Die am Bahnsteig wartenden Fahrgäste rieben sich verwundert die Augen: Am Bahnhof Seeg (Ostallgäu) ist der Regionalexpress 57331 Mittwoch um 5.07 Uhr mit unverminderter Geschwindigkeit einfach vorbeigefahren. Ein Fahrgast zückte daraufhin sein Handy und rief die kostenlose Service-Hotline an. „Die sichtlich bemühte Service-Mitarbeiterin konnte aber auch nur sagen, dass der nächste Zug um 6.15 Uhr fahren würde“, schildert der Berufspendler zwischen Seeg und Augsburg – über Kaufbeuren.
Lokführer hat "den Halt übersehen"
Da der Mann in Gleitzeit arbeitet, ging ihm unterm Strich eine gute Stunde verloren, die er auf dem Bahnhof in Seeg auf den nächsten Zug wartend verbrachte.´
Auf Anfrage unserer Zeitung nahm die Bahn zu dem Vorfall Stellung. Ein Sprecher bestätigte den geschilderten Vorfall: „Leider hat der Lokführer den Halt heute morgen in Seeg übersehen und nicht gestoppt.“ Die Bahn wolle sich dafür „bei den betroffenen Reisenden entschuldigen“, hieß es weiter. „Wenn sie große Umstände gehabt haben, können sie sich gerne zwecks einer Entschädigung an unseren Kundendialog wenden“, erklärte der Bahnsprecher.
Wegen Bauarbeiten wurde zeitweilig nicht gehalten
Eine Erklärung für das ungewöhnlich Versehen könnte nach Angaben der Bahn die Tatsache sein, dass der Bahnhof Seeg zwischen dem 23. September und dem 9. November nicht angefahren worden war. In diesem Zeitraum war der Bahnsteig an dem kleinen Haltepunkt erneuert worden. „Erst seit dem 10. November kann Seeg wieder angefahren werden“, schildert der Bahnsprecher – also seit Sonntag. Während der Bauarbeiten waren Busse zwischen Seeg und dem Ostallgäuer Lengenwang eingesetzt worden.
Alle Lokführer werden noch einmal instruiert
Unterdessen hat das Unternehmen Besserung gelobt. „Damit der heutige Vorfall ein Einzelfall bleibt, werden noch einmal alle Lokführer instruiert, an den Halt in Seeg zu denken“, heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Bahn.
Und der betroffene Berufspendler konnte gestern Nachmittag über den Vorfall schon wieder lachen. Immerhin habe ihm das Unternehmen ein kostenloses Bayern-Ticket als Wiedergutmachung angeboten – ohne dass er irgendein Antragsformular hätte ausfüllen müssen. „Das finde ich eigentlich eine nette Geste“, sagte der Mann.