Der Präsident der Augsburger Universität, Prof. Wilfried Bottke, ist tot. Er wurde 63 Jahre alt. Wie die Universität erst am Mittwoch mitteilte, starb Bottke bereits am vergangenen Sonntag - völlig unerwartet, wie aus seiner Umgebung zu erfahren war. Vergangene Woche nahm er noch an einer Sitzung teil, ging anschließend auf Dienstreise, hätte gestern wieder im Büro sein wollen. Über die Ursache seines Todes ist bislang nichts bekannt. Obwohl Bottke vor Jahren einen Herzinfarkt erlitten hatte, sei er zuletzt nicht krank gewesen.
Bottke war seit 1999 und damit fast drei Amtsperioden lang Präsident bzw. Rektor der schwäbischen Alma Mater. In seiner Amtszeit fand eine tiefgehende Neuausrichtung der Universität statt - zu Naturwissenschaft und Hightech, zu größerer Autonomie und mehr Eigenfinanzierung. Bottke strebte dabei nach inneruniversitärem Ausgleich und zugleich neuer Profilierung - etwa durch Stärkung der Lehrerbildung und durch neue Schwerpunkte in Informatik, Umweltkompetenz, Friedens- und Konfliktforschung.
Mit dem von ihm programmatisch benutzen Begriff der "kulturvollen Wissensmehrung" als universitärer Hauptaufgabe trachtete er, Spannungen abzubauen zwischen den konkurrierenden Technik- und Geisteswissenschaften. Den Umbau der Studiengänge im so genannten "Bologna-Prozess" suchte er durch Kooperation mit anderen Hochschulen zu unterstützen. Der Präsident sah die Universität einerseits als Ausbildungszentrum für die Region, andererseits als Teil der internationalen Wissensgemeinschaft. Die 1970 gegründete "Reform-Uni" Augsburg müsse weiter innovativ und reformbereit sein, so sein Credo. Zuletzt hatte sich Bottke durchaus optimistisch mit der Aufwertung des Augsburger Klinikums zum Universitäts-Krankenhaus befasst.
Wilfried Bottke wurde 1947 in Göttingen geboren und studierte nach dem Abitur Jura in München, wo er 1978 promoviert wurde. 1982 habilitiert er sich mit einer Studie über Strafrecht und Suizid. Er lehrte Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie, zunächst in Erlangen, seit 1986 in Augsburg.
Der gesellige, humorvolle und stets gesprächsbereite Wissenschaftler wurde noch bis vor kurzem bei offiziellen Anlässen in Augsburg gesehen. So sind seine Augsburger Gesprächspartner überaus bestürzt über den plötzlichen Tod.
Wie es an der Augsburger Universität nun weitergeht, wollen die drei Vizepräsidenten in der kommenden Woche festlegen. Vermutlich wird der dienstälteste Stellvertreter zunächst die Universitäts-Leitung übernehmen. Von Angela Bachmair