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Peggy Knobloch: Spekulationen um Peggy: Lebt sie das Leben einer anderen?

Peggy Knobloch

Spekulationen um Peggy: Lebt sie das Leben einer anderen?

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    Spekulationen um Peggy: Lebt sie das Leben einer anderen?
    Spekulationen um Peggy: Lebt sie das Leben einer anderen?

    Wo ist Peggy? Seit zwölf Jahren ist diese Frage unbeantwortet. Allerlei Theorien ranken sich um ihr Verschwinden. 

    Im April wird der Fall Peggy Knobloch neu aufgerollt. Die Polizei durchsucht mehrere Anwesen in Lichtenberg in Oberfranken. Doch eine Leiche gibt es noch immer nicht. Zwar hat die Polizei Knochen sicher gestellt. Doch ob es sich um Peggy handelt, ist unklar.

    Wurde Peggy verschleppt?

    Ein Journalist aus Regensburg behauptet, zu wissen, was mit dem Mädchen geschah. Im Fränkischen Tag erklärt er seine gewagte Theorie. Für Hans-Werner Lange ist klar, Peggy lebte das Leben einer anderen - und starb auch so.

    2009 wird eine junge Frau ermordet in einem Steinbruch nahe Löbau im Kreis Görlitz gefunden. Sie wird als Yvonne Menzel identifiziert. Journalist Lange ist überzeugt: Dabei handelt es sich um Peggy.

    Das neunjährige Mädchen aus Lichtenberg wurde seiner Meinung nach vor zwölf Jahren nicht ermordet. Sie wurde verschleppt.  Ulvi K. scheidet für Lange als Täter aus.  Nachzulesen bei infranken.de

    Ein BR-Film greift Peggys Schicksal auf

    Diese These vertritt auch BR-Journalistin Ina Jung. In ihrem Fernsehfilm "Das unsichtbare Mädchen" wird Sina (so heißt Peggy im Film) gekidnappt, verkauft und muss in einem Bordell im Osten anschaffen gehen.

    Mit dem Journalisten Christoph Lemmer hat Jung nun ein Buch vorgelegt,  in dem beide den Fall Peggy nachzeichnen und einem Skandal auf die Spur gekommen sein wollen. Ihrer Ansicht nach ist der Falsche als Mörder des neunjährigen Kindes verurteilt worden. Der geistig behinderte Ulvi könne nicht der Täter sein.

    Jung und Lemmer haben Akten gewälzt, um herauszufinden: Was geschah mit Peggy?

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    Jung und Lemmer haben Akten gewälzt und mit vielen Menschen über den Fall gesprochen. Sie machen vor allem der Polizei-Soko Peggy II Vorwürfe, die eingesetzt wurde, nachdem die erste Sonderkommission die Segel gestrichen hatte. Das Tonbandgerät der Polizei sei ausgerechnet bei Ulvis Geständnis kaputt gewesen. Ulvi habe später hartnäckig widerrufen. Entlastungszeugen seien entweder gar nicht mehr gehört oder eingeschüchtert worden. Zeiten zum Ablauf der Tat seien manipuliert worden, behaupten die beiden Autoren. Ein auf Ulvi angesetzter V-Mann in der Psychiatrie habe gelogen - und das inzwischen auch vor der Justiz eingeräumt.

    Peggys Spur soll nach Sachsen-Anhalt führen

    Ulvi K. war 2004 vom Landgericht Hof wegen Mordes verurteilt worden. Aber wenn die beiden Rundfunkjournalisten Recht haben sollten - wer war es dann? Wenn nicht Ulvi K. das Mädchen erstickte, um einen Missbrauch an ihr zu vertuschen - was ist dann mit Peggy geschehen? Lemmer und Jung zeichnen die Spuren nach, die die Polizei zunächst verfolgt hatte. Eine führte nach Sachsen-Anhalt, zu einem Bekannten von Peggys Familie.

    Polizei und Staatsanwaltschaft in Bayreuth halten sich bei diesem Thema bedeckt. In dem Buch gebe es für die Ermittler "keine wirklich neuen Informationen", sagte Oberstaatsanwalt Ernst Schmalz. "Wir verfolgen mehrere Stränge", beschreibt er die 2012 wieder angelaufenen Untersuchungen. Das Buch enthalte nichts, was nicht auch im Visier von Polizei und

    Bei der Buchvorstellung am Donnerstagabend in Hof ist auch Elke Beyer dabei. Die Bürgermeisterin von Lichtenberg sagt: "Es ist eine Geschichte, die nie aufhört. Wir wünschen uns ein Ende." Lichtenberg sei untrennbar mit dem Fall verbunden. Die Bürger wollten wissen, was genau damals geschehen sei, damit wieder Ruhe einkehren könne in das Städtchen.  dvd/dpa

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