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Pandemie: Augsburger Abiturienten: Abschlussfahrt in die Quarantäne

Pandemie

Augsburger Abiturienten: Abschlussfahrt in die Quarantäne

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    Party nach dem Abitur war schon immer Programm. Reiseanbieter haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Nun haben sich dabei junge Menschen aus der Region mit Corona infiziert.
    Party nach dem Abitur war schon immer Programm. Reiseanbieter haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Nun haben sich dabei junge Menschen aus der Region mit Corona infiziert. Foto: Dalibor Urukalovic, dpa

    Gleich zwei Abiturfahrten aus der Region haben zu erheblichen Coronaproblemen geführt. Massiv verärgert sind etwa die Schüler eines Augsburger Gymnasiums, von denen sich zwei womöglich bei der Rückreise von einer Abifahrt nach Kroatien mit Corona angesteckt hatten und insgesamt 22 derzeit in Quarantäne sitzen. Gar rund 40 Abiturienten aus dem Raum Aichach sind nach einer Fahrt auf die griechische Insel Korfu in Quarantäne gelandet.

    Die Vorwürfe der Augsburger Schüler richten sich gegen das österreichische Unternehmen X-Bash, das die Reise organisiert hatte. „Uns wurde seitens des Veranstalters vorher ein Sicherheitskonzept zugesagt, das der Veranstalter aber aus unserer Sicht gar nicht ausreichend einhielt“, kritisierte ein 18-jähriger Teilnehmer aus

    Das Problem begann, als der Bus, gestellt von der Firma X-Bash, die Schüler aus Augsburg sowie auch aus Geretsried (Landkreis Bad Tölz) am 3. Juli in München aufsammelte und mit ihnen zusammen nach Lanterna, eine Halbinsel in Kroatien, fuhr. „Wie sich im nachhinein herausgestellt hat, waren zwei Teilnehmer aus

    Menschen standen "dicht an dicht"

    „Was uns erstaunte, waren zunächst die Verhältnisse vor Ort“, berichtet der 18-Jährige weiter. „Es gab ein großes Hotel, in dem wir untergebracht waren und draußen mehrere Bühnen. Dort ging es dicht an dicht zu.“ Zwar habe es beim Einlass Maskenpflicht gegeben. „Aber auf dem eigentlich Partygelände hat es dann niemanden mehr interessiert, wie es zuging.“ Es habe Partyatmosphäre gegeben, wie auf einem Festival. Mit der entsprechenden Nähe der Menschen zueinander. „Von den Covidbeauftragten, die das Unternehmen zunächst zugesichert hatte, war nichts zu spüren.“

    Auch war das Areal am Strand, anders als angekündigt, nicht abgetrennt. „Da lagen Familien am Meer mit ihren Kindern, von einer Absperrung keine Spur.“ Wie sich später herausstellte, wurden dann die beiden Corona-Infizierten aus Geretsried auf Lanterna getestet – mit einem positiven Ergebnis. Sie seien angeblich mit einem Krankenwagen nach Deutschland gebracht worden.

    Nun kommt der Punkt, der die Schüler aus Augsburg am meisten verärgert. „Uns wurde von dem Ganzen überhaupt nichts gesagt.“ Statt dessen ging es am 8. Juli wieder in den Bus – wo zahlreiche Kontaktpersonen saßen, Mitabiturienten der beiden positiv Getesteten. „Das sind doch Kontaktpersonen der Betroffenen. Wieso sagt man uns davon nichts?“

    Die Augsburger wunderten sich hingegen, dass die Gruppe aus Geretsried sich bei der Rückfahrt so still verhalten habe und die ganze Zeit besonders artig die Masken getragen hätten. „Ich will denen nicht unterstellen, dass die Schüler uns mit Absicht nichts gesagt haben. Das lag vielleicht daran, dass es schon auf der Hinfahrt zwischen uns und denen keinen so rechten Kontakt gab. Aber X-Bash hätte uns unterrichten müssen.“

    Es handelt sich nicht um Schulveranstaltungen

    Auch wenn es sich um eine Abiturfahrt handelt, stellt der Vorgang übrigens keine Schulveranstaltung dar. „Wir haben das Ganze privat gebucht, es war nicht der komplette Jahrgang unterwegs, sondern es waren am Ende 30, die mitfuhren.“ Einige seien unter anderem schon geimpft gewesen, weswegen schlussendlich nur 22 in Quarantäne mussten.

