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Pandemie: Corona-Lockdown: So haben die Menschen das Wochenende erlebt

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Corona-Lockdown: So haben die Menschen das Wochenende erlebt

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    In den Restaurants und Cafés werden die Stühle hochgestellt. In den kommenden vier Wochen sind gastronomische Betriebe geschlossen, sie dürfen aber Essen zum Mitnehmen anbieten.
    In den Restaurants und Cafés werden die Stühle hochgestellt. In den kommenden vier Wochen sind gastronomische Betriebe geschlossen, sie dürfen aber Essen zum Mitnehmen anbieten. Foto: Daniel Biskup

    Spätestens seit vergangenem Mittwoch, als Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Pressekonferenz erklärte, dass die Pandemielage sehr ernst sei, dass sich das Virus rasant verbreite und immer mehr Menschen auf Intensivstationen lägen, war klar, dass dieser November kein gewöhnlicher werden würde. Merkel sprach nämlich nicht nur von Zahlen und Prognosen, sondern machte auch deutlich: Es wird drastische Maßnahmen geben.

    Und diese Maßnahmen, die in vielen Punkten einem Lockdown gleichkommen, treten in Bayern nun an diesem Montag in Kraft. Die Politik will so die massiv steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff bekommen und die drohende Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Darauf hatten sich Bund und Länder verständigt. In dem vier Wochen dauernden Teil-Lockdown werden Restaurants und Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen und die sozialen Kontakte stark eingeschränkt. Einkaufen ist aber weiterhin möglich.

    In Augsburg begann der Lockdown schon am Freitag

    In Augsburg wurde das öffentliche Leben schon am Freitagabend heruntergefahren. In der Stadt waren die Infektionszahlen so stark angestiegen, dass man das Wochenende nicht mehr abwarten wollte. Den entscheidenden Ausschlag gab wohl der Appell der Mediziner des Augsburger Universitätsklinikums. "Man kommt an die Grenzen des Machbaren", sagte der Arzt Prof. Dr. Helmut Messmann in einer Pressekonferenz. "Man ist es auch den Mitarbeitern schuldig, aktiv zu werden. Wir müssen eine Vollbremsung einlegen."

    Eine Vollbremsung wie im vergangenen Frühling, als die Lockdown-Maßnahmen deutlich strenger waren, die gibt es allerdings nicht. Aber um im Bild zu bleiben: Die Stadt Augsburg schaltete am Freitagabend dann doch mehrere Gänge herunter. Kurz vorher verzeichneten Restaurants noch einen größeren Andrang von Gästen. Es sei "knallevoll" gewesen, erzählen etwa die beiden Augsburger Karin Heil und Peter Mangold. Sie wollten sich, so wie viele andere, noch einen letzten schönen Abend beim Essen gönnen, bevor die Gastronomie für die kommenden vier Wochen schließen muss.

    Masken beim Spaziergang: Viele Bürger können das nicht verstehen

    Dass das nicht überall gut ankommt, war in der Stadt zu spüren. Am ersten Wochenende mit verschärften Corona-Regeln war die Stimmung unter den Augsburgern teilweise gereizt. Viele Bürger sind sauer, dass sie nun auch beim Spaziergang an Lech und Wertach einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. In freier Natur sei dies völlig überzogen, sagen Kritiker. Prompt kippte die Stadt dieses Gebot am Sonntagabend. Eine Maskenpflicht gilt nun nur noch an stark frequentierten Bereichen der Flussufer.

    Auch am Augsburger Stadtmarkt war das besondere Flair, das Besucher aus ganz Schwaben anzieht, nicht wie sonst. Dort läuft nach wie vor der Verkauf von Lebensmitteln, Getränken, Blumen und vielen anderen Waren – die gastronomischen Schlemmerstände mit Bewirtung mussten jedoch schließen. Eine der Betroffenen ist Stadtmarkt-Händlerin Doris Wiedemann, die vielen Besuchern am Samstag die neuen Regeln erklären musste. Sie sagt, "die Leute reagieren diesmal teilweise gereizter als beim ersten Lockdown."

    Halloween auf dem Stadtmarkt: Elena Fodor (links) und Doris Wiedemann, tragen die Coronaregeln mit und hoffen dadurch auf niedrige Infektionszahlen.
    Halloween auf dem Stadtmarkt: Elena Fodor (links) und Doris Wiedemann, tragen die Coronaregeln mit und hoffen dadurch auf niedrige Infektionszahlen. Foto: Bernd Hohlen

    An diesem Wochenende wollten es viele noch einmal krachen lassen

    Bevor an diesem Montag die Maßnahmen flächendeckend in Kraft treten, wollten es viele Menschen offenbar noch einmal krachen lassen. Zu dieser Einschätzung kamen jedenfalls einige Polizeipräsidien im Freistaat.

    Die Menschen hätten die Tage vor dem Lockdown noch ausgenutzt, sagt etwa ein Sprecher des Polizeipräsidiums Regensburg. In der Nacht auf Samstag habe es in der Innenstadt einige Einsätze wegen Ruhestörung gegeben. Auch im Landkreis Regensburg feierten sechs Personen am Freitagabend in einer Wohnung in Wörth an der Donau. Von der Party erfuhr die Polizei, weil eine junge, betrunkene Frau in ein Krankenhaus gebracht worden war. Gefeiert wurde auch im unterfränkischen Eltmann. Dort löste die Polizei am Freitagabend eine Party mit neun Personen aus sechs verschiedenen Haushalten auf.

    In Bayern haben am Samstag die einwöchigen Herbstferien begonnen

    Von den Maßnahmen, die nun in Kraft treten, sind übrigens längst nicht nur die Bürger in Bayern betroffen, sondern auch Touristen. Urlauber müssen die bayerischen Hotels bis Montagvormittag verlassen, wie am Samstag bekannt wurde. Touristische Übernachtungen seien nicht mehr gestattet, sagte ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums.

    In Bayern haben am Samstag die einwöchigen Herbstferien begonnen. Der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Bayern, Ulrich Frank-John, kann das Vorgehen nicht verstehen: "Wir hätten die Touristen gerne behalten." Dass auch bei den neuen Maßnahmen wieder das Gastgewerbe besonders betroffen sei, ist seiner Ansicht nach "völlig unverhältnismäßig". (mit dpa)

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