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Politischer Aschermittwoch: Seehofers Wahlspagat: "Bayern zuerst", aber bitte mit Merkel

Politischer Aschermittwoch

Seehofers Wahlspagat: "Bayern zuerst", aber bitte mit Merkel

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    „Bayern hat den höchsten Berg Deutschlands und die niedrigsten Schulden. Bayern ist einzigartig, Bayern ist ein Paradies“, so Horst Seehofer.
    „Bayern hat den höchsten Berg Deutschlands und die niedrigsten Schulden. Bayern ist einzigartig, Bayern ist ein Paradies“, so Horst Seehofer. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Noch bevor Horst Seehofer das erste Mal richtig lautstarken Applaus bekommt, fängt seine Stimme an zu kratzen. 59 Minuten spricht der CSU-Chef beim Politischen Aschermittwoch in Passau vor "gefühlten" 10.000 Besuchern, tatsächlich dürften es annähernd 4000 gewesen sein. Seine Botschaft ist klar: Bayern und Deutschland geht es nur deshalb gut, weil es die CSU gibt. Und damit das so bleibt, müssten

    "Das Bürgerliche muss jetzt aufstehen und kämpfen, gegen Rot-Rot-Grün", ruft Seehofer mit ganzer Kraft ins weiß-blaue Rund der Dreiländerhalle. Für Aschermittwochverhältnisse erntet er dafür - wie so oft in seiner Rede an diesem Tag - nur verhaltenen Applaus. Der Beifall ist einer der Indikatoren, die zeigen, wie gespalten die CSU auch nach dem Friedensgipfel mit der CDU Anfang Februar Kanzlerin Angela Merkel (

    CSU im Kampf gegen Martin Schulz - und die AfD

    Für einen erfolgreichen Wahlkampf gegen die SPD um Martin Schulz braucht die Union aber Geschlossenheit. Seehofer weiß das ebenso genau wie er sich bewusst ist, dass die Union im

    Seehofers Aufgabe ist es, die Kritiker in der CSU bei der Stange zu halten. Für den Fall, dass der eine oder andere christsoziale Wähler mit dem Gedanken spielt, sein Kreuz bei der Bundestagswahl am 24. September bei der AfD zu machen, malt Seehofer das Feindbild an die Wand: "Wer Rechtsaußen wählt, bekommt in Deutschland eine linke Regierung. Das ist zwingend, meine Freunde." Inhaltlich gebe es ohnehin keinen Grund,

    Kritik an Merkel wird immer lauter

    Richtig laut wird es in der Halle erst zum Ende der Rede Seehofers. Mit seinen Forderungen nach einer Obergrenze für Flüchtlinge, schnelleren Asylverfahren an den Grenzen und einer Absage an EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei trifft er den Nerv der Zuhörer, die zumindest beim Applaus mehrheitlich Merkel kritisch gegenüberstehen. Diese Zuhörer sind mit Sätzen wie "Bitte alle Freunde, seid stolz auf eure Union, was sie für Deutschland erreicht hat," wenig zu begeistern. 

    Dass dieser Eindruck nicht täuscht, beweist ein weiterer Faktor: Als der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber, einer der entschiedensten Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik, am Ende der Veranstaltung die Bühne betritt, kennt der Saal kein Halten mehr. Schon während Seehofers Rede waren "Edmund, Edmund, Edmund"-Rufe zu hören gewesen. Sie sind lauter als kurzzeitig das skandierte "Horsti, Horsti, Horsti" während des vierminütigen Schlussapplauses.

    Trump hat abgeschrieben: "Bayern zuerst" bleibt Seehofers Motto

    Seehofer dürfte vom Politischen Aschermittwoch in Passau deshalb eine Gewissheit mit nach München nehmen, die ihm so gar nicht gefallen dürfte: Um die Reihen der CSU in den Monaten bis zur Wahl geschlossen zu halten, braucht er einen riskanten thematischen Spagat zwischen bundespolitischen Kompromissen und bayerischem Eigensinn.

    Seehofer indessen scheint dies geahnt zu haben: "Seit ich Verantwortung trage, habe ich ein Ziel: Bayern zuerst. Da lasse ich mich von niemandem davon abbringen", sagt er am Anfang seiner Rede. Es ist sein Friedensangebot an die Skeptiker, die er in der Folge mit vielen Komplimenten tätschelt, wenn er von der "fantastischen Bevölkerung" und blühenden Landschaften spricht: "Bayern hat den höchsten Berg Deutschlands und die niedrigsten Schulden. Bayern ist einzigartig, Bayern ist ein Paradies." Das hört man hier gerne.

    Parallelen zu dem von US-Präsident Donald Trump ausgerufenen Motto "America first" weist Seehofer bei seinem "Bayern zuerst" gar nicht von sich - mit einem kleinen Unterschied: "Ich kann auch nix dafür, dass amerikanische Präsidenten unser Programm abschreiben, aber deshalb wird es ja nicht falsch." Marco Hadem, dpa

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