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Oktoberfest: Wiesn-Wirt gesteht Steuerhinterziehung von über einer Million

Oktoberfest

Wiesn-Wirt gesteht Steuerhinterziehung von über einer Million

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    Oktoberfestwirt Sepp Krätz gestand vor Landgericht München, 1,1 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. Archivbild.
    Oktoberfestwirt Sepp Krätz gestand vor Landgericht München, 1,1 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. Archivbild. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Während ein paar Ecken weiter im Justizpalast am Donnerstag der spektakuläre Steuer-Prozess gegen den FC Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß dem Ende zuging, hat sich ein anderer Prominenter im Strafjustizzentrum seinem Verfahren wegen Abgabenverkürzung gestellt. Der Oktoberfestwirt Sepp Krätz ließ vor dem Münchner Landgericht zunächst der Verteidigung das Wort. "Der Kern der Anklage trifft zu", erklärte Anwalt Andreas Strenkert.

    Bewährung und Geldstrafe in Aussicht

    Demnach hat der Groß-Gastronom von 2005 an in seinem Lokal "Andechser am Dom" rund 125 000 Euro und im "Hippodrom"-Zelt auf der Wiesn knapp eine Million Euro an Gewerbe- und Körperschaftssteuer sowie Umsatzsteuer hinterzogen. Für das Geständnis hat die Strafkammer dem 59-jährigen Angeklagten eine Bewährungsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren sowie eine Geldstrafe zwischen 270 und 360 Tagessätzen in Aussicht gestellt. Der Prozess wird am 28. März fortgesetzt.

    Beim "Andechser" floss das Bier im Freischankbereich an den Büchern vorbei. Zwar wurden die Fässer laut Anklage als Betriebsausgaben erfasst, die Einnahmen jedoch nicht verbucht. Im "Hippodrom" war die Champagnerbar auf der Galerie nicht an das Kassensystem angeschlossen. Von den dortigen Tageseinnahmen wurden nur 50 Prozent in der Buchführung erfasst. Das machte jährlich sechsstellige Beträge aus. Die Anklage schlüsselt insgesamt 33 Fälle der Steuerhinterziehung auf.

    Krätz leugnet aktive Beteiligung

    Krätz will daran nicht aktiv beteiligt gewesen sein. Aber "er wusste davon, das war nicht in Ordnung", sagte Anwalt Strenkert. Der Gastronom habe die erzielten Summen für "geringfügig" im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen gehalten und sei "erschrocken über das Ausmaß". Inzwischen habe er geeignete Maßnahmen getroffen, damit sich derartige Verfehlungen nicht wiederholen könnten. Auch seien sämtliche ausstehende Steuern bezahlt.

    "Ich habe nicht gemerkt, was da gemacht wurde und wie es gemacht wurde", sagte Krätz auf Nachfrage des Gerichts. "Irgendwann habe ich es mitgekriegt und war nicht stark genug, zu widersprechen, ich habe es laufen lassen." Der Gastronom bezeichnete sich als erfahren im Service, aber: "Kasse habe ich nie gemacht, ich habe nie Geld in der Hand gehabt."

    Der Metzgermeister ging früh in die Gastronomie

    Der Landwirtsohn hat mit 20 die Metzgermeisterprüfung gemacht, ging aber schon mit 21 in die Gastronomie. Nach vier Jahren hat er den Promi-Biergarten "Waldwirtschaft Großhesselohe" übernommen und 1994 auf Anregung des Andechser Paters Anselm Bilgri das Lokal am Dom. Nur ein Jahr später kaufte er das "Hippodrom", dessen früheres Wirtspaar kurz vor dem Oktoberfest 1994 unter Verdacht der Steuerhinterziehung verhaftet und später zu Strafen von viereinhalb und dreieinhalb Jahren verurteilt wurde.

    Noch unklar, ob Krätz den Wiesen-Platz behält

    Die Nachfolgerin der Wirtsleute geriet unverzüglich selber ins Visier der Steuerfahndung und verkaufte an Krätz. Ob er den Platz auf der Wiesn behält, stellt sich am 28. März heraus, wenn der Wirtschaftsausschuss der Stadt München über die Zulassung der Wirte, Marktkaufleute und Schausteller auf dem diesjährigen Oktoberfest entscheidet. dpa

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