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Produktköniginnen: Zwiebel, Rosen und Bier: Das sind Bayerns Königinnen

Produktköniginnen

Zwiebel, Rosen und Bier: Das sind Bayerns Königinnen

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    Beim Imkerfest in Holzheim (Landkreis Dillingen) dankte 2013 die Holzheimer Honigkönigin ab. Mehr als 20 ihrer Kolleginnen verabschiedeten sie.
    Beim Imkerfest in Holzheim (Landkreis Dillingen) dankte 2013 die Holzheimer Honigkönigin ab. Mehr als 20 ihrer Kolleginnen verabschiedeten sie. Foto: Karl Aumiller

    Langsam schreitet Marlene Speck über den roten Teppich auf ihren Thron zu. Vor der Bühne drängen sich Fotografen und drücken auf die Auslöser. Die 25-jährige Starnbergerin wurde soeben zur sechsten Bayerischen Bierkönigin gewählt. Sie lässt sich auf dem Herrschersessel mit dem roten Samtbezug und den goldenen Armlehnen nieder. Ihre Vorgängerin setzt ihr feierlich die goldene Krone auf das Haupt. Ihre Regentschaft beginnt.

    Als Bierkönigin wird sie viel unterwegs sein. Vorgängerin Tina-Christin Rüger hatte während ihrer einjährigen Amtszeit insgesamt 101 Termine. Rüger erzählt: „Ich war voll berufstätig, aber ich habe es mit meinem Arbeitgeber abgesprochen. Trotzdem war es mit den ganzen Terminen schon knackig.“

    Zahlreichen Volksfesten, Jubiläumsfeiern in Brauereien oder Messen hat die Rettungsassistentin des Bayerischen Roten Kreuzes royalen Glanz verliehen. Als Botschafterin des bayerischen Bieres war sie auch in Peking und Dubai. Walter König vom bayerischen Brauerbund sagt: „Die Bierkönigin kann im Ausland authentisch das bayerische Lebensgefühl repräsentieren.“ Sie komme einfach besser an als die Verbandsvertreter mit Anzug und Krawatte.

    Doch nicht nur das Reich der Brauer hat ein gekröntes Oberhaupt. In Bayern wimmelt es nur so von Königinnen. Fast alle Anbauverbände wählen eine eigene Regentin.

    Die Vielfalt sei entsprechend der Land- und Forstwirtschaft in Bayern groß, sagt Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband. Mit der Königin geben die Verbände ihrem Produkt ein Gesicht. Und so herrschen junge Frauen über Äpfel, Kartoffeln, Gurken oder Meerrettiche. Im Landkreis Ansbach residiert sogar eine Krautkönigin.

    Mehr als 100 Produktköniginnen

    Weit über 100 Produktköniginnen gebe es im Freistaat, vermutet Wolfgang Wiegratz von der „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Königinnen“. „Jede Region und jedes Produkt verkauft sich besser, wenn eine Werbefigur dahinter steht, die sympathisch und charmant ist“, erklärt Wiegratz.

    Die Königinnen kennen sich oft. Sie treffen auf den verschiedenen Veranstaltungen zusammen. So entsteht manche Freundschaft. Auf der jährlichen Grünen Woche in Berlin gibt es ein regelrechtes, royales Klassentreffen. „Dort sind Königinnen aus ganz Deutschland eingeladen und es gibt eine Königinnenmeile“, erzählt die Schwäbische Rosenkönigin Jessica Häfele. Die Regentinnen tauschen untereinander Autogrammkarten aus und kleben sie in ihr Königinnenbuch. Manche schreiben auch einen persönlichen Spruch dazu.

    Ein Pflichttermin sind die Abdankungsfeiern von befreundeten Hoheiten. „Man sieht sich fast jedes Wochenende. Deshalb bereiten wir ihnen einen würdigen Abschied“, sagt Rosenkönigin Jessica.

    Im bayerischen Zwiebelreich steht bald die nächste Krönung an. Das hofft zumindest Georg Rothmayr. Derzeit sitzt seine Tochter Simone auf dem Thron. Ihre Amtszeit ist aber eigentlich vor einem Jahr abgelaufen. Doch es findet sich keine Nachfolgerin. Man kann nicht einfach ein Model dafür buchen. Die Zwiebelkönigin solle einen Bezug zum Produkt haben und Lage sowie Entstehungsgeschichte des bayerischen Anbaugebiets kennen, erklärt Rothmayr. Eine absolute Zwiebelexpertin müsse sie aber nicht sein: „Sie sollte aber schon wissen, wie eine Zwiebel ausschaut.“

    Bierkönigin braut seit Jahren eigenes Bier

    Die neue Bierkönigin Marlene Speck musste vor ihrer Krönung zeigen, was sie über das Bier wusste. Die verschiedenen Sorten zu kennen, sei Grundvoraussetzung für das Amt, sagt Walter König: „Wenn sie dann noch weiß, wie sie im Brauprozess zustandekommen, ist das umso schöner.“ 66 Kandidatinnen hatten sich dieses Jahr um das Amt beworben. Die sieben Besten mussten im Finale ein unbekanntes Bier verkosten und beschreiben. Anschließend stellte eine Jury Fachfragen. Marlene Speck überzeugte und wurde zur neuen Regentin gewählt. Für Vorgängerin Rüger ist sie eine gute Besetzung: „Sie hat eine gute persönliche Ausstrahlung und ein wahnsinniges Fachwissen.“

    Seit sechs Jahren braut Speck zu Hause in der Küche ihr eigenes Bier. Außerdem probiere sie überall, wo sie hinkomme, die regionalen Marken. Die Etiketten der Flasche klebt sie in ihr Bierverkostungsbuch. Ungefähr 200 Wapperl kleben darin.

    Am Ende des Abends kann Speck standesgemäß in ihre Kutsche steigen, denn neben einem maßgeschneiderten Dirndl, einem Diensthandy und kostenlosen Strom für ein Jahr erhält die Bierkönigin für ihre Amtszeit einen 1er-BMW. Andere Regentinnen werden nicht so großzügig ausgestattet. Sie bekommen oft nur Garderobe gestellt und eine Aufwandsentschädigung.

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