wären sehr klein und somit im fließenden Verkehr kaum wahrnehmbar, erklärt die Ministerin. Sie sei überzeugt, dass gegenseitige Rücksichtnahme die Lösung für viele Auseinandersetzungen im Straßenverkehr sei. Das gelte für alle Verkehrsteilnehmer – vom Autofahrer über den Radler bis hin zum Fußgänger. Verkehrsbeobachter wissen aber auch, dass dies oft nicht mehr als ein frommer Wunsch ist.

    Der Automobilclub von Deutschland (AvD) empfiehlt darum, die Kontrolldichte zu erhöhen – die Anwesenheit eines Ordnungshüters steigert nachweislich die Verkehrsdisziplin. Dass Radler sich nicht immer an die Verkehrsregeln halten, weiß man auch beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub. "Mehr Kontrollen könnten da nicht schaden", bestätigt ein ADFC-Sprecher.

    Beim Deutschen Anwaltsverein sieht man die Sache indes so: Die Bürger würden belastet, man würde gewünschten Radverkehr verhindern und allenfalls bei geringsten Delikten zur Aufklärung beitragen. Um radelnde Verkehrssünder zu schnappen, gebe es ein sehr viel wirksameres Mittel als Kennzeichen, glaubt auch ein ADFC-Sprecher: Polizisten auf Fahrrädern.

    Ganz neu ist die Idee mit den Radl-Schildern übrigens nicht: In verschiedenen europäischen Ländern wie in der Schweiz, den Niederlanden oder Portugal gab oder gibt es eine Kennzeichnung, vielerorts wird sie jedoch abgelehnt oder ist wie in der Schweiz wieder abgeschafft worden.

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    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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