Für viele Wiesn-Fans in Bayern ist die Nachricht wie ein Stich ins Lebkuchenherz: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zweifelt daran, dass es in diesem Jahr ein Oktoberfest geben werde. Eine Absage erscheine seiner Einschätzung nach immer wahrscheinlicher. Es wäre bereits das zweite Mal seit dem Ausbruch der Pandemie, dass das weltberühmte Volksfest wegen Corona ausfällt.
OB Reiter zum Oktoberfest: Man kann sich eine Wiesn 2021 nur schwer vorstellen
In einem Interview mit der Bild-Zeitung sagt Reiter: „Ich ging letztes Jahr fest davon aus, dass es die Wiesn 2021 geben wird. Die Hoffnung wird von Woche zu Woche schwächer, wenn man ehrlich ist.“ Angesichts der weltweit angespannten Corona-Lage und den derzeit geltenden Regeln könne das Oktoberfest Stand jetzt nicht stattfinden. „Egal wo Sie hinschauen, man kann nicht sagen, die Pandemie ist in irgendeiner Art am Abklingen. Und deswegen kann man sich derzeit nur schwer vorstellen, dass es der Welt größtes Volksfest geben kann.“
Ist das nun also das endgültige Aus für die Wiesn 2021? „Da müssten schon erdrutschartige Impfbewegungen stattfinden, dass es tatsächlich noch funktionieren kann“, sagt der Oberbürgermeister im Interview weiter. Auf Nachfrage unserer Redaktion betonte er allerdings am Dienstag auch: „Die Entscheidung, ob die Wiesn in diesem Jahr stattfinden kann oder ein zweites Mal in Folge ausfallen muss, ist noch nicht getroffen.“
Wann wird die endgültige Entscheidung zur Wiesn 2021 getroffen?
Hinter seinen Rathauschef stellt sich auch Clemens Baumgärtner, Wirtschaftsreferent der Stadt München und Wiesn-Chef. „Ich glaube, es wird schon sehr schwierig“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich sehe das wie Dieter Reiter. Wenn die Sicherheit auf der Wiesn nicht gewährleistet werden kann, dann kann das Oktoberfest im Herbst nicht stattfinden.“ Das sei natürlich traurig, aber man wolle keine falschen Hoffnungen schüren, sondern reinen Wein einschenken.
Doch wann wird feststehen, ob es eine Wiesn 2021 geben wird oder nicht? Reiter erklärt, er wolle eine mögliche Absage im Mai mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) klären. Baumgärtner ergänzt, dass spätestens Anfang Juni die Entscheidung getroffen sein soll – und betont ausdrücklich: „Eine Wiesn light wird es aber auf keinen Fall geben. Das ist jetzt schon klar.“
Beide plädieren für eine bayernweite Regelung. „Zum Thema große Volksfeste werde ich mich in Kürze mit dem bayerischen Ministerpräsidenten besprechen, da es ja sinnvoll wäre – wie im letzten Jahr auch – die Entscheidung mit Blick auf alle großen bayerischen Volksfeste einheitlich zu treffen“, so Reiter. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass solche Feste aus infektiologischen Gründen nicht zu verantworten sind.“
Wiesn kurz vor dem Aus: Was ist mit dem Augsburger Herbstplärrer?
Das sehen auch andere Veranstalter in Bayern so – in einigen Städten sind die Entscheidungen bereits gefallen, die Feste für den Sommer und Herbst abzusagen. In Straubing teilte die Stadt am Montag beispielsweise mit, dass das Gäubodenvolksfest – das zweitgrößte Volksfest in Bayern mit rund einer Million Besucher – nicht stattfindet. Gleiches gilt für viele Volksfeste sowie Kulturveranstaltungen in Schwaben und Oberbayern: Darunter in Mindelheim das Frundsbergfest, die Kulturina in Gersthofen, die Feierlichkeiten zum Jubiläum „200 Jahre Kneipp“ in Bad Wörishofen, die Allgäuer Festwoche, das Ingolstädter Pfingstvolksfest und der Schwörmontag in Ulm – alles ist abgesagt.
Für den Augsburger Herbstplärrer steht eine Entscheidung der Stadt noch aus. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle sagte aber auf Nachfrage: „Ob der Herbstplärrer stattfinden kann oder nicht, wird natürlich vom jeweiligen Infektionsgeschehen abhängig sein. Die Stadt Augsburg beobachtet die Situation intensiv und entwickelt auch entsprechende Hygienekonzepte, um den Plärrer – sofern irgend möglich – realisieren zu können.“
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