Wenn Georg Nüßlein im Wald unterwegs ist, begegnen ihm die Folgen des Klimawandels auf Schritt und Tritt. Schon seit Jahren beobachtet der CSU-Umweltpolitiker und passionierte Jäger, wie die Fichten, die in seiner westschwäbischen Heimat dominieren, leiden, weil es immer wärmer wird. Wie der Borkenkäfer dann leichtes Spiel hat. Und wie sich durch die milden Winter die Wildschweine rasant vermehren, die auf den angrenzenden Feldern große Schäden anrichten.
Georg Nüßlein soll in Berlin für die neue, grünere CSU stehen
Dass dringender Handlungsbedarf besteht in Sachen Klimaschutz, daran hat der 50-jährige Bundestagsabgeordnete aus Münsterhausen im Kreis Günzburg keinen Zweifel. In seiner Partei hatte es der promovierte Jurist mit dieser Überzeugung nicht immer leicht. Doch spätestens seit dem enttäuschenden Abschneiden bei der Landtagswahl 2018 hat die CSU erkannt, dass sie bei den Umweltthemen nicht im grünen Bereich fährt. Ältere Stammwähler, so analysierten die Strategen, wünschen sich mehr Engagement bei der Bewahrung der Schöpfung, jüngere Bürger machen ihr Kreuz gleich bei den Grünen. So wurde der Kurswechsel eingeleitet.
Während Parteichef und Ministerpräsident Markus Söder in München eifrig an seinem Imagewandel zum Umwelt-Vorreiter arbeitet, ist es Nüßlein, der neben ihm in Berlin für die neue, grünere CSU stehen soll. Als für Umwelt zuständiger Fraktionsvize hat er die Aufgabe, mit seinem CDU-Gegenstück Andreas Jung, den klimapolitischen Kurs der Union festzulegen. 2002 wurde Nüßlein erstmals in den Bundestag gewählt. Langsam aber stetig schärfte er sein Profil, machte sich zunächst in der Gesundheits- sowie in der Energie- und Verkehrspolitik einen Namen.
Georg Nüßlein trat in den 80er Jahren in die Junge Union ein
Vor allem die Sorge um die Umwelt, so erinnert er sich, habe ihn Mitte der 80er Jahre zum Eintritt in die Junge Union bewegt. Besonders beschäftigte ihn das Waldsterben. Aber er sei schon damals überzeugt gewesen, dass sich die Probleme mit immer neuen Verbots- und Verzichtsforderungen nicht lösen lassen, sagt er.
Nüßlein, der schöne Autos mag, glaubt, dass der Schlüssel in der Technik liegt. Die Antwort auf das Waldsterben sei der Katalysator gewesen. Auch heute sei der sinnvollste deutsche Beitrag zur Rettung des Weltklimas die Entwicklung und Produktion umweltfreundlicher Fahrzeuge. Weltweit sei die Lust an der Mobilität ungebrochen. Alle Klimaschutzanstrengungen in Deutschland seien vergebens, wenn sie ohne die Entwicklungs- und Schwellenländer stattfänden – oder gar auf deren Rücken.
Er lebt in einer renovierten Mühle im dörflichen Münsterhausen
Auch zulasten der ländlichen Räume dürfe die künftige Klimapolitik der Regierung nicht gehen. Ein Großstädter, sagt Nüßlein von sich, werde er nie werden. So oft es geht, kehrt er aus dem hektischen Berlin zurück ins dörfliche Münsterhausen, wo er in einer renovierten Mühle lebt. Die produzierte, darauf ist er stolz, schon Öko-Strom, als noch keiner davon sprach.
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