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Prozess: Russen-Mafia war im Gefängnis aktiv

Prozess

Russen-Mafia war im Gefängnis aktiv

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    Prozess-"Deals" sollen gesetzlich geregelt werden
    Prozess-"Deals" sollen gesetzlich geregelt werden Foto: DPA

    Augsburg/Kaisheim (utz) - Gefängnisse zählen gemeinhin zu den sichersten Orten. In der Justizvollzugsanstalt

    Wer sich dem strengen Regiment innerhalb der Anstaltsmauern widersetzte, wurde verprügelt, mit dem Tode bedroht. Erst als zwei Gefangene das Schweigegebot brachen, flog das konspirative System in den Zellen auf. Seit Montag müssen sich sechs russischstämmige Männer als Handlanger der Bande vor dem Augsburger Amtsgericht wegen versuchter räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

    Kronzeuge unter Polizeischutz

    Obwohl die Angeklagten zum Auftakt des dreitägigen Prozesses weitgehend schwiegen, will Staatsanwalt Christian Engelsberger mit Hilfe von Zeugen das so genannte "Abschtschjak"-System ausleuchten, eine Art "Sozialkasse" im Knast, in die Erpressungsgelder fließen, mit denen dann Heroin und Handys finanziert werden. Die langwierigen Ermittlungen der Kripo-Dienststelle für Organisierte Kriminalität basieren auf den Aussagen mehrerer Häftlinge, die sich 2006 den Behörden offenbarten.

    Einer von ihnen soll laut Anklage von 15 bis 20 anderen Gefangenen im Keller der JVA massiv verprügelt, der zweite mit Vergewaltigung und einem "Killer" bedroht worden sein. Sie hatten sich geweigert, Schutzgelder zu zahlen. Eines der Opfer ist nach Aserbaidschan abgeschoben worden. Ein weiterer, bereits entlassener Häftling, der der Kripo Tatbeteiligte verriet, steht unter Polizeischutz, da er bereits in seiner Wohnung bedroht wurde. Er soll als "Kronzeuge" aussagen.

    Vor dem Gericht unter Vorsitz von Richter Franz Geist-Schell erläuterte gestern ein Kripobeamter die mafiösen, hierarchischen Strukturen des Systems, das offenbar in vielen deutschen Gefängnissen den Alltag russlanddeutscher Häftlinge bestimmt. Die Drohungen der "Russen-Mafia" gegen Mithäftlinge und Zeugen nehme die Kripo sehr ernst, sagte der Beamte.

    Einige sind bereits verurteilt, gegen die anderen laufen noch Verfahren, so in nächster Zeit gegen den mutmaßlichen "Statthalter" und seinen Vize vor dem Landgericht.

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