Im Augsburger „Goldfinger“-Prozess um angeblich milliardenschwere Steuerhinterziehung eskaliert die Lage. Nachdem am Mittwoch bekannt geworden ist, dass zwei Staatsanwälte in diesem Verfahren Dienstreisen zur europäischen Justizbehörde Eurojust und zu britischen Polizeibehörden unternommen haben, aber nichts davon in den Gerichtsakten auftaucht, beantragte die Verteidigung geschlossen den Rausschmiss eines betroffenen Staatsanwalts aus dem Prozess.
"Goldfinger"-Prozess: Platzt das Mega-Strafverfahren nach dem Eklat?
Wegen dieses Vorfalls hatte das Gericht zuvor die Vernehmung des Chef-Steuerfahnders unterbrochen. Die Staatsanwaltschaft war in diesem spektakulären Prozess zuletzt immer stärker unter Druck geraten. Das Verfahren könnte nun sogar platzen.
Mitte November hat der Mega-Strafprozess um das Steuersparmodell "Goldfinger" in Augsburg begonnen. Mehr als 100 Reiche sollen mithilfe dieser Methode einen Steuerschaden von über einer Milliarde Euro angerichtet haben.
In einem ersten Verfahren müssen sich die beiden Hauptinitiatoren Martin H. und Diethard G. verantworten, zwei Münchner Rechtsanwälte und Steuerberater. Die Staatsanwaltschaft hält deren "Goldfinger"-Modell für Steuerhinterziehung, die Angeklagten und ihre Verteidiger halten es für legale Steuergestaltung. Die Fronten sind verhärtet.
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