Ein ehemaliges katholisches Kinder- und Jugendheim in der Nähe von München gerät in das Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Deutschen Presse-Agentur mit. Bislang war das Heim im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche noch nicht in die Öffentlichkeit geraten.
Ehemaliges Jugendheim in Baiern: Aussage in anderem Fall brachte Ermittlungen ins Rollen
Hintergrund der Ermittlungen sind Vorwürfe massiven sexuellen Missbrauchs, die im Rahmen eines Prozesses vor dem Landgericht München II bekannt wurden. Ein 56 Jahre alter Mann, der selbst wegen schweren Missbrauchs an kleinen Kindern angeklagt ist, hatte vor Gericht angegeben, in seiner Kindheit und Jugend unter anderem im Piusheim von mehreren Männern missbraucht worden zu sein. Er sprach auch von Prostitution, von "Anschaffen" und "Sexpartys".
Konkret nachprüfen lassen sich diese Vorwürfe noch nicht. Es handle sich um Vorermittlungen, betonte Staatsanwältin Karin Jung. "Es wird den Angaben des Angeklagten nachgegangen. Ob die Angaben sich als belastbar erweisen und ob schließlich eine strafrechtliche Ahndung erfolgen kann, kann noch nicht gesagt werden."
Verdachtsfälle waren dem Erzbistum München schon länger bekannt
Das Erzbistum München und Freising bestätigte der dpa allerdings auf Anfrage, dass im Zusammenhang mit der inzwischen geschlossenen Einrichtung seit 2010 neun Verdachtsfälle wegen sexueller Übergriffe oder körperlicher Gewalt gemeldet wurden. Diese sind mit einer einzigen Ausnahme bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Alle Fälle in dem Heim, in dem seinerzeit schwer erziehbare Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18 Jahren betreut wurden, ereigneten sich nach Angaben der Katholischen Jugendfürsorge von den 1950er bis Mitte der 1970er Jahre. Nur einer dieser Verdachtsfälle ging in die große sogenannte MHG-Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ein. (dpa)
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