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Prozess in Augsburg: Doppelmord von Eching: Angeklagter gesteht unter Tränen

Prozess in Augsburg

Doppelmord von Eching: Angeklagter gesteht unter Tränen

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    Im Sommer 2016 hat ein Verbrechen die Menschen am Ammersee erschüttert: In Eching war am 17. August eine 36-jährige Frau und ihr siebenjähriger Sohn tot aufgefunden worden.
    Im Sommer 2016 hat ein Verbrechen die Menschen am Ammersee erschüttert: In Eching war am 17. August eine 36-jährige Frau und ihr siebenjähriger Sohn tot aufgefunden worden. Foto: Matthias Balk, dpa

    Es soll die klassische Eifersuchtstragödie gewesen sein: Die Ex-Freundin hat einen Neuen, deshalb tötet der verlassene Mann wutentbrannt die Frau und das gemeinsame Kind. Was letztlich der Auslöser war – der Täter weiß es nicht. „Es war so, als hätte sich etwas meiner bemächtigt“, sagt er zum Auftakt des Prozesses.

    Vor dem Augsburger Schwurgericht wird seit Dienstag der Doppelmord von Eching verhandelt. Ein 52-jähriger Franzose wird beschuldigt, am 17. August 2016 seine 36-jährige Ex-Freundin und den gemeinsamen siebenjährigen Sohn erwürgt zu haben.

    Am Tattag ging er mit dem Sohn Fußballspielen

    In seinen Ausführungen, die teilweise von Tränen begleitet sind, gesteht der Angeklagte, beide getötet zu haben. Er beschreibt eine Beziehung, die offensichtlich über Jahre hinweg unter dem Konflikt litt, wo der gemeinsame Lebensmittelpunkt sein sollte, in Frankreich oder in Deutschland. Ein

    Alain A. beim Prozessauftakt in Augsburg: Der 52-Jährige hat gestanden, seine Ex und den gemeinsamen Sohn getötet zu haben.
    Alain A. beim Prozessauftakt in Augsburg: Der 52-Jährige hat gestanden, seine Ex und den gemeinsamen Sohn getötet zu haben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    Obwohl auch nach Aussage des Angeklagten seit 2015 kein sexueller Kontakt mehr stattgefunden hatte, ging der Angeklagte davon aus, dass noch eine Beziehung bestand. Er erwähnt in seinen Ausführungen, dass er katholisch sei und ein wenig altmodisch. Gefallen habe ihm an seiner Ex-Freundin, dass sie ernsthaft gewesen sei, hübsch war, sich aber nicht aufdonnerte, keine Miniröcke und keine tiefen Dekolletés trug. Anfang August 2016 verbrachte er mit ihr und dem Sohn einige Tage in Frankreich.

    Auf der Fahrt nach Eching am Ammersee habe sie ihm eröffnet, dass sie wieder liiert sei, berichtet der Angeklagte. Am Tattag ging er, wie er sagt, mit dem Sohn Fußballspielen, war beim Minigolfen und Spazieren im Echinger Freizeitgelände. Bis dahin sei er davon ausgegangen, dass sein Sohn glücklich sei, doch der Bub habe ihm erzählt, dass er ihn, den Vater, anlügen müsse. Dies und die Problematik, wann er in Zukunft seinen Sohn sehen könne – mit diesen Gedanken habe er sich sehr beschäftigt.

    Der neue Freund beschreibt das Opfer als sehr unsicher

    Auslöser für die Gewalttat war seinen Ausführungen nach ein Gespräch über den nahenden Geburtstag des Buben im November, der dann in der neuen Wohnung mit dem neuen Partner stattgefunden hätte. Sie habe gesagt, er müsse bei dieser Feier in der Küche bleiben.

    Eifersüchtig sei er nicht gewesen, sagt der Franzose. Er schildert die Beziehung so, dass das Opfer immer entschieden habe, wann sie mit dem Kind nach Deutschland ging. Drohungen, die Frau, das Kind oder sich selbst umzubringen, wie Bekannte dies berichtet hatten, will er nicht geäußert haben.

    Der neue Freund, den die junge Frau im Oktober 2015 über ein Internetportal kennengelernt hat, beschreibt das Opfer als sehr unsicher, ohne Selbstwertgefühl und schreibt dies dem Umgang mit dem Angeklagten zu. Auch die Mutter berichtet, dass ihre Tochter eine sanfte, zurückhaltende Frau und „hypernervös“ gewesen sei in der Beziehung mit dem Franzosen, den sie als cholerisch fürchtete. Einen klaren Schlussstrich ziehen konnte sie aber nicht, wie Mutter und Schwester, die beide als Nebenklägerinnen auftreten, sagen. „Das hat sie sich nicht getraut“, so die Schwester. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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