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Porträt: Erwin Neher: Der Nobelpreisträger aus dem Allgäu

Porträt

Erwin Neher: Der Nobelpreisträger aus dem Allgäu

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    Nobelpreisträger Prof. Erwin Näher zu Gast am Maristenkolleg in Mindelheim.
    Nobelpreisträger Prof. Erwin Näher zu Gast am Maristenkolleg in Mindelheim. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Erwin!

    Erwin Neher aus dem Allgäu bekam den Nobelpreis für Medizin

    Der ganze Trubel um seine Person war ihm damals vielleicht zu viel. Neher, der das Maristenkolleg in Mindelheim besuchte, galt als fleißiger, bescheidener, ruhiger Schüler. Keiner, der es nötig hatte, übertriebenen Ehrgeiz an den Tag zu legen. Einer, der seinen Mitschülern bei den Hausaufgaben half und sie in kritischen Situationen abschreiben ließ, erzählte ein Klassenkamerad Jahrzehnte später. „Er hat’s halt einfach gekonnt“, sagte Mathelehrer Theo Kiefersauer über seinen Ex-Schüler.

    Kiefersauer hatte in den 60er Jahren interessierte Maristenschüler animiert, eine Sonnenuhr für die Südseite der Schulturnhalle zu bauen – Erwin Neher war sofort begeistert. Häufig erzählte der Wissenschaftler in Gesprächen, wie er den Dingen schon immer auf den Grund gehen wollte. Sein Wissensdurst triebt ihn an die Technische Universität München und für ein Jahr auch an die University of Wisconsin. Am Münchner Max-Planck-Institut für Psychologie lernte Neher Bert Sakmann kennen. Die daraus entstandene Zusammenarbeit sollte Nehers kommende Lebensjahre und seinen Werdegang maßgeblich beeinflussen.

    Der Allgäuer und sein Kollege entwickelten am Göttinger Max-Planck-Institut die sogenannte Patch-Clamp-Technik, die ermöglicht, geringe elektrische Ströme zwischen Körperzellen und ihrer Umgebung zu registrieren. Mithilfe dieser Technik ließen sich Medikamente nach Maß herstellen, um bestimmte Krankheiten zu behandeln. Nach zehn Jahren der Forschung und Frustration kam der Durchbruch: Die beiden Wissenschaftler wurden 1991 mit dem Nobelpreis belohnt.

    Mittlerweile wohnt der Nobelpreisträger nicht mehr im Allgäu

    Seine Frau Eva-Maria und die fünf Kinder begleiteten Neher zur Preisverleihung nach Stockholm. Neben der Auszeichnung gab es für Neher und Sakmann je 850.000 Mark. Für den Ostallgäuer kam das Geld – pragmatisch gesehen – gerade recht: Die Familie war mittlerweile nach Göttingen gezogen, renovierte in einem nahegelegenen Dorf eine Barockscheune – für deren Umbau ein Bankkredit vorgesehen war. „Den Termin bei der Bank kann ich mir jetzt sparen“, freute sich Neher damals.

    Die Familie wurde in Niedersachsen sesshaft. Seinen Allgäuer Dialekt kann Neher aber bis heute nicht ganz verleugnen. Er besucht seine Heimatstadt regelmäßig. Dort wird sicher auch heute das berühmte Geburtstagskind gefeiert, während am Maristenkolleg Schüler im Erwin-Neher-Physiksaal pauken. Vielleicht ist ja ein neuer Nobelpreisträger dabei.

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