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Prozess: Mutmaßlicher Bankräuber: Niemand sollte zu Schaden kommen

Prozess

Mutmaßlicher Bankräuber: Niemand sollte zu Schaden kommen

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    Der Angeklagte wird am Montag in den Verhandlungssaal im Landgericht in München (Oberbayern) gebracht und verbirgt dabei sein Gesicht hinter seinen Händen, die in Skihandschuhen stecken. dpa
    Der Angeklagte wird am Montag in den Verhandlungssaal im Landgericht in München (Oberbayern) gebracht und verbirgt dabei sein Gesicht hinter seinen Händen, die in Skihandschuhen stecken. dpa

    Im Rollstuhl wird der Angeklagte in den Saal des Oberlandesgericht München geschoben, erst nach dem Abzug der Fotografen zieht er seine schwarze Jacke vom Kopf. Enthüllt wird ein zerstörtes Gesicht, Nase und Ohren verstümmelt, die bleiche Haut straff über die Knochen gezogen.

    Versuchter Mord in sieben Fällen, schwere räuberische Erpressung und vorsätzliche Körperverletzung – die Liste der Vorwürfe gegen den 50-Jährigen ist lang. Im wird auch zu Last gelegt, der Bankräuber zu sein, der Ende August 2010 die Raiffeisenbank in Unterknöringen bei Burgau überfallen hat.

    Damals hatten Polizeibeamte den mutmaßlichen Bankräuber auf der B 300 bei Gessertshausen (Landkreis Augsburg) gestoppt, als er in einem VW-Bus saß. Der Bus explodierte, nachdem die Polizisten das Fahrzeug umstellt hatten. Sieben  Beamte wurden bei dieser Explosion verletzt. Den Ermittlungen zufolge hatte der Mann seinen Wagen mit Propangas in die Luft gejagt, um sich selbst zu töten.

    Der 50-Jährige sagte nun vor Gericht aus, er habe nur sich selbst umbringen wollen. Dass Menschen außerhalb des Wagens zu Schaden kommen könnten, habe er nicht geahnt. Die Anklage geht dagegen davon aus, dass der 50-Jährige den möglichen Tod der unmittelbar bei seinem Fahrzeug stehenden Polizisten in Kauf genommen habe: "Er wusste, dass die von ihm gezündete Explosion für ihn nicht beherrschbar war." Gegen den Angeklagten wird voraussichtlich an neun Tagen verhandelt.

    Überfälle auf Tankstellen und Optikerläden

    Neben dem Überfall auf die Raiffeisenbank im Burgauer Stadtteil Unterknöringen muss der Mann sich vor dem Oberlandesgericht in München weiteren Tatvorwürfen stellen. Darunter sind mehrere Überfälle auf Tankstellen, die in der jüngeren Vergangenheit im Großraum Augsburg verübt worden waren. Auch Tankstellen in Dillingen, in Bad Wörishofen oder Rosenheim könnte der gebürtige

    Der gelernte Außenhandelskaufmann hatte laut Anklage Ende 2007 Job und Wohnung in München aufgegeben und war in Süditalien untergetaucht. Von Juni 2008 bis August 2010 soll der 50-Jährige zu Raubzügen in Oberbayern und Schwaben mit seinem VW-Bus eingereist sein. Er war stets maskiert und bedrohte die Angestellten mit einer Spielzeugpistole. Vor seinem Verschwinden mit dem Geld fesselte er die Opfer der Überfälle mit Kabelbinder. Insgesamt erbeutete er knapp 40.000 Euro.

    Der 50-Jährige war nach der Explosion wochenlang im Koma, 29 Prozent seiner Körperoberfläche, vor allem im Gesicht, an den Schultern und an den Oberarmen, waren verbrannt. Zahlreiche Operationen waren erforderlich, der Angeklagte wird wohl ein Pflegefall bleiben. AZ, dpa

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