Der Schock sitzt noch immer sehr tief. Als sie den Sitzungssaal des Gerichts verlässt, bricht die Polizistin in Tränen aus. Noch immer sei sie in psychotherapeutischer Behandlung, sagte sie gestern vor dem Münchner Landgericht. Dort wird seit Montag der Fall des mutmaßlichen Bankräubers von Unterknörigen (Kreis Günzburg) verhandelt. (wir berichteten)
Unter anderem ist der gebürtige Augsburger wegen versuchten Mordes in sieben Fällen angeklagt. Sieben Polizisten, die den Kleinbus des mutmaßlichen Serienräubers auf der B 300 bei Gessertshausen (Landkreis Augsburg) im August vergangenen Jahres umstellt hatten, wurden verletzt, als der 50-Jährige mit einem Feuerzeug ausströmendes Gas aus einer Gasflasche entzündete. Ein Polizist erlitt leichte Verbrennungen im Gesichts und am Kopf. Ein weiterer trug Verbrennungen ersten Grades im Gesicht und zweiten Grades an beiden Armen davon.
Der Angeklagte entschuldigt sich
Mit den Folgen haben die Beamten teilweise bis heute zu kämpfen. Ein Polizist sagte, er sei wegen der Explosion noch immer hörgeschädigt. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Hörverlust von bis zu 32 Prozent auf einem Ohr. Sein Anwalt ergänzte: „Er hat das Geschehene noch immer nicht verarbeitet.“ Ein weiterer Polizist ist noch immer wegen Verletzungen an den Stimmbändern und Asthma in Behandlung.
Besonders hart getroffen hat es eine Polizistin der Polizeiinspektion Krumbach. Neben den Brandverletzungen ersten und zweiten Grades an beiden Unterarmen und im Gesicht ist sie psychisch sehr angeschlagen und immer noch in Behandlung. „Es war eine sehr schwere Zeit“, sagte sie. Ihre frühere Tätigkeit kann sie seit der Explosion nicht mehr ausüben. Sie ist nun im Innendienst eingesetzt. Der Angeklagte entschuldigte sich bei ihr. „Wir werden beide damit leben müssen“, sagte die Polizistin darauf zum verstümmelten Angeklagten.