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Philharmonie der Nationen: Machtkampf eskaliert: Würth kündigt Sponsor-Vertrag

Philharmonie der Nationen

Machtkampf eskaliert: Würth kündigt Sponsor-Vertrag

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    Justus Frantz
    Justus Frantz

    Von Holger Sabinsky, Bad Wörishofen/Hamburg Der Kampf um die Herrschaft in der Philharmonie der Nationen tobt mit neuer Härte: Nun hat der Hauptsponsor, der Würth-Konzern aus Künzelsau, seinen Vertrag gekündigt. Würth soll das Projekt junger Musiker verschiedener Nationen in der Vergangenheit mit Millionenbeträgen gefördert haben.

    Würth folgt damit dem bekannten Dirigenten und Komponisten Justus Frantz. Der Gründer der Philharmonie der Nationen hatte seinen Chefdirigenten-Vertrag am 18. August fristlos gekündigt. Frantz betonte aber danach, dass er nicht die Philharmonie der Nationen verlasse. Er wolle vielmehr mit dem Orchester weitermachen, sich aber von den Vorständen des Fördervereins der Philharmonie der Nationen, Detlef Kröger und Michael Urban, trennen.

    Das 15. Festival der Nationen in Bad Wörishofen vom 25. September bis 3. Oktober ist von den Querelen nicht berührt. "Justus Frantz wird mit seinem Orchester zu Ihnen kommen", sagte Sprecher Wolfgang Stock am Freitag unserer Zeitung.

    Hintergrund des Machtkampfs ist ein Zerwürfnis zwischen Frantz und seinem früheren Vertrauten Urban. Der zweite Vorsitzende des Fördervereins fordert Geld von Frantz zurück, hat ihm zuletzt den Gerichtsvollzieher geschickt. Detlef Kröger hat sich Frantz' Zorn zugezogen, weil er durch Wirtschaftsprüfer Quittungen und Belege des Fördervereins Jahren überprüfen lässt.

    Nun schießen alle Seiten scharf: Frantz sagte diese Woche der Bild-Zeitung, dass er einen Partner gefunden habe, der ihm bei seinen Geldsorgen hilft und lederte gegen Urban, ohne dessen Namen zu nennen: Der habe sich bei ihm "eingeschleimt". "Dieser Mann, so hatte ich den Eindruck, wollte mein Orchester zersprengen, mich komplett ruinieren und mich zu seinem Leibeigenen machen." Urban selbst äußert sich derzeit gar nicht mehr.

    Fördervereins-Chef: Organisation der Philharmonie war "dubios"

    Der Fördervereins-Vorsitzende Detlef Kröger interpretierte die Kündigung des Chefdirigenten im Deutschlandradio so: Frantz habe sich "leider wieder den Strukturen angeschlossen, die ich persönlich für außerordentlich unseriös halte und die uns sicherlich insgesamt ins Verderben führen würden". Die frühere Organisation der Philharmonie der Nationen sei in seinen Augen "dubios" gewesen, die Strukturen "undurchsichtig".

    Über die Arbeit der Wirtschaftsprüfer sagte Kröger: "Die Zwischenergebnisse, die mir vorliegen, sind außerordentlich beunruhigend." Er sei wegen der Wirtschaftsprüfung sogar von Bundespolitikern zum Rücktritt gedrängt worden, so Kröger. Dennoch sagte er am Freitag unserer Zeitung, er freue sich, "wenn Justus Frantz die Philharmonie der Nationen in Bad Wörishofen dirigieren wird".

    Zum großen Showdown wird es am 8. September bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Fördervereins in Osnabrück kommen. Zu erwarten ist eine neue Eskalationsstufe: Frantz wird versuchen, die zwei Vorsitzenden aus dem Amt zu drängen. Und möglicherweise werden auch Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung bekannt...

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