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München: Pläne für 150-Meter-Türme: Strebt München wieder in die Höhe?

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Pläne für 150-Meter-Türme: Strebt München wieder in die Höhe?

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    So soll das Areal an der alten Posthalle in München aussehen. Die beiden Türme werden dann hoch über das Stadtpanorama hinausragen.
    So soll das Areal an der alten Posthalle in München aussehen. Die beiden Türme werden dann hoch über das Stadtpanorama hinausragen. Foto: Herzog & De Meuron (Illustration)

    Wer schon mal mit dem ICE von Augsburg nach München gefahren ist, der kennt den Ausblick aus dem Fenster, wenn der Zug in den Westen der Stadt einfährt. Auf Höhe der S-Bahn-Station Hirschgarten im Stadtteil Neuhausen-Nymphenburgziehtdie denkmalgeschützte Paketposthalle vorbei. Das bogenförmige Dach des in den 60er-Jahren erbauten Gebäudes mit der schwungvollen Bogenkonstruktion ist prägnant für das Münchner Stadtbild. Die Frage aber ist: Wie lange noch?

    Viele Jahre galt das Bauwerk mit einer Spannweite von knapp 150 Metern und einer Länge von 124 Metern als weltweit größte freitragende Betonfertigbauhalle. Jetzt könnte diese – im wörtlichen Sinne – in den Schatten gestellt werden. Denn auf dem gesamten Areal um die Paketposthalle – insgesamt ist es 87.000 Quadratmeter groß – sollen zwei 155 Meter hohe Hochhäuser gebaut werden.

    Mitsamt seiner Antenne misst der Olympiaturm 291 Meter und ist damit das höchste Gebäude in München und das zweithöchste Bayerns.
    Mitsamt seiner Antenne misst der Olympiaturm 291 Meter und ist damit das höchste Gebäude in München und das zweithöchste Bayerns. Foto: Matthias Schrader, dpa

    Der Münchner Investor, die Büschl Unternehmensgruppe, und das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron – unter anderem bekannt für die Allianz-Arena und die Elbphilharmonie – wollen das Gelände komplett umgestalten. Die rund 18.000 Quadratmeter große Halle soll entkernt und saniert und der Öffentlichkeit für Kunst-, Kultur- und Sportveranstaltungen zur Verfügung gestellt werden. Drumherum sollen sieben sogenannte Höfe mit Innengärten gebaut werden, in denen Wohnungen entstehen. Und daneben die beiden 155 Meter hohen Türme. Das gesamte Areal soll Raum bieten für Wohnen, Arbeiten, Einkauf und Gastronomie, aber auch für soziale Einrichtungen, zum Beispiel für eine Kita und ein Seniorenheim.

    Knappe Mehrheit bei Bürgerentscheid für Hochhäuser in München

    Für München wäre das eine Neuheit, denn seit 2004 wurde kein Hochhaus mehr gebaut, das höher als 100 Meter ist. Vor 15 Jahren gründete sich die Anti-Hochhaus Initiative „Unser München“, an ihrer Spitze stand der ehemalige SPD-Oberbürgermeister Georg Kronawitter. Die Initiative setzte einen Bürgerentscheid unter den Münchnern durch, mit dem Ergebnis: 50,8 Prozent stimmten für eine Obergrenze von 100 Metern für Gebäude – nichts sollte also höher sein als die beiden Türme der Frauenkirche.

    Der damalige SPD-Oberbürgermeister Christian Ude versprach damals, den Bürgerentscheid, der formell nur für ein Jahr gesetzlich binden ist, auch über diese Frist hinaus zu respektieren. Er sagte: „Wenn so ein Bürgerentscheid vorliegt, sollte er auch nur durch einen Bürgerentscheid wieder aufgehoben werden.“

    Auf Platz zwei liegt das Uptown-Hochhaus mit 146 Metern Höhe. Es wurde 2004 fertiggestellt und steht im Stadtteil Moosach.
    Auf Platz zwei liegt das Uptown-Hochhaus mit 146 Metern Höhe. Es wurde 2004 fertiggestellt und steht im Stadtteil Moosach. Foto: Fernanda Vilela/Telefónica Deutschland Holding AG/obs

    Seitdem sind 15 Jahre vergangen und mittlerweile können sich wieder mehr Menschen in München vorstellen, Hochhäuser in der Stadt zu bauen. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie des Regionalinstituts für Marktforschung in München Anfang 2019. Dessen Umfragen haben ergeben, dass vor allem für die Hochhäuser außerhalb des Mittleren Rings die Zustimmung in der Bevölkerung ansteigt. Insgesamt sinkt der Anteil der Gegner von Hochhäusern in München – allerdings werden potenzielle Hochhäuser innerhalb des Mittleren Rings in München weiterhin eher kritisch gesehen.

    Droht an der Paketposthalle in München ein Verkehrschaos?

    Unter den Stadtratsfraktionen ist man sich uneinig, ob die Räte das Bauvorhaben gut oder schlecht finden. CSU und die Ausschussgemeinschaft ödp und Die Linke stehen dem Vorhaben kritisch gegenüber. Johann Sauerer von der CSU sagt: „Die beiden Hochpunkte stören die wichtige Sichtachse vom Münchner Westen in Richtung Innenstadt.“ Tobias Ruff von der ödp ergänzt: „Wir möchten nicht, dass München zur Allerweltsstadt wird. Wir können auf das Panorama mit Frauenkirche und Zugspitze stolz sein.“

    SPD, Grüne - rosa Liste, FDP und Bayernpartei finden die geplanten Hochhäuser gut. Anna Hanusch von den Grünen und selbst Architektin sagt: „Ich finde es positiv, dass die alte Halle wiederbelebt und mit dem gesamten Stadtteil verknüpft wird.“ Auch Johann Altmann von der Bayernpartei findet den Entwurf „einen Hingucker“. Heide Rieke von der SPD ergänzt: „Die 100-Meter-Grenze ist viel zu plakativ.“ In einem Punkt sind sich alle Stadtratsfraktionen einig: das Verkehrsproblem. Sollte das Bauvorhaben an der Paketposthalle umgesetzt werden, darf an dem Areal kein Verkehrschaos entstehen. Michael Mattar von der FDP: „Es braucht dort ein Mobilitätskonzept, damit der Individualverkehr nicht zunimmt und der ÖPNV gut angeschlossen wird. Dann könnte das ein echter Gewinn für die Stadt werden.“

    Seit 2004 gibt es in Schwabing die Highlight-Towers I und II. Sie sind 126 und 113 Meter hoch.
    Seit 2004 gibt es in Schwabing die Highlight-Towers I und II. Sie sind 126 und 113 Meter hoch. Foto: Rainer Viertlböck/IBM Deutschland GmbH/obs

    Wie es letztlich mit den beiden Türmen an der Paketposthalle weitergeht, wird sich Ende des Jahres zeigen. Dann wird sich der Münchner Stadtrat genauer mit den Plänen beschäftigen und entscheiden, wie viele Geschosse, Wohnungen und Arbeitsplätze dort entstehen sollen.

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