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Oktoberfest 2013: Die Wiesn im Schatten der Kommunalwahl

Oktoberfest 2013

Die Wiesn im Schatten der Kommunalwahl

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    Es ist das letzte Oktoberfest vor der Kommunalwahl 2014. Der Bierpreis nähert sich der Zehn-Euro-Marke, der Schwarzmarkt blüht und alles wird zum Politikum hochstilisiert.
    Es ist das letzte Oktoberfest vor der Kommunalwahl 2014. Der Bierpreis nähert sich der Zehn-Euro-Marke, der Schwarzmarkt blüht und alles wird zum Politikum hochstilisiert. Foto: Frank Leonhardt, dpa

    Es ist noch nicht mal richtig Frühling, aber in München sorgt das Oktoberfest schon wieder für Wallungen. Der Kampf um Platzreservierungen in den Bierzelten ist schon jetzt entbrannt. Ticketagenturen, so warnte gestern die Vereinigung der Münchner Wiesnwirte, bieten Tische und Plätze „zu absolut überteuerten Preisen“ an – obwohl es noch gar keine Reservierungen gibt. Außerdem knirscht es zwischen Wiesn-Chef Dieter Reiter und Wirte-Sprecher Toni Roiderer. Hier geht es um das traditionell heikelste aller Themen: den Bierpreis.

    Wiesn-Chef Reiter will OB Ude beerben

    Die typisch Münchner Gemengelage rund um die Wiesn ist dieses Jahr noch komplizierter als sonst. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wird bei den Kommunalwahlen im Frühjahr kommenden Jahres nicht mehr antreten. Der städtische Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (

    Im Zusammenhang mit dem Oktoberfest ist das deshalb von Bedeutung, weil Reiter nach dem Ausscheiden der langjährigen Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl den Posten nicht neu vergeben, sondern das populäre Amt selbst übernommen hat. Damit wird alles, was im Zusammenhang mit der Wiesn passiert, automatisch zum Politikum.

    Wirte-Sprecher widerspricht Reiter

    Gleichzeitig nähert sich der Preis für eine Maß Bier der psychologisch brisanten Zehn-Euro-Marke. Zwar ist noch längst nicht entschieden, was die Maß kosten wird. Aber Reiter hat schon angedeutet, dass für eine Maß dieses Jahr nicht zehn Euro bezahlt werden müssen. „Das kann er noch gar nicht wissen“, grantelt Roiderer. Schließlich sei das Verfahren zur Festlegung der Bierpreise noch nicht abgeschlossen.

    Reiters Pressesprecher hält dagegen. Sein Chef habe nur aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Jahre die Vermutung geäußert, dass es dieses Jahr noch nicht so weit ist. Offiziell festgelegt werden die Bierpreise erst im Sommer. Die Wirte nennen ihre Preise, die Stadt prüft, ob sie angemessen sind. Erst wenn dieses Verfahren abgeschlossen ist, steht der Preis fest.

    Münchner Bürger stehen im Wettbewerb zu Firmenkunden

    So hat sich der Bierpreis auf der Wiesn entwickelt

    1971 kostete die Mass Bier nur höchstens 2,95 D-Mark.

    1975 waren es 3,75 Mark.

    1980 stieg der Preis auf 4,90 Mark.

    Bis zu 6,30 Mark musste man 1985 bezahlen.

    1990 war der Spitzenpreis bei 7,55 Mark.

    1995 kletterte der Mass-Preis auf 10,40 Mark.

    2000 waren es schon stolze 12,60 Mark.

    2005 gibt es den Euro und die Mass kostet bereits 7,25 Euro.

    Bis zu 8,90 Euro musste man im Jahr 2010 für sein Wiesn-Bier hinblättern.

    Und wieder ging es rund 40 Cent hinauf. 2012 ist der Preis für eine Mass bei teuren 9,50 Euro.

    2013 kostete eine Mass zwischen 9,40Euro und 9,85 Euro.

    2014 wurde auf dem Oktoberfest erstmals die 10-Euro-Marke für eine Mass Bier geknackt! In manchen Zelten lag der Preis für einen Liter Bier bei 10,10 Euro. Die billigste Mass gab es für 9,70 Euro.

    Unter 10 Euro gab es im Jahr 2015 kein Bier mehr auf der Wiesn: Die günstigste Mass lag bei 10 EUro, die teuerste bei 10,40 Euro. Im Durchschnitt kostete ein Liter Bier 10,22 Euro.

    Um 3,11 Prozent ist der Bierpreis im Jahr 2016 gestiegen: Die Mass kostete zwischen 10,40 und 10,70.

    Einigen Unmut gibt es bei den Wirten auch über eine Stadtratsentscheidung zu den Platzreservierungen. Schon seit Jahren ringen die Stadträte um die Frage, wie den Münchner Bürgern im Wettbewerb mit internationalen Gästen und Firmenkunden der Wiesn-Besuch erleichtert werden könne. Schließlich wurde entschieden, dass die Wirte die Zahl der Reservierungen reduzieren müssen. Die Wirte halten davon nichts. Reservierungen seien ein Vorteil für ältere Gäste und ein Instrument, um die Verweildauer zu begrenzen. Es gebe immer wieder junge Gäste, die vormittags einen Tisch erobern und ihn bis in den Abend hinein nicht mehr hergeben.

    Hinzu kommt, dass nach Ansicht der Wiesn-Wirte die Neuregelung die Situation auf dem Schwarzmarkt noch verschärft. Schon in den vergangenen Jahren seien vereinzelt tausend Euro und mehr für einen reservierten Tisch „abgezockt“ worden. Gestern warnten sie erneut vor „unseriösen Angeboten“. In diesem Punkt werden sie von Reiter unterstützt. Auch er appelliert an die Gäste, sich nicht auf solche „Machenschaften“ einzulassen.

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