Sechs Beamte des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) müssen sich seit Dienstag wegen eines V-Mann-Einsatzes bei der Rockerbande "Bandidos" vor dem Landgericht in Nürnberg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Ermittlern Diebstahl in mittelbarer Täterschaft, Strafvereitelung im Amt, Betrug und uneidliche Falschaussage vor. Nicht alle Beschuldigten sind wegen sämtlicher Delikte angeklagt. Es geht in dem Verfahren um einen Diebstahl von Minibaggern in Dänemark im Jahr 2011, an dem der V-Mann sowie Mitglieder der Rockerbande beteiligt waren. Die Polizisten sollen diese Straftat nicht verhindert und später auch gedeckt haben.
V-Leute sind Informanten von Polizei oder Nachrichtendiensten. Sie liefern Informationen aus kriminellen Milieus, in die Ermittler sonst keinen Einblick hätten. Alle Angeklagten - darunter auch Führungskräfte - sind vom Dienst suspendiert. Unter ihnen ist auch ein Kriminaldirektor, der zeitweise die für das Oktoberfest-Attentat von 1980 zuständige Sonderkommission leitete.
Die Verhandlung wurde nach Verlesung der Anklage unterbrochen, weil zwei der sechs Tatverdächtigen sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern wollten. "Das überrascht uns", sagte der Vorsitzende Richter. Nach einem Vorgespräch im Oktober habe die Kammer mit "umfangreichen Einlassungen" der Angeklagten gerechnet, und daher keine Zeugen geladen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. dpa/lby