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Prozess in Landshut: Angeklagter soll in Haiti Buben verschleppt und entführt haben

Prozess in Landshut

Angeklagter soll in Haiti Buben verschleppt und entführt haben

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    Ein 58 Jahre alter Deutscher soll in Haiti mehrfach einen Buben sexuell missbraucht und dann das Kind nach Deutschland verschleppt haben. Jetzt begann der Prozess.
    Ein 58 Jahre alter Deutscher soll in Haiti mehrfach einen Buben sexuell missbraucht und dann das Kind nach Deutschland verschleppt haben. Jetzt begann der Prozess.

    Landshut (dpa/lby) - In einem Prozess um Kindesmissbrauch in Haiti und der Dominikanischen Republik hat der angeklagte Deutsche zu den Vorwürfen geschwiegen. Der 58-Jährige steht seit Mittwoch vor dem Landshuter Landgericht, weil er mehrfach Buben sexuell missbraucht und einen von ihnen mit einem Komplizen illegal nach Deutschland gebracht haben soll. Der Ingenieur und Projektmanager soll einen Verein gegründet haben, um sich an den Kindern zu vergehen. Laut Staatsanwaltschaft gründete der Angeklagte eine angebliche Hilfsorganisation, um leichter Kontakte zu Jungen knüpfen und seine pädophilen Neigungen ausleben zu können.

    Die Anklage lautet unter anderem auf schweren Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und mehrfachen schweren sexuellen Kindesmissbrauch, zum Teil mit Vergewaltigung. Dem Mann wird außerdem Anstiftung zum versuchten Einschleusen von Ausländern vorgeworfen. Vor Gericht steht auch ein 27-jähriger Brasilianer. Der Mitangeklagte soll dem eingeschleusten Kind einen falschen Ausweis verschafft und ihn als seinen Sohn ausgegeben haben. Außerdem wird ihm Beihilfe zu dem angeklagten Menschenhandel vorgeworfen.

    Die beiden Männer wurden im Februar am Flughafen München geschnappt, als sie den Buben nach Deutschland einschleusen wollten. Da die Landshuter Justiz für Straftaten am Airport zuständig ist, wird der Fall nun in der niederbayerischen Stadt verhandelt. Der Brasilianer gab vor Gericht zu, dem Jungen einen falschen Ausweis besorgt zu haben. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hatte ihm der mutmaßliche Pädophile dafür eine Stelle als Sozialarbeiter versprochen.

    Der 27-Jährige beteuerte, von einem Kindesmissbrauch nichts gewusst zu haben. Dem Jungen habe er nur Gutes gewollt, als er den Pass für ihn besorgt habe, meinte er den Tränen nahe. "Ich bin schockiert", sagte er. Der 58-Jährige sei wie ein Vater für ihn gewesen. "Ich habe so viel Respekt vor ihm."

    Als Beamte den 58-Jährigen am Flughafen festnahmen, fanden sie laut Anklage mindestens 67 kinderpornografische Bilder bei ihm. Außerdem soll er eine Liste mit Anweisungen für Sexualpraktiken mit Kindern bei sich gehabt haben. Ihm wird auch vorgeworfen, kinderpornografische Fotos gemacht zu haben. Von diesen Bildern wusste nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft auch der Brasilianer. Der 58-Jährige wirkte vor Gericht distanziert und gefasst. Immer wieder sichtete er Papiere. Er werde im Prozess wohl noch häufig die Möglichkeit bekommen, Aussagen zu machen, begründete er sein Schweigen.

    Den angeblichen Hilfsverein soll der Hauptangeklagte 2005 in Berlin gegründet haben. Er reiste erstmals im März 2010 nach Haiti, heißt es in der Anklageschrift. In seinem Auftrag sei damals ein Straßenkind angesprochen und in einem angeblichen Kinderheim untergebracht worden. Dort soll der 58-Jährige den Buben mehrfach sexuell missbraucht haben - und später auch andere Kinder.

    Auch gegen ein weiteres Mitglied der mutmaßlichen Pädophilen-Bande wird ermittelt - allerdings habe in diesem Fall die Staatsanwaltschaft Stockholm die Ermittlungen übernommen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Berlin. Deutsche Behörden seien nicht zuständig, da der Lehrer schwedischer Staatsbürger sei und die Tat im Ausland stattgefunden habe. Auf die Spur des Schweden kam die Polizei, als sie die Berliner Wohnung des Hauptangeklagten durchsuchten.  dpa

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