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Pferdefleisch-Skandal: Bayern ruft Handel zu mehr Verantwortung auf

Pferdefleisch-Skandal

Bayern ruft Handel zu mehr Verantwortung auf

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    Noch immer werden Fleischproben untersucht. Bayern will künftig Skandale wie den ums Pferdefleisch verhindern.
    Noch immer werden Fleischproben untersucht. Bayern will künftig Skandale wie den ums Pferdefleisch verhindern. Foto: Friso Gentsch, dpa

    Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) gibt im Pferdefleisch-Skandal dem Handel eine Mitschuld. Verantwortlich für die Qualität eines Produktes sei immer der Letzte, der es verkauft hat, sagte Huber im Interview mit unserer Zeitung. „Der Hersteller muss sich durch eigene Kontrollen vergewissern, dass die Ausgangsprodukte einwandfrei sind.“

    Rewe weist Kritik an mangelnder Kontrolle zurück

    Auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner lässt den Handel nicht aus der Verantwortung. „Jeder Pizzabäcker weiß, welche Zutaten er verarbeitet. Auch große Handelskonzerne, die unsere ganze Republik beliefern, müssen jederzeit wissen, was drin ist in ihren Produkten und woher sie kommen“, sagte die CSU-Politikerin.

    Der Handelsriese Rewe wies die Kritik an mangelnden Qualitätskontrollen der Branche zurück. „Die Unternehmen machen schon heute hundertfach mehr Kontrollen als die Lebensmittelbehörden“, betonte

    Er nannte es erschreckend, dass „beinahe reflexartig“ mit Schuldzuweisungen an den Handel reagiert werde, bevor die Politik alle Möglichkeiten der Aufklärung ausgeschöpft hat.

    Minister Huber fordert härtere Strafen für Lebensmittelbetrüger

    Dem widerspricht Huber. Im harten Wettbewerb der sieben großen Einzelhandelsketten gehe es um Service, Qualität und Preis. „Und wenn man an der Preisschraube dreht, bleibt die Verantwortung des Handels bestehen, nur einwandfreie Produkte zu verkaufen.“ Der Minister fordert härtere Strafen für Lebensmittelbetrüger.

    Pferdefleisch-Skandal: Betroffene Handelsketten und Produkte

    Aldi Süd: Rindergulasch, 540-Gramm-Dose (Omnimax) Ravioli Bolognese, 800-Gramm-Dose (Cucina)

    Coop/Sk: Lasagne Bolognese (Mou)

    Edeka: Lasagne Bolognese, tiefgekühlt (Gut & Günstig)

    Eismann: Lasagne, tiefgekühlt

    Kaiser’s: Lasagne, tiefgekühlt (A&P)

    Lidl: Rindergulasch, 500-Gramm-Dose (Coquette) Ravioli in pikanter Sauce, 800 Gramm (Combino) Penne Bolognese, 750 Gramm (Combino) Tortelloni mit Rindfleisch, 400 Gramm (Combino)

    Metro Cash & Carry: Lasagne Bolognese, 400 Gramm (Capri)

    Real: Lasagne Bolognese, tiefgekühlt, 400 Gramm (TiP) Mini Cheeseburger (Agro On)

    Rewe: Lasagne Bolognese (Tavola) Chili con Carne, gekühlt, 350 Gramm (Rewe) Spaghetti Bolognese, gekühlt, 400 Gramm (Rewe)

    „Wer Profitgier über die Interessen der Verbraucher stellt, dem muss das Handwerk gelegt werden.“ Huber drängt entschieden darauf, illegale Millionengewinne abzuschöpfen. „Wir müssen ein ordentliches Abschreckungspotenzial schaffen.“ Es sei jetzt Sache der Justiz, genau aufzuklären, wer in der komplizierten Kette der Lebensmittelunternehmen die strafrechtliche Verantwortung zu tragen hat.

    34 von 485 amtlichen Proben waren bisher positiv

    Die deutschen Behörden haben inzwischen in 34 von 485 amtlichen Proben undeklariertes Pferdefleisch entdeckt. In den Proben wurde jeweils mehr als ein Prozent Pferdefleisch festgestellt. Daher müsse nicht nur von Spuren, sondern von einer Beimischung gesprochen werden, so das Bundesverbraucherministerium. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt unterdessen gegen das niedersächsische Fleischunternehmen Schypke.

    Es bestehe der Verdacht, dass in dem Betrieb Pferdefleisch verarbeitet worden sei, sagte eine Sprecherin der Behörde. „Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen, wir produzieren weiter“, betonte dagegen Schypke-Vertriebschef Manfred Diekmann. mit dpa

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