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Olympische Winterspiele 2018: Kurztrip nach Togo - muss das sein?

Olympische Winterspiele 2018

Kurztrip nach Togo - muss das sein?

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    Katarina Witt ist das Gesichter der Münchener Olympia-Bewerbung. dpa
    Katarina Witt ist das Gesichter der Münchener Olympia-Bewerbung. dpa

    Katarina Witt weiß gar nicht mehr, wie oft sie für das olympische Großprojekt München 2018 schon um die Welt geflogen ist. Ausgerechnet im westafrikanischen Togo stellen Münchens Frontfrau, der deutsche Ober-Olympier Thomas Bach und Bewerbungschef Bernhard Schwank an diesem Dienstag ein vorletztes Mal die Vorzüge der bayerischen Kandidatur für die Winterspiele 2018 vor - und das acht Tage vor dem IOC-Votum am 6. Juli im südafrikanischen Durban. Über die Notwendigkeit der globalen Dienstreisen und deren finanziellen Aufwand wird im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) heftig diskutiert.

    Knapp 5000 Flugkilometer von der Isar-Metropole entfernt, biegen die deutschen Olympia-Planer in Togos Hauptstadt Lomé auf die Zielgerade des Bewerbungsmarathons ein. Wie der französische Mitstreiter Annecy und der südkoreanische Favorit Pyeongchang werden die Münchner bei der Generalversammlung der Nationalen Olympischen Komitees Afrikas eine 20-minütige Präsentation vor geschätzten zehn IOC-Mitgliedern abliefern - und wieder abreisen.

    Bei vergleichbaren Veranstaltungen vor der olympischen Familie im chinesischen Guangzhou und im 17 000 Kilometer entfernten Neukaledonien im Südpazifik war es ähnlich. Mehr und mehr IOC-Mitglieder fragen: Muss das sein? Dazu kamen vermeintlich wichtige Auftritte in Acapulco, Belgrad, London und Lausanne.

    Der Aufwand ist enorm. Jedes Mal muss eine neue, perfekt durchgestylte Präsentation vorbereitet werden. Bissige Kommentare oder gar Beschwerden seitens der Bewerber gibt es vor Durban nicht. Schließlich sollen stimmberechtigte IOC-Mitglieder nicht verprellt werden, aber der Unmut über diese weltweiten Werbeoffensiven und den Vergabemodus an sich wird auch im IOC immer lauter. Die Reformen, die nach dem Bestechungsskandal um Salt Lake City im Dezember 1999 vom damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch verkündet worden waren, scheinen vielen nicht mehr zeitgemäß.

    "Im Jahr 2011 müssten die damals gemachten Reformen überprüft werden", forderte sogar IOC-Mitglied Juan Antonio Samaranch jr. und stellte damit indirekt die Neuregelung durch seinen verstorbenen Vater infrage. Die Kritik richtet sich vor allem gegen das Besuchsverbot der Olympia-Bewerber und den trockenen, meist mehr als 100 Seiten langen Bericht der IOC-Evaluierungskommission. Auch das zweitägige technische Meeting in Lausanne ist für viele Olympier kein gleichwertiger Ersatz für eine Stippvisite in die Kandidatenstädte. In Lausanne dürfen die Bewerber in einer 45-minütigen Präsentation ihr Konzept vorstellen - alle IOC-Mitglieder sind eingeladen, sich über die Kandidaturen zu informieren und Fragen zu stellen.

    Es sei sehr schwer, "abzustimmen und sich eine Meinung zu bilden, ohne zuvor die Anlagen und das Land vor Ort in Augenschein genommen zu haben", fügte Samaranch jr. an und schlug vor, die Besuche so zu organisieren, "dass sie nicht persönlich und frei sind". Auch das deutsche IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger hat immer offen dafür plädiert, einen Besuch der Kandidatenstädte wieder zu erlauben.

    Noch aber müssen Witt und Co. um die Welt jetten und an allen möglichen exotischen Orten ihre Botschaften verkünden. Auch in Togo wird das deutsche Trio von den "freundlichen Spielen" in München schwärmen. "Es ist toll, dass wir die Möglichkeit haben, diese Woche die Visionen von München 2018 mit der olympischen Familie zu teilen", flötete Witt vor ihrer Abreise an den Golf von Guinea. (dpa)

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