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Privatsekretär von Papst Benedikt: Was Georg Gänswein wütend werden lässt

Privatsekretär von Papst Benedikt

Was Georg Gänswein wütend werden lässt

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    Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein.
    Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär Georg Gänswein. Foto: Michael Kappeler (dpa-Archiv)

    Es ist natürlich alles auch eine große Inszenierung. Papst-Benedikt-Festspiele, könnte man sagen. Ob dieser Rummel ihm gefallen würde? Kaum. Andererseits geht es – auch – darum, Benedikts negatives Bild in der Öffentlichkeit („Panzerkardinal“) „vielleicht entscheidend“ zu ändern. So sagt es dessen Privatsekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein, am Montag in München.

    Benedikt-Buch hat weltweit Schlagzeilen gemacht

    Am Sonntag erst war er dabei, als in Altötting eine Statue des 2013 zurückgetretenen Papstes aus Bayern enthüllt wurde, am Montag dann stellte er mit dem Journalisten Peter Seewald dessen Interviewband „Benedikt XVI. – Letzte Gespräche“ im Literaturhaus vor. Das Buch, das am Freitag erschien, hat bereits weltweit Schlagzeilen gemacht.

    Seewald spricht von einem Hype, den er so nicht erwartet habe, der aber zeige, wie groß das Interesse an Benedikt nach wie vor sei. Er weist darauf hin, dass auf den Tag genau vor zehn Jahren Benedikt seine „Jahrhundertrede“ in Regensburg gehalten habe. „Historisch“ ist das wohl am häufigsten gebrauchte Adjektiv bei dieser Buchvorstellung.

    Am 12. September 2006 hatte der Papst während seines sechstägigen Heimatbesuchs nicht nur die islamische Welt in Aufregung versetzt: Er habe den Islam geschmäht, hieß es.

    Es gab Anschlagsdrohungen auf Papst und Vatikan, im Irak brannte eine Papstpuppe. Und das wegen eines Zitats über die Rolle der Gewalt im Islam, das Benedikt verwendete und das vom byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos aus dem Jahr 1391 stammte: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden“, zitierte er den Kaiser – nicht ohne sich davon zu distanzieren. Was völlig unterging. Auf die Rede folgte später immerhin ein bemerkenswerter Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam.

    Seewald und Gänswein: Sie sind zur Stimme des bald 90-jährigen Kirchenoberhauptes geworden. Der eine, indem er ihn in Interviews erzählen lässt; der andere, indem er regelmäßig über dessen Gesundheitszustand informiert. Am Montag sagt er über Benedikt: „Er spürt, dass die Kraft nachlässt, aber mit dem Rollator geht’s.“ Gänswein ist sichtlich gut gelaunt, zweimal allerdings weicht das Lächeln aus seinem Gesicht.

    Gänswein: Getroffene Hunde bellen

    Und zwar, als es um Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, geht sowie um ein Zitat des Münchner Kardinals Reinhard Marx. Sternberg hatte Benedikts Kritik am „etablierten und hoch bezahlten Katholizismus“ in Deutschland scharf zurückgewiesen. Benedikt habe „als Münchner Erzbischof mit dieser Struktur gearbeitet und nichts geändert“. „Getroffene Hunde bellen“, meint Gänswein. Benedikt gehe es jedoch nicht um „bissige Kritik“. Es sei „die Sorge eines alten Hirten“. Auf ein Zitat von Marx, so Gänswein, habe man mit „purer Verwunderung“ reagiert.

    Marx hatte nach der Papstwahl 2013 kritisiert, die „Hofhaltung“ im Vatikan sei zu pompös. „Was den Kardinal zu seiner Bemerkung veranlasste, weiß ich nicht“, sagt Benedikt in „Letzte Gespräche“. Gänswein legt nach und rät, besser „vor der eigenen Tür“ nachzuschauen.

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