Es war ein entscheidender Tag heute im Prozess um den Mord an dem Augsburger Polizisten Mathias Vieth. Denn es ging um die Frage, wie krank der an Parkinson leidende Angeklagte Raimund M. ist.
Verfahren seit September unterbrochen
Bereits seit September ist der Mordprozess gegen die Brüder Raimund M., 60, und Rudi R., 58, unterbrochen. Der Neurologe und Gutachter Ralph-Michael Schulte hatte M. damals auf Antrag der Verteidiger Adam Ahmed und Werner Ruisinger untersucht. Ergebnis: M.s Gesundheitszustand hatte sich drastisch verschlechtert. Der Gutachter stufte den Angeklagten als verhandlungsunfähig ein.
Das Problem an der Sache: Ein Strafprozess darf nur eine bestimmte Zeit lang unterbrochen werden. Dann platzt er und muss komplett neu aufgerollt werden. Im Fall des Verfahrens um den Augsburger Polizistenmord endet die entsprechende Frist am 19. November. Wäre Raimund M. dann immer noch verhandlungsunfähig, könnte der Prozess eben auch platzen. Um das zu verhindern, so war schon in den vergangenen Tagen vermutet worden, könnte das Schwurgericht die Verfahren gegen die beiden Brüder voneinander trennen.
Raimund M.: Zu krank für den Gerichtssaal
Und genau darum ging es heute. Gutachter Schulte hatte den mutmaßlichen Polizistenmörder seit September mehrmals ausführlich untersucht, zuletzt am Wochenende. Sein Schluss nun: Raimund M. ist sogar zu krank, um überhaupt in den Gerichtssaal gebracht zu werden. Er könne auch "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" ausschließen, dass der Angeklagte simuliert, so Schulte am Vormittag in der Verhandlung.
Nach Ansicht des Gutachters ist unter anderem die strenge Einzelhaft, in der M. über ein Jahr saß, verantwortlich dafür, dass dieser so stark abgebaut hat. Die Einzelhaft war angeordnet worden, weil M. in Verdacht geraten war, vom Gefängnis aus die Entführung eines Richters zu planen.
Raimund M. saß während der Verhandlung in einer Haftzelle im Untergeschoss des Strafjustizentrums. Sein Bruder Rudi R. war allein auf der Anklagebank.
Polizistenmord Augsburg: Angeklagter Raimund M. könnte frei kommen
Bis zum Mittag dauerte die Anhörung des Gutachters. Dann kamen die Anwälte des mutmaßlichen Polizistenmörders zu Wort. Sie beantragten, das Verfahren gegen ihren Mandanten sofort einzustellen.
Gegen 12 Uhr fiel dann die Entscheidung des Gerichts: Eine sofortige Einstellung des Verfahrens Raimund M. lehnten die Richter zwar ab. Allerdings wierde das Verfahren gegen ihn vom laufenden Prozess abgetrennt. Kommende Woche wollen die Richter dann entscheiden, ob das Verfahren auch vorläufig eingestellt wird. Die Folge könnte sein, dass der mutmaßliche Mörder früher oder später auf freien Fuß gesetzt werden muss.
Der Prozess gegen den zweiten Mordverdächtigen, Raimund M.s Bruder Rudi R., wird auf jeden Fall weiter fortgesetzt.
Kommt Raimund M. jetzt frei? Bleibt der Mord an Mathias M. in seinem Fall ungesühnt? Und wie geht es weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir hier zusammengefasst.