Pech! Ein Schüler aus dem Landkreis Augsburg hätte seinen Geburtstag am Montag gemütlich zu Hause feiern können. Doch seine Eltern erfuhren nicht rechtzeitig davon, dass der Unterricht an Bayerns Schulen ausfällt. So kam der Junge mit dem Rad an der Realschule Neusäß an und wurde nach Rücksprache mit den Eltern von der Schulleitung wieder nach Hause begleitet. Er war nicht der Einzige, der am Montag trotz unterrichtsfrei in die Schule ging. Wo sich Eltern bei starkem Unwetter informieren können und wie solche Winterstürme entstehen.
Wie heftig hat Sturm "Sabine" Bayern getroffen?
Vor allem am Montag zog der Sturm über den Freistaat hinweg. Bayernweit gab es Böen mit über 100 Kilometer pro Stunde, erklärt Jürgen Schmidt vom Portal Wetterkontor. Im Landkreis Passau wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes Orkanböen mit einem Spitzenwert von 154 Stundenkilometern gemessen. Zum Vergleich: Als im Jahr 2007 „Kyrill“ über Bayern hinwegzog und auch in der Region schwere Schäden verursachte, waren im Flachland 144 Stundenkilometer gemessen worden.
Sind solche Stürme ungewöhnlich?
Gar nicht, sagt Wetterexperte Schmidt. „Stürme mit orkanartigen Böen, Schauern und Gewittern treten im Zeitraum zwischen Herbst und Frühjahr in regelmäßigen Abständen auf.“
Wie entstehen Winterstürme wie "Sabine"?
Wetterexperte Schmidt erklärt: „Sie entstehen durch das große Temperaturgefälle zwischen der Arktis und dem Äquator.“ An diesen Unterschieden bilden sich die Tiefdruckgebiete, die über Europa ziehen und schwere Stürme auslösen können.
Wind, Sturm und Orkan - was ist der Unterschied?
Windstärken werden nach der von dem britischen Admiral Francis Beaufort (1774-1857) entwickelten Skala berechnet. Sie reicht von 0 Beaufort (Windstille) bis zur Stärke 12 (Orkan).
Böen sind kräftige Windstöße, die den Zehn-Minuten-Mittelwert der gemessenen Windgeschwindigkeit für bis zu 20 Sekunden übersteigen.
Stürmischer Wind (Stärke 8) erreicht eine mittlere Geschwindigkeit von 62 bis 74 Kilometern pro Stunde - gemessen in zehn Metern Höhe über freiem Gelände.
Bei Sturm fegt der Wind mit einer mittleren Geschwindigkeit von 75 bis 88 Stundenkilometer über freies Gelände (Stärke 9). Bei Wind mit Tempo 89 bis 102 (Stärke 10) spricht man von einem schweren, bei 103 bis 117 (Stärke 11) von einem orkanartigen Sturm.
Orkane sind besonders heftige Stürme mit 118 Kilometern pro Stunde und mehr (Stärke 12). Sie richten oft schwere Verwüstungen an.
Welchen Einfluss hat der Klimawandel?
Mit dem Klimawandel hat das nichts zu tun. „Im Gegenteil“, sagt Jürgen Schmidt. „Wenn sich die Erde erwärmt, dann werden die Temperaturunterschiede zwischen Arktis und Äquator verringert.“
Wie geht es bei der Bahn und am Flughafen weiter?
Der Flughafen München meldete am Montagabend, dass immer noch mit „massiven Beeinträchtigungen“ gerechnet werden müsse. Und auch am Flughafen Nürnberg kam es weiter zu Verspätungen und zum Streichen einzelner Flüge. Das gleiche Bild zeigt sich am Flughafen Memmingen. Die Deutsche Bahn informiert auf ihrer Homepage www.bahn.de über aktuelle Störungen im Fern- und Regionalverkehr. Sie meldete am Montag, dass der Regional- und S-Bahnverkehr teilweise wieder aufgenommen werde.
Wer informiert Eltern und Schüler darüber, ob die Schule wegen Unwetter ausfällt?
Ob die Unwetterlage so stark ist, dass der Unterricht ausfallen muss, entscheiden nach Angabe des bayerischen Kultusministeriums auf Landkreisebene „lokale Koordinierungsgruppen“. In ihnen sitzen unter anderem Vertreter des Staatlichen Schulamtes und Schulleiter. Jens Reitlinger, Sprecher des Landratsamtes Augsburg, erklärt, dass die Entscheidungen auch sehr kurzfristig getroffen werden können, wenn sich etwa am Morgen extrem starker Schneefall einstellt. Zu einem Unterrichtsausfall komme es, wenn beispielsweise die Schulwegsicherheit in Gefahr ist oder auch die Schülerbeförderung, weil Busse und Bahnen nur eingeschränkt oder gar nicht fahren. Die Ergebnisse der lokalen Koordinierungsgruppen werden dann, wie Reitlinger betont, über alle zur Verfügung stehenden Informationskanäle wie Zeitung, Radio, soziale Netzwerke, aber auch auf der Internetseite des Landkreises selbst veröffentlicht.
Auch Städte wie beispielsweise die Stadt Augsburg informieren zusätzlich auf ihren eigenen Internetseiten. Die Koordinierungsgruppen sind, wie ein Sprecher des Kultusministeriums im Gespräch mit dieser Redaktion sagt, nur für Schulen, nicht aber für Kindertagesstätten zuständig. Für Schüler, die trotz Unterrichtsausfall in die Schule kommen, sei eine Betreuung zu gewährleisten. Wo am Dienstag die Schulen geschlossen bleiben, lesen Sie hier.
Und wie erfahren Eltern, dass die Kita geschlossen ist?
Ob der Betrieb einer Kindertagesstätte geschlossen wird, entscheiden nach Angaben des bayerischen Familienministeriums die Kommunen vor Ort. Im Landratsamt Augsburg verweist Sprecher Jens Reitlinger auf die unterschiedlichen Trägerschaften der Kitas und erklärt: „Jede Kita kann selbst entscheiden, ob sie öffnet oder schließt.“ Und jede Einrichtung habe ihre eigene Informationskanäle für die Eltern, etwa in Form von Eltern-WhatsApp-Gruppen.
Neuigkeiten zum Orkan "Sabine" gibt es hier im Live-Blog
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