Vor neun Wochen hat Alexander Micheler als Polizeischüler seinen Dienst angetreten. Bei der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn wird er ausgebildet. Der Moment, als er zum ersten Mal die Uniform anziehen durfte, war ein besonderer. „Natürlich ist das außergewöhnlich“, sagt er. „Ich war stolz.“
Noch trägt er die Uniform, die in den Farben Grün und Beige gehalten ist. Viel auszusetzen hat Alexander Micheler daran nicht. „Sie ist ganz okay“, meint er. Doch der Neuling wird sich darauf einstellen müssen, dass er die meiste Zeit seines Polizistenlebens vermutlich eine andere Uniform tragen wird. Seit Jahren wird in Bayern über den Abschied von der in den 1970er Jahren eingeführten Kleidung diskutiert.
Gewerkschaft will Polizisten über Farbe der Uniform abstimmen lassen
Derzeit machen die Polizeigewerkschaften Druck. Am liebsten hätten sie noch in diesem Jahr eine Entscheidung. Die Grundfrage lautet: Blau, wie die Polizei inzwischen in allen anderen Bundesländern auftritt oder weiter Grün-Beige? Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) will die Beamten jetzt sogar darüber abstimmen lassen.
Bei den Polizisten an der Basis scheint diese Frage gar nicht so entscheidend zu sein. Personalrat Thomas Doll hat mehr als zehn Jahre als Außendienstleiter der Augsburger Polizei viele Einsätze erlebt. Er sagt: „Für mich zählt weniger die Farbe, wichtiger sind Funktionalität und Qualität.“ Mit beidem sind die Beamten derzeit nicht immer einverstanden. „Wenn eine Hose nach zwei Stunden im Dienst aussieht, als ob sie nie gebügelt worden wäre, ist das nicht ideal“, sagt ein Polizist. Auch die Sicherheit spielt eine Rolle: Es gebe heute Funktionskleidung, die besser gegen Messerstiche schütze, als die bei Streifenbeamten gängige Lederjacke.
"Respekt gewinnt man nur, wenn man auch entsprechend gekleidet ist"
Nachholbedarf sieht Thomas Doll auch beim Design: „Wenn man sich die Uniformen in anderen Ländern anschaut, wird man manchmal schon etwas neidisch.“ Die Dienstkleidung ist aus Sicht des erfahrenen Beamten entscheidend für die Außenwirkung. „Respekt gewinnt man nur, wenn man auch entsprechend gekleidet ist.“
So sieht es auch der Augsburger Hans Wengenmeir, der Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. „Unsere Uniform macht im internationalen Vergleich nichts mehr her“, sagt er. „Sie sollte repräsentativ und funktional sein.“ Derzeit herrsche ein ziemliches Durcheinander. Es gibt Stoffhosen, Cargohosen und Jeans; Funktionsjacken oder klassische Lederjacken. Einzige Vorschrift: Als Streifenpartner sollen beide Beamten eines Teams möglichst gleich gekleidet sein.
Polizisten wünschen eine rasche Entscheidung
Was sich fast alle Polizisten wünschen, ist eine rasche Entscheidung. Die Unsicherheit führe dazu, dass viele Beamte derzeit nur noch das neu kaufen, was unbedingt nötig ist, heißt es. 22,50 Euro Kleidergeld bekommen sie derzeit pro Monat. Was sie nicht ausgeben, das bleibt ihnen als Gehalt. Die Konsequenz: Manch einer reizt die Lebensdauer seiner Kleidung so lange wie möglich aus. Was dazu führt, dass der Auftritt mitunter etwas „abgerissen“ wirke, wie manche Beamte hinter vorgehaltener Hand kritisieren.
Polizeischüler Alexander Micheler könnte mit der grünen Uniform zwar gut leben. Eine Umstellung auf Blau wird aus seiner Sicht aber früher oder später kommen. „Wir müssen für alle sofort als Polizei erkennbar sein“, sagt er. „Und das wird schwierig, wenn wir die Letzten in Grün sind.“