    Viel schlimmer zeigt sich das Geschehen im Landkreis Bad Tölz selbst. Dort sind inzwischen 25 junge Menschen infiziert und Dutzende Kontaktpersonen ermittelt. Bei allen Infektionsfällen bestehen dem Vernehmen nach aber maximal leichte Coronasymptome.

    Das Unternehmen X-Bash bedauert den Vorfall sehr. „Das ist natürlich äußerst unschön, wenn man auf Abiturfahrt geht – und hinterher in Quarantäne landet“, sagt X-Bash-Geschäftsführer Thomas Kroupa gegenüber unserer Redaktion. Doch die Kritik will er so nicht ganz stehen lassen. „Zum einen hat es während des Aufenthaltes in Kroatien durchaus zwei PCR-Tests für jeden gegeben – jeden Teilnehmer, jeden Mitarbeiter.“ Von einer Art „Wischiwaschi“ vor Ort möchte er darum nicht reden.

    Und als klar wurde, dass sich zwei Teilnehmer aus Geretsried infiziert hätten, sei das umgehend mit den zuständigen kroatischen Behörden abgestimmt worden. Aufgrund deren Verfügung hätten die Infizierten isoliert und heimgefahren werden müssen – was denn auch geschah. „Aber alle anderen Personen, die ja durch uns getestet waren, waren nach Ansicht der kroatischen Behörden nicht quarantänepflichtig“, erläutert Kroupa. Es sei also aus dieser Sicht völlig nachvollziehbar gewesen, sie gemeinsam in den Bus einsteigen zu lassen. „Sie galten ja nicht als gefährdet.“ Sollte den Schülern weiterer Schaden entstanden sein, so bittet das Unternehmen um entsprechende Meldung, die Fälle würden selbstverständlich bearbeitet. „Wir haben ein sehr überzeugendes Konzept“, ist sich Kroupa sicher. Sein Unternehmen veranstaltet private Abiturfahrten mit etwa 75 Prozent Kunden aus Österreich und 25 Prozent aus Süddeutschland, vor allem Bayern.

    Auch Gymnasium aus Aichach betroffen

    Auch am Deutschherren-Gymnasium in Aichach hat eine privat organisierte, anderthalbwöchige Abifahrt von rund 40 Schülern auf die griechische Insel Korfu Folgen. Nachdem inzwischen zwei von ihnen positiv getestet wurden, hat das Gesundheitsamt Quarantäne für alle Teilnehmer angeordnet. Der halbe Abiturjahrgang muss somit 14 Tage lang zu Hause bleiben. Kurz vor Ende der Quarantäne ist dem Landratsamt zufolge ein Reihentest geplant. Bitter für die Schüler: Sie verpassen nun ihre Abifeier, die an diesem Freitag stattfindet.

    Vor der Heimkehr wurde ein Schüler des Gymnasiums positiv getestet. Er befindet sich weiter auf Korfu – in einem Quarantänehotel. Inzwischen wurde eine weitere Schülerin positiv getestet. Die beiden haben laut Gesundheitsamt keine beziehungsweise schwache Symptome. Das Gesundheitsamt rechnet jedoch mit weiteren Folgeinfektionen. An der Abschlussfahrt nahmen mehrere hundert Schüler aus verschiedenen bayerischen Landkreisen teil. Dem Landratsamt in Aichach zufolge sind bislang sieben positive Testergebnisse und mehrere Verdachtsfälle bekannt.

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