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Prozess in München: Rocker prügeln "Gringo" halbtot

Prozess in München

Rocker prügeln "Gringo" halbtot

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    Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in München ein Prozess gegen zwei Mitglieder der Rockergruppe Bandidos begonnen.
    Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in München ein Prozess gegen zwei Mitglieder der Rockergruppe Bandidos begonnen.

    Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in München ein Prozess gegen zwei Mitglieder der Rockergruppe Bandidos begonnen. Die 41 und 44 Jahre alten Angeklagten müssen sich wegen versuchten Mordes an einem anderen Rocker verantworten. Sie sollen am 11. November 2011 in ihrem Clubhaus in Türkenfeld (Landkreis Fürstenfeldbruck) ihr Opfer mit Fäusten, Füßen und einer Taschenlampe halbtot geschlagen haben. Beide räumten ein, dem 26-Jährigen, einem Mitglied ihrer Untergruppe Gringos, eine Abreibung verpasst zu haben.

    Rocker verfolgten den Prozess

    Mehrere Rocker reisten als Zuschauer zu dem Prozess an. Das Landgericht München II ordnete scharfe Eingangskontrollen an, um gewalttätige Zwischenfälle zu verhindern. Täter und Opfer gehören dem Münchner Rotlichtmilieu an.

    Der ältere Angeklagte, ein gelernter Kraftfahrzeugmechaniker mit Meisterbrief, betrieb in München ein Bordell. Sein Komplize, von Beruf Industriemechaniker, war zuletzt Türsteher. Das Opfer hatte einen Escort-Service. Die Freundin des 26-Jährigen schaffte im Puff des 44-Jährigen an, nahm ohne Absprache Urlaub und wurde gefeuert. Das spätere Opfer soll eine Abfindung verlangt haben - dies war laut Anklage der Hintergrund der Gewalttat.

    Das sind die bekanntesten Rockerbanden

    Die Bandidos wurden 1966 in Houston, Texas, durch Donald Eugene Chambers gegründet. Ein mexikanischer Bandit („Bandido“) mit großer Machete und einem Revolver ist das Symbol der Gruppe. Die Bandidos sind in Deutschland neben den Hells Angels der größte Rockerclub. Beide ringen mit extremer Brutalität um Macht- und Einflusszonen.

    Die Hells Angels gibt es seit 1948. Die Gruppe wurde im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet. Weltweit erkennt man den Totenkopf mit Flügeln als das Erkennungszeichen der Engel. Der Name der Gruppe geht ursprünglich auf den Titel eines Films aus dem Jahr 1930 zurück. Der Streifen handelt von Flugpionieren der Royal Flying Corps im Ersten Weltkrieg. Im norddeutschen Raum formierte sich Ende der sechziger Jahre eine Rocker-Gruppe, die 1973 zur erste Gebietsvertretung der Hells Angels in Deutschland wurde. 1999 trat der bis dahin bedeutendste deutsche Motorradclub, die „Bones“, zu den Engeln über.

    Die Outlaws gibt es bereits seit 1935. Der Club wurde in einer Bar an der legendären Route 66 gegründet. Damals unter dem Namen "Mc Cook Outlaws Motorcycle Club." Weltweit verfügen die Outlaws über 280 Chapter (Ortsgruppen).

    Der Gremium MC (MC für Motorcycle Club) ist der größte deutsche Motorradclub. Er ist der einzige große Rockerclub deutschen Ursprungs, der sich keinem internationalen Club, wie den Hells Angels, Bandidos oder den Outlaws, angeschlossen hat. Der Club wurde 1972 in Mannheim gegründet.

    Die Sons of Silence sind ein Motorradclub, der zu den Outlaw Motorcycle Gangs zählt. Die Gruppe gehört zu den fünf größten Clubs der Vereinigten Staaten. Die Sons of Silence wurden um 1966 in Niwot Colorado gegründet. Die erste Gruppe außerhalb der Vereinigten Staaten wurde 1998 im Großraum München eröffnet. Das Logo ist ein Weißkopfseeadler, das Wappentier der Vereinigten Staaten, vor einem riesigen „A“.

    Der 44-Jährige gehörte den Bandidos nach seinen Angaben erst seit einem Jahr an. Die Gruppe habe von ihm erwartet, dass er dem 26-Jährigen eine Abreibung verpasse, sagte er vor Gericht. "Ich bin davon ausgegangen, dass es eine Loyalitätsprüfung sein sollte." Der Angeklagte gab zu, "ziemlich aggressiv" zugeschlagen zu haben. "Ich wusste nicht, was er drauf hat, und er ist 20 Jahre jünger."

    Inzwischen ist der 44-Jährige bei den Bandidos ausgetreten. Er hat sich bei dem Jüngeren entschuldigt und einen Täter-Opfer-Ausgleich mit 10.000 Euro Schmerzensgeld, 1000 Euro Schadenersatz sowie einem Kontaktverbot vereinbart. Das Opfer wird bei Fortsetzung des Prozesses am Donnerstag gehört. dpa

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