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Pandemie: Corona-Fälle in Garmisch: Ist doch keine Superspreaderin schuld?

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Corona-Fälle in Garmisch: Ist doch keine Superspreaderin schuld?

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    Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen eine 26-Jährige, die trotz Symptomen ausgegangen und dabei andere Menschen angesteckt haben soll.
    Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen eine 26-Jährige, die trotz Symptomen ausgegangen und dabei andere Menschen angesteckt haben soll. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Wie kann es sein, dass die Corona-Fälle im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in der vergangenen Woche so rapide angestiegen sind? Schnell hatten Landratsamt, Politik und Medien eine Schuldige ausgemacht: Eine 26-jährige US-Amerikanerin, die sich trotz Corona-Symptomen ins Garmisch-Partenkirchener Nachtleben begeben und dabei mehrere Menschen infiziert haben soll. Schnell war der Frau das Etikett „Superspreaderin“ verpasst. Doch ganz so einfach ist es offenbar nicht.

    Nach Bekanntwerden des Falls der 26-Jährigen rief das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen vor allem jüngere Menschen auf, sich testen zu lassen. Dem kamen rund 1000 Menschen nach. Nur drei positive Fälle, die dabei festgestellt wurden, stehen in Zusammenhang mit der Frau: Eine Person arbeitet nach Angaben des Landratsamts in dem Lokal, das die Frau am Dienstag aufgesucht hatte, zwei waren in der Vorwoche gleichzeitig mit ihr Gäste eines Irish Pub.

    Corona-Anstieg in Garmisch-Partenkirchen: Wohl keine "Kneipentour"

    Vor dem Testaufruf war bekannt geworden, dass sich 24 Menschen in einem Hotel der US-Streitkräfte infiziert hatten, in dem die 26-Jährige arbeitet. Unklar ist jedoch, ob sie dort tatsächlich die Kollegen angesteckt hat – oder selbst angesteckt wurde. Dies räumte inzwischen auch Landrat Anton Speer (Freie Wähler) ein. Die Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis Garmisch-Partenkirchen lag am Freitag bei 59 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner.

    Nach ARD-Recherchen, soll die Frau außerdem nicht – wie anfangs berichtet – auf „Kneipentour“ gegangen sein. Demzufolge soll die Frau nach ihrem Test – aber noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses – nur eine Lokalität aufgesucht haben.

    Musste die 26-Jährige in Quarantäne - oder wurde ihr dazu geraten?

    Eine der weiteren, offenen Fragen bezieht sich auf den Corona-Test, den die Frau am 7. September, einem Montag, in Garmisch-Partenkirchen machen ließ. Wurde der Frau dort gesagt, dass sie in Quarantäne muss, oder wurde ihr nur dazu geraten? Was wie eine Spitzfindigkeit wirkt, ist juristisch entscheidend. Wenn der Frau dort etwa gesagt wurde, eine Infektion sei eher unwahrscheinlich, könnte sie sich nun darauf berufen, nicht von einer Infektion ausgegangen zu sein. Was die Mitarbeiter gegenüber der 26-Jährigen äußerten, sei „aus Kapazitätsgründen bei Teststationen und Ämtern derzeit schwer nachzuvollziehen“, erklärte das Landratsamt auf Nachfrage des BR.

    Dennoch forderten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rasch „harte Konsequenzen“ für die 26-Jährige. Die Staatsanwaltschaft München II nahm wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung Ermittlungen auf. Dort heißt es auf Anfrage unserer Redaktion, man habe die Ermittlungen „aufgrund von privaten Strafanzeigen eingeleitet, die einen Anfangsverdacht begründet haben“. Man stehe in Kontakt mit dem Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen. Dort wollte man sich nun „wegen der laufenden Ermittlungen“ nicht mehr äußern.

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