Verhüllungsfanatikern und Verbotsfetischisten wird hier nicht das Wort geredet. Dennoch haben zu knappe Höschen, bauchfreie Oberteile, aber etwa auch Männerhosen, die anderen bei jedem Sitzen freie Sicht auf Teile des Pos zumuten, in Schulen – und im Übrigen auch in der Arbeit – nichts verloren. Denn Schulen sind Lern- und Begegnungsorte, an denen – vergleichbar mit Betrieben – viele Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen von Ästhetik und Stil aufeinandertreffen. Einen sollte sie alle eines: der Respekt vor dem anderen. Und angemessene Kleidung gehört zu einem respektvollen Umgang miteinander.
Dies zu thematisieren, ist sogar Aufgabe der Schule. Denn wo, wenn nicht in Elternhaus und Schule sollten Heranwachsende lernen, dass gute Umgangsformen das gesellschaftliche Miteinander fördern und Kleidung mehr ist als das Bedecken des Körpers. Kleidung ist ein Kommunikationsmittel. Jeder sagt mit dem, was er anhat, etwas über sich aus und wie er sein Umfeld sieht – bewusst oder nicht.
Wichtig für Schüler ist zu lernen, wo ich was anziehen kann, wo so mancher Kleidungsstil mir eventuell Nachteile bringt. Daheim kann ich natürlich tragen, was ich will. Aber auf der Straße, in der Schule, in der Arbeit sind andere Menschen, die es mir doch Wert sein sollten, dass ich mir Mühe mit meinem Outfit gebe. Laufe ich allzu nachlässig herum, muss ich damit rechnen, dass vor allem eine Aussage ankommt: Ich will es bequem – alles andere ist mir egal. Eine schlechte Botschaft für ein gutes Miteinander.
Hier lesen Sie den Kontra-Kommentar: Jeder soll tragen, was er